Bochum.. Die Brüder Jürgen und Hugo Fiege haben den Nordbahnhof unmittelbar neben dem künftigen Justizzentrum verkauft. Ursprünglich sollte dort eine Gastronomie und die Verwaltung der Brauerei einziehen. Jetzt hat ein neuer Besitzer die Aufgabe, das denkmalgeschützte Gebäude zu entwickeln.
Die Familie Fiege hat den Nordbahnhof verkauft. Wie die Brüder Jürgen und Hugo Fiege am Montag mitteilten, wurde der Kaufvertrag bereits am vergangenen Freitag, 8. Juli, unterzeichnet. Damit zieht die Familie Fiege auch einen Schlussstrich unter die bereits seit mehr als einem Jahr laufende kontroverse Debatte um die Zukunft des 1874 errichteten ehemaligen Rheinischen Bahnhofs.
Jürgen Fiege erläutert die Hintergründe für diese Entscheidung, die im Laufe der vergangenen sechs Monate herangereift sei: „Für uns als Eigentümer haben sich verschiedene bereits geplante und geprüfte Anforderungen als wirtschaftlich nicht umsetzbar erwiesen.“ So sei etwa durch den Bau des Justizzentrums die Möglichkeit entfallen, den Nordbahnhof optisch und verkehrstechnisch an die Brauerei anzubinden. Auch habe der Denkmalschutz den Spielraum für eine künftige Nutzung weiter eingeschränkt. Daher seien die ursprünglichen Pläne, dort eine Gastronomie und die Verwaltung der Brauerei anzusiedeln, aufgegeben worden.
Zur Erinnerung: Die Brüder Jürgen und Hugo Fiege hatten den von der Bahn nicht mehr benötigten Komplex vor rund 16 Jahren erworben. Als sich die ursprüngliche Planungen nicht verwirklichen ließen, stellten die Eigentümer im Juli vergangenen Jahres einen Abrissantrag. Dies löste einen Sturm der Entrüstung aus. Der Protest wurde unter anderem durch eine Online-Petition mit mehr als 1000 Unterschriften und zahlreichen Einwände begleitet.
Kauf durch „Privatmann und Bochumer Bürger“
Schließlich schaltete sich auch die Kortum-Gesellschaft ein und beantragte, das historische Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Aufgrund seiner Bedeutung als ein Ausgangsort der Judendeportationen in Bochum während der Nazizeit wurde auch die Idee ins Gespräch gebracht, an diesem authentischen Ort eine Erinnerungsstätte zu den Deportationen zu schaffen.
Nachdem das Westfälische Amt für Denkmalpflege in Münster das Gebäude in einer Stellungnahme grundsätzlich für denkmalwürdig erklärt hatte, läuft zur Zeit noch das formale Unterschutzstellungsverfahren bei der Stadt als zuständige Untere Denkmalbehörde. „Das Gebäude ist bereits vorläufig unter Denkmalschutz gestellt“, so Stadtbaurat Markus Bradtke, der über den Verkauf des Gebäudes ebenfalls informiert worden ist. Es sei auf jeden Fall zu erwarten, dass der historische Bahnhof dauerhaft Denkmalschutz genießen werde. Die momentane Verzögerung im Verfahren sei allein auf personelle Engpässe in der Denkmalbehörde zurückzuführen.
Bei dem neuen Eigentümer handele es sich nach Auskunft von Jürgen Fiege um einen „Privatmann und Bochumer Bürger“. Der Käufer habe seine Entscheidung für das Gebäude in voller Kenntnis der aktuellen Rahmenbedingungen getroffen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir die Immobilie in verantwortungsvolle Hände gegeben haben“, so Fiege.