Bochum. . Die Eröffnung des neuen Justiz-Zentrums hat sich erneut verzögert. Nun sollen die rund 750 Justiz-Beschäftigten erst Mitte März 2017 umziehen.

  • Das neue Justiz-Zentrum wird erst später in Betrieb gehen als geplant
  • Der Umzug soll nun erst Mitte März 2017 erfolgen - fünf Monate später als zuletzt geplant
  • Die gesamte Bauzeit des 146-Millionen-Projektes wird am Ende mehr als vier Jahre betragen

Die Eröffnung des neuen Justiz-Zentrums verzögert sich erneut. Diesmal um fünf Monate. Nun sollen die rund 750 Beschäftigten der Justiz erst Mitte März 2017 in den 146 Millionen Euro teuren Neubau einziehen. Nach vorherigen Planungen sollten die Richter, Staatsanwälte und anderen Justizfachkräfte bereits im kommenden November in ihre neuen Büros einziehen. Zusätzlich werden 330 Referendare dort arbeiten.

Weihnachten sind wir drin“, hatte der Vizepräsident des Bochumer Landgerichts, Dr. Dieter Coburger, Mitte Dezember 2015 in einem WAZ-Gespräch gesagt. Dieser Termin war aber nicht zu halten, weil weitere Probleme um diese aktuell größte Baustelle im Stadtgebiet auftraten. Über die Hintergründe wurde am Montag nichts bekannt.

Coburger, der das Großprojekt aus Sicht der Bochumer Justiz koordiniert, geht jetzt davon aus, dass das Justizzentrum am 2. Januar 2017 für den Umzug bereitstehen wird. Dann beginnt eine logistische Herkulesaufgabe: Nach und nach werden durch eine auswärtige Umzugsfirma die äußerst umfangreichen Archivbestände vom jetzigen Bau am Husemannplatz in den rund 700 Meter Luftlinie entfernten Neubau am Ostring hinübergeschafft. Danach folgt die Installierung der Computersysteme mit all den Kabeln, Servern und Anschlüssen sowie die riesige Telefonanlage. Schließlich sind die Mitarbeiter selbst gefragt: Sie müssen ihre Akten und persönlichen Sachen in Kisten verpacken.

Arbeitsplatzumzug an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden

Am 10., 11. und 12. März 2017 (Freitag bis Sonntag) sollen die Mitarbeiter des Amtsgerichts, des Landgerichts und des Arbeitsgerichts umziehen. Am darauffolgenden Wochenende folgen die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft. Bereits am jeweiligen Tag vor diesem Arbeitsplatzumzug wird der Betrieb stückweise heruntergefahren.

Hier der Innenhof in einer Aufnahme von Ende Juni 2016.
Hier der Innenhof in einer Aufnahme von Ende Juni 2016. © www.blossey.eu

Eine Umzugspause wird es aber nicht geben, keinen einzigen Tag. „Wir versuchen, es so störungsfrei wie möglich zu machen“, sagt Coburger, der selbst als Richter eine Zivilkammer leitet. „Wir müssen weiter für die rechtsuchenden Bürger zur Verfügung stehen.“ Vorübergehend werden aber wohl Gerichtsverhandlungen etwas luftiger terminiert werden.

Das neue Mobiliar ist bereits fertiggestellt. Fast die gesamte Büroausstattung wurde von Häftlingen in ihren Gefängnissen produziert. Mitte Januar 2017 sollen die Tische, Stühle, Schränke und Regale in den neuen Justiz-Komplex gebracht werden, der die Adresse Josef-Neuberger-Straße 1 hat. Dies ist eine neue kleine Stichstraße, die direkt im Scheitelpunkt der 90-Grad-Kurve des Ostrings abgeht. Darüber wird auch der Großteil des Zubringerverkehres für das Justizzentrum fließen. Neuberger war von 1966 bis 1972 NRW-Justizminister (SPD).

Die Eröffnung des Justiz-Zentrums war anfangs für Ende 2015 geplant. So hieß es beim ersten Spatenstich im November 2012. Die Bauzeit wird demnach jetzt mehr als vier Jahre betragen. Durch Firmeninsolvenzen, Umplanungen und Vergabebeschwerden hatte sich der Bauzeitplan schon einmal deutlich verlängert, ebenso die Kosten.

Auch beim Musikforum gab’s Verzögerungen 

Mit der Verzögerung öffentlicher Bauten hat Bochum Erfahrung: Die Fertigstellung des Musikforums ist mehrfach verschoben worden. Nun gibt’s am aktuellen Eröffnungstermin, Ende Oktober, aber nichts mehr zu rütteln.

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Im März 2015 war bekannt geworden, dass der Einzugstermin ins „Konzerthaus“ im Herbst 2015 nicht zu halten sein würde. Als Grund wurden von der Stadt Verzögerungen in der Vergabe verschiedener Aufträge beim Bau angeben. Konzerthaus-Gegner wie Die Linke im Rat zeigten sich nicht amüsiert, wurden durch die Bauverzögerung zusätzliche Ausgaben befürchtet.

Tatsächlich stand damals der Verlust der EU- und Landesgelder in Höhe von 16,5 Millionen Euro im Raum; sie waren an die Fertigstellung des Konzerthauses 2015 gebunden. Dieses Problem sei, so versicherte es Kulturdezernent Michael Townsend später wiederholt, aber inzwischen ausgeräumt.

Alles laufe nach Zeitplan

Überhaupt laufe beim Bezug des Musikzentrums jetzt alles im Zeitplan. „Da wackelt nichts“, sagte Townsend auf WAZ-Anfrage. Zwar seien nach wie vor Handwerkerarbeiten nötig, im Außen- wie im Innenbereich. Aber die zeitnahe Inbesitznahme des Hauses durch die Symphoniker sei ebenso wenig gefährdet wie der offizielle Start des Anneliese-Brost-Musikzentrums mit dem viertägigen Bürgerfest vom 27. bis 31. Oktober.

Dass Bochum sein Musikzentrum tatsächlich bekommen würde, galt lange Zeit alles andere als sicher. Jahrelang wurde über die Idee debattiert, es gab eine lautstarke Opposition gegen das Projekt. Doch stetiges Bürger-Engagement in Form von (Groß)-Spenden machte es schließlich möglich, das Vorhaben zu stemmen. Für Kulturdezernent Townsend symbolisiert das Musikforum Bochumer Aufbruchstimmung: „Wir kriegen doch noch was hin. Auch wenn wir nicht auf Rosen gebettet sind!“ (Jürgen Boebers-Süßmann)