Bochum. Vor dem Landgericht begann der Prozess gegen zwei Männer. Schon vor knapp einem halben Jahrhundert sollen sie sich kennengelernt haben – im Knast.

  • Ein 65- und ein 69-jähriger Mann stehen in Bochum vor Gericht
  • Sie sollen eine Bank in Wattenscheid ausgeraubt haben
  • In der Beute war ein Peilsender der Sparkasse versteck

Die beiden Angeklagten sollen sich schon vor einem halben Jahrhundert kennengelernt haben. Mit 17 beziehungsweise 21 Jahren als Häftlinge im Jugendgefängnis. Später, nach weiteren Verurteilungen, trafen sie sich im Knast wieder. Seit gestern sitzen sie wieder zusammen – vor dem Landgericht. Sie sollen am Vormittag des 23. Februar 2016 die Sparkasse Am Thie in Eppendorf überfallen haben.

Die Männer sind mittlerweile im Rentenalter: Der eine, ein Essener, ist 69 Jahre alt, der andere, ein Dortmunder, 65. Beide sind wegen Vermögensstraftaten ganz massiv vorbestraft und saßen große Teile ihres Lebens in Haft. Dem Jüngeren droht jetzt sogar die unbefristete Sicherungsverwahrung. Es ist unklar, ob er jemals wieder einen Fuß in Freiheit setzen darf.

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Laut Anklage sind die beiden am Tatmorgen mit einem kleinen Geländewagen zu einem Parkplatz an der Waldorfschule in Höntrop gefahren. Während der 69-Jährige im Auto wartete, fuhr der andere mit einem im Kofferraum deponierten Fahrrad zur Sparkasse nach Eppendorf. Dabei war er bis an die Zähne bewaffnet. In einer Tasche, die er bei sich trug, befanden sich eine abgesägte Maschinenpistole mit zwei Magazinen und je 30 Schuss, weitere 78 Patronen für einen Pistole, 40 Patronen für die Maschinenpistole, eine Handgranaten- sowie eine Rohrbomben-Attrappe. Außerdem hatte er eine 9-Millimeter-Pistole mit sieben Pa-tronen. Mit diesen Waffen und teilweise maskiert mit einer Halsmanschette ging er laut Anklage in die Sparkasse und bedrohte eine Angestellte am Schalter mit der Pistole. „Keinen Alarm auslösen!“, rief er. Sie solle die Kasse aufmachen. Die Frau übergab ihm 12 005 Euro.

100 Euro der Beute steckten im BH

Hinter ihm am Schalter erschien plötzlich eine 76-jährige Kundin. „Ruhig bleiben!“ soll der 65-Jährige ihr befohlen haben – und mit der Beute getürmt sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden Angeklagten sich dann am Südpark getroffen und zusammen mit dem Tatfahrzeug in die Wohnung des 69-Jährigen nach Essen-Leithe gefahren sind.

In der Beute war ein Peilsender der Sparkasse versteckt. Das brachte die Kripo wenige Stunden später auf die richtige Spur. Ein Spezialeinsatzkommando umstellte das Wohnhaus und nahm die beiden Tatverdächtigen fest. In dem Haus lagen auch ein Großteil der Geldbeute und die Tatkleidung. 100 Euro aus der Beute fand die Polizei im Büstenhalter der Ehefrau des 69-Jährigen.

Zum Prozessauftakt wurde nur die Anklage verlesen. Beide Angeklagten sollen zumindest teilweise geständig sein. Fortsetzung: 26. August.