Termine werden in den Bochumer Bürgerämtern nur noch online vergeben, wochenlange Wartezeiten inklusive. Für dringende Anliegen gibt es noch keine Lösung.

Kundenfreundlichkeit und Flexibilität – immer häufiger scheinen das Bochumer in ihrem zuständigen Bürgerbüro zu vermissen. Wer sich vorab im Online-System einen Termin reservieren möchte, muss nicht selten bis zu vier Wochen warten.

Zwei-Prozent-Regel einstampfen

Die Soziale Liste Bochum hat dieses Problem im letzten Haupt- und Finanzausschuss aufgegriffen und fordert eine umgehende Verbesserung dieser „nicht akzeptablen“ Situation – unter anderem durch eine Aufstockung des Personals. Seit vergangenem Jahr fährt die Stadt einen strikten Sparkurs, um das Loch im Haushalt zu stopfen. Eine Maßnahme von vielen: jährlich das Personal in der städtischen Kernverwaltung um zwei Prozent abbauen. Doch genau diese Vorgehensweise schlage sich auf die Unzufriedenheit der Bürger nieder: „Vor dem Hintergrund von gestiegenen Anforderungen sowie der Notwendigkeit eine bürgerfreundliche Verwaltung zu erhalten, muss diese pauschale Zwei-Prozent-Festlegung eingestampft werden“, fordert Günter Gleising, Ratssprecher der Sozialen Liste.

Vor dem Urlaub noch rechtzeitig einen Pass beantragen oder sich nach einem Umzug fristgerecht ummelden: Bei den unerwartet langen Wartezeiten ist das für viele Bochumer schlichtweg nicht möglich. Wer sein Glück spontan im Bürgerbüro versuchen möchte, wird mit der Auskunft nach Hause geschickt: „nur mit Termin“. So wie Siegrid Löwer, die seit Wochen versucht, einen neuen Personalausweis im Bürgerbüro Weitmar zu beantragen. „Ich habe telefonisch versucht, vorab einige Fragen zu klären, das war unmöglich. Man gelangt nur an einen Anrufbeantworter, von dem man, was die Öffnungszeiten betrifft, sehr missverständliche Aussagen erhält“, schreibt die Bochumerin in einer E-Mail an die WAZ. Sie hat jetzt einen Termin für den 13. Juni bekommen, kümmert sich aber schon seit Anfang Mai um ihr Anliegen. „Eine bürgerfreundliche Handhabe stelle ich mir anders vor! Das betrifft nicht das Personal, das war immer sehr freundlich“, möchte Löwer aber klarstellen.

Hoher Krankenstand

Auch die Fraktion „FDP und die Stadtgestalter“ kritisiert die Organisation der Bochumer Bürgerbüros. Ihren Informationen nach ist eine der Hauptursachen für die langen Wartezeiten im Bürgerbüro Mitte, dass sich von 24 Mitarbeitern 16 im Urlaub befinden oder krank sind. „Wie wird dieses Vorgehen dem Leitbild der Verwaltung ‘Vorreiter modernen Stadtmanagements’ gerecht?“ – eine Frage, die sich nicht nur die FDP/Stadtgestalter-Fraktion in Bochum stellt.