Bochum. . Im Prozess um den Überfall auf eine Sparkasse in Bochum hat der massiv vorbestrafte Angeklagte (65) über seine drei Jahrzehnte in Haft gesprochen.
- Der Bankräuber (65), der in Eppendorf eine Sparkasse ausgeraubt hatte, saß schon sein halbes Leben in Haft
- Vor allem wegen weiterer Banküberfälle, aber auch wegen Gesielnahme in einem Gericht
- Sein Mitangeklagter (69) saß schon 22 Jahre hinter Gitter, vor allem wegen Einbrüchen
Der Verbrecher ist schon 65 Jahre alt, trotzdem steht er wieder einmal vor Gericht. Er hatte im Februar eine Sparkasse in Eppendorf überfallen und war dabei bis an die Zähne bewaffnet, unter anderem mit einer Pistole, einer abgesägten Maschinenpistole und Handgranaten- und Rohrbomben-Attrappen. Nach mehr als drei Jahrzehnten hinter Gittern zweifelte er am Donnerstag im Prozess, ob er je wieder freikommt. „Kann sein, dass ich die Sonne nur noch aus dem Knast heraus sehe.“ Ihm drohen sehr viele weitere Haftjahre.
Drei Monate Haft für Beleidigung eines Staatsanwalts
Seit Kindesbeinen hat er Straftaten begangen und landete früh in Jugendhaft. „Da habe ich gelernt, wie man Autos kurzschließt“. Er sei „aufsässig“ gewesen, habe sich „nicht an die Regeln gehalten“. Aus Moped-Diebstählen wurden später bewaffnete Banküberfälle. Im Gefängnis habe er früher „den Macker“ gespielt. „Ich war ein widerspenstiger Gefangener.“ Unter seinen vielen langen Haftstrafen war auch eine nur über drei Monate: „Da habe ich den Staatsanwalt beleidigt.“
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Ende der 70er Jahre nahm er die Protokollführerin eines Familiengerichts als Geisel, um seine Freiheit zu erpressen: Nachdem er wieder mal in Strafhaft saß, ließ sich seine Frau scheiden. Als er zum Scheidungstermin vorgeführt wurde, schnappte er sich die Justizbeamtin. Folge: weitere 2,5 Jahre Haft obendrauf. Er habe damals, erklärte er, „einen Hass auf das System“ gehabt: „Banküberfälle, Geiselnahme – das hielt ich für legitim.“
Einmal saß er mehr als 20 Jahre am Stück. Sogar einige Richter wollte er einmal „als Geisel nehmen, um die Freiheit zu erzwingen“, wie er sagte. „Es wurde immer extremer.“ Einmal habe ein SEK der Polizei seine Zelle geöffnet, weil er „Schussapparate“ gehabt haben soll. Zeitweise habe er „die selben Haftbedingungen wie die RAF“ gehabt.
Er beklagt 35 Jahre im Gefängnis gearbeitet - und dann nur Grundsicherung
Seit kurzem ist er übrigens offiziell Rentner. Dazu meinte er, dass er „35 Jahre für den Staat gearbeitet“ habe (in den Gefängnissen), nun aber nur Anspruch auf Grundsicherung habe.
Den Bankraub in Eppendorf gibt er zu. Das Fluchtfahrzeug soll sein Mitangeklagter gefahren haben. Der ist auch schon älter: 69 Jahre. Er gibt seine Beteiligung aber nur teilweise zu. Auch er hat reichlich Hafterfahrung. Rund 22 Jahre saß er schon ein, vor allem wegen Einbrüchen. Das erste Mal sahen sich die beiden vor mehr als vier Jahrzehnten: als Häftlinge im Jugendgefängnis.
SEK-Zugriff nach Banküberfall
Nach dem Bankraub in Eppendorf waren sie noch am selben Tag gefasst worden. In der Beute (12 005 Euro) war ein Peilsender versteckt.
Der Prozess wird fortgesetzt.