Bochum. Zivilschutzkonzept der Bundesregierung sorgt derzeit für Aufsehen. Verwaltung lagert aber keine Vorräte. Vier Mobile Sirenen sind ab 2017 im Einsatz.

  • Die Bundesregierung hat ein neues Konzept zum Schutz der Bevölkerung im Ernstfall beschlossen
  • Die Bochumer Verwaltung plant derzeit ein Warnsystem mit mobilen und stationären Sirenen
  • Bei der Verbraucherzentrale erhalten Bürger Tipps zur richtigen Einlagerung von Lebensmitteln

Eine Naturkatastrophe, ein (Cyber-)Angriff auf die Wasser- und Stromversorgung oder andere Notfälle: Kürzlich hat das Bundeskabinett für solche Szenarien eine neue Zivilschutzstrategie beschlossen. Die Pläne und Empfehlungen für den Krisenfall sorgen seither für Aufsehen. Unter anderem wird Bürgern im Konzept Zivile Verteidigung (KZV) geraten, Vorräte für zehn Tage anzulegen, Kritiker sprechen von Panikmache.

Schutzbauten aufgegeben

Die Stadt Bochum möchte in dieser Hinsicht keine Empfehlung aussprechen. „Wichtige Informationen für die Bürger gibt es beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, und auch über die Handy-App Nina. Jeder kann auf Basis dieser Informationen entscheiden, ob er einen eigenen Notvorrat anlegen will“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Über die Warn-App Nina informiert seit Juli auch die Bochumer Feuerwehr bei Notfällen.

Die Stadt selbst halte keine Lebensmittel oder sonstige Güter für den Ernstfall bereit. Auch sichere Bauten zur Aufnahme der Bevölkerung gibt es in Bochum nicht mehr. „Aufgrund von Vorgaben durch den Bund haben wir Zivilschutzbauten in den vergangenen Jahren flächendeckend aufgegeben.“

Ein anderes schon totgesagtes Warnsystem könnte dagegen wiederbelebt werden. Wie in den meisten Reviergroßstädten hat vor 20 Jahren auch Bochum die Sirenenanlagen zurückgebaut. Damals galten Systeme wie das Ansteuern von Hupen, Uhren, Radios als zukunftsweisend. „Im nächsten Jahr erarbeitet aber ein externer Gutachter ein Konzept für den Wiederaufbau von Hochleistungssirenenanlagen“, so die Stadt.

Auch das Land NRW habe Mittel zum Wiederaufbau von Strukturen bereitgestellt, um die Bevölkerung im Ernstfall zu informieren. „Wir haben damit für 135.000 Euro vier Warnfahrzeuge mit Sirenen angeschafft, sie werden aktuell ausgebaut und sollen zum Jahresende einsatzbereit sein“, kündigt die Stadt an. Generell gebe es unter den Notrufnummern 110 und 112 sofort Hilfe. „Bei Katastrophen kann die Stadt einen Krisenstab einberufen. Dann wird auch ein Bürgertelefon geschaltet“, heißt es seitens der Stadt. Der Krisenstab kam beim Sturm Ela 2014 zusammen, oder auch im Mai 2015, als zahlreiche Schüler der Erich-Kästner-Schule nach dem Essen über Übelkeit geklagt hatten und man Schlimmeres befürchtete.

Um die Sicherheit der Bochumer zu gewährleisten, gebe es mehrere Notfallpläne, etwa bei den Stadtwerken für die Energie- und Wasserversorgung. „Für radiologische bzw. chemische Schadenslagen gibt es im gesamten Stadtgebiet Messpunkte der Feuerwehr.“ Weitere Pläne liegen für eine Pandemie, bei Tierseuchen oder bei Umweltalarm in der Schublade. „Zur Zeit erarbeiten wir ein Konzept zum Überflutungsmanagement“, so die Stadt. Die Notfallpläne werden regelmäßig aktualisiert. Der Umgang mit möglichen Krisenszenarien wird in Übungen simuliert.

Lebensmittel kühl, dunkel und trocken lagern 

Die Verbraucherzentrale gibt anlässlich des neuen Zivilschutzkonzepts Tipps zum richtigen Einlagern von Lebensmitteln. „Gewisse Vorräte für alle Fälle zu lagern, ist durchaus sinnvoll“, sagt Ernährungsexpertin Gabriele Graf auf Anfrage.

Dafür sollten Bürger aber vor allem Lebensmittel verwenden, die ohnehin regelmäßig verzehrt werden, damit sie nicht nach langer Lagerung unverbraucht im Müll landen. Das schone die Umwelt und nicht zuletzt den Geldbeutel. „Konserven, Haferflocken, Knäckebrot oder Zwieback sowie Marmelade und Honig kann der Verbraucher länger lagern und notfalls auch essen, wenn Strom und Wasser fehlen“, heißt es in der Empfehlung weiter. Reis und Hülsenfrüchte seien auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch genießbar.

Ob Produkte abgelaufen sind, könne man durch einen einfachen Test (Sehen, Riechen, Schmecken oder Fühlen) leicht feststellen. „Generell sollten Vorräte kühl, dunkel und trocken gelagert werden, dann sind sie länger haltbar“, so Gabriele Graf. Eine regelmäßige Kontrolle sei jedoch ratsam.