Bochum. Mit einer strategischen Haushaltsentwicklung will sich Bochum mehr finanziellen Handlungsspielraum sichern. Wo Einsparmöglichkeiten gesehen werden:
- Bis 2022 muss Bochum seinen städtischen Haushalt ausgleichen
- Die strategische Haushaltsentwicklung soll aber mehr ermöglichen als eine schwarze Null
- Einsparpotenzial sieht eine Arbeitsgruppe u.a. in der Veränderung von Strukturen
Eine schwarze Null soll 2022 unter dem städtischen Haushalt stehen. So sieht es die 2012 getroffene Vereinbarung mit der Bezirksregierung vor. Binnen zehn Jahren muss Bochum mit Hilfe eines Sicherungskonzeptes seinen defizitären Haushalt, der allein in diesem Jahr noch ein Minus von knapp 60 Millionen Euro aufweist, ausgleichen.
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Der Ehrgeiz geht aber offenbar noch darüber hinaus. „Wir geben uns mit der Null nicht zufrieden“, sagt Ulf Dannehl, Referent von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Eine Anfang März eingesetzte Arbeitsgruppe „Strategische Haushaltsentwicklung“ soll vielmehr neue Gestaltungsspielräume ausfindig machen. Und sie ist nach einem halben Jahr bereits fündig geworden. 18 bis 19 Millionen Euro lassen sich nach Einschätzung von AG-Leiterin Cornelia Tusk in den nächsten Jahren durch die Neuordnung interner Prozesse einsparen.
Großes Einsparpotenzial
Dabei gehe es um die Themen Digitalisierung, Tele-Arbeitsplätze, aktives Büroflächenmanagement und durch Synergieeffekte, die entstehen, wenn Aufgaben der Stadtverwaltung und der städtischen Unternehmen sozusagen im Verbund gelöst werden.
Allein die ersten zehn unter die Lupe genommenen Prozesse eröffneten ein großes Einsparpotenzial. Ein Beispiel: Gelingt es, die Rechnungsbearbeitung der Verwaltung komplett zu digitalisieren, müssten jährlich 70.000 eingehende Rechnungen bei der Stadt und noch mal so viele bei den städtischen Tochterunternehmen nicht mehr Blatt für Blatt von Schreibtisch zu Schreibtisch wandern, sondern würden ausschließlich digital bearbeitet. Das verspreche nach einer ersten Phase des Mehraufwands ein enormes Einsparpotenzial – „das natürlich auch auf einen reduzierten Personaleinsatz abzielt“, so der OB-Referent. Das Leistungsangebot solle dadurch aber nicht geschmälert werden.
"Optimaler" Einsatz von Stadtpersonal
Denn bei der strategischen Haushaltsentwicklung gehe es nicht um reine Kostenersparnis, sondern auch um einen umfassenden Bürgerservice und den optimalen Einsatz von Personal. Es ist ein „Dreiklang“, sagt Stadt-Sprecher Thomas Sprenger. Eine gerechtere Verteilung der Arbeit sei auch das Ziel des Projekts, so AG-Leiterin Tusk. Im übrigen erhoffe sich die Stadt, mit den Veränderungen als Arbeitgeber noch attraktiver zu werden.
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Sorgen darüber, dass Bürger irgendwann im Rathaus und den Verwaltungsstuben keine Menschen mehr antreffen, weil ein Großteil von zu Hause arbeitet oder Sprechzeiten ausgeschlossen sind, weil der komplette Bürgerservice online erfolgt, müsse sich niemand machen, versichert Tusk. „Wir bleiben eine Präsenzkommune.“
Derweil sieht Ulf Dannehl die Stadt mit der strategischen Haushaltsentwicklung auf dem richtigen Weg. Es gebe ein großes Einverständnis über alle Dezernate hinweg, diesen Weg zu beschreiten. Auch der Personalrat habe nach einem ersten Informationsgespräch Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Im übrigen bleibe es nicht bei der strategischen Haushaltsplanung. Vorbereitet werde auch eine strategisch Führungs- und Organisationsentwicklung.