Monatelanger Leerstand ist Ergün Ilce ein Gräuel. Vor gut einer Woche hat er den seit Jahren seinem Schicksal überlassenen ehemaligen Nordbahnhof von den Fiege-Brüdern erworben. Jetzt soll dort schnell etwas passieren, kündigt Ilce an, der seit mehr als 20 Jahren unter anderem als Immobilienmakler, aber auch als Investor am Markt ist. „Wir sind für unser Tempo bekannt“, sagt Ilce.
Seit einigen Monaten residieren seine Unternehmen Immobilien-Gallery, IBS-Immobilien und Ruhrwohnen im 80-er Jahre Eckgebäude an der Brückstraße/Hans-Böckler-Straße. Derzeit werden von hier aus die rund 2000 Wohn- und Geschäftseinheiten verwaltet. In Bochum ist Ilce in den vergangenen Jahren deutlich expandiert.
Es geht das Gerücht, alle seine Objekte seien in einem ganz eigenen Kirschrot-Ton gestrichen. „Das stimmt nicht, wir wählen diese Farbe nur, wenn es passt“, sagt er. Ihm gehören etwa Wohn- und Geschäftshäuser am Nordring/Kortumstraße, der ebenfalls kirschrot gehaltene Komplex Viktoriastraße/Ecke Südring und jetzt das Hochhaus an der Brückstraße 48. Zuletzt eben der Nordbahnhof.
Es habe bereits erste Gespräche mit der Stadt gegeben. „Wir wollen das Haus in Kooperation mit der Stadt entwickeln und den Standort beleben“, erklärt Ilce. Immobilien-Gallery-Vertriebschef Marc Birnstiel weiß, dass eine Menge Arbeit ansteht. Feuchtigkeit ist ein Thema in dem alten Bahnhofsgebäude und der Denkmalschutz dürfte den Spielraum zudem einschränken.
Es ist an eine Büronutzung gedacht, die genaue Aufteilung hänge vom künftigen Mieter mit ab. Denkbar sei eine Komplettvermietung der rund 1200 Quadratmeter nutzbarer Fläche oder auch eine Teilung. Vieles sei möglich.
Mit exponierten Gebäuden, die eine Geschichte vorweisen, hat das Immobilienunternehmen Erfahrung. Im letzten Jahr hatte es das seit fünf Jahren leerstehende Hochhaus Hansastraße 101 in Dortmu nd erworben und komplett saniert. Auf die 74 sanierten Wohnungen habe es einen großen Ansturm gegeben.
Die Zusammenhänge am Nordbahnhof, auch was die Geschichte des Gebäudes als ein zentraler Punkt der Judendeportation angeht, sind dem Käufer bekannt.
Die Nordbahnhof-Initiative um den Bochumer SPD-Ehrenvorsitzenden Professor Bernd Faulenbach will jetzt rasch das Gespräch mit dem neuen Eigentümer suchen und mit ihm über Möglichkeiten sprechen, dort einen Gedenkort einzurichten.
Ergün Ilce geht es vor allem um eine rasche Aktivierung des Gebäudes. Denn nach einer Investition ist weiterer Leerstand für ihn wenig sinnvoll.