Bochum. . Heinrich-Böll-Schule hat Besuch von der Mittelschule Nr. 6 aus Hangzhou. Schülergruppe nimmt am Unterricht teil und besucht Sehenswürdigkeiten

Herr Wang trägt gerade zur allgemeinen Belustigung bei. Ausdauernd, aber ohne Erfolg versucht er auf ein Driveboard zu kommen und damit zu fahren. Mit seiner kleinen Einlage überbrückt der Lehrer aber irgendwie dann doch gekonnt die Wartezeit der Schülergruppe, die sich – draußen hat es fast 40 Grad – in den schattigen Bauch des Bergbaumuseums geflüchtet hat. Dort steht für die Gruppe später eine Führung an.

Seit Mittwoch und bis Sonntag sind 13 Schülerinnen, sieben Schüler und zwei Lehrer der Hangzhou Mittelschule Nummer 6 an der Heinrich-Böll-Gesamtschule zu Gast. Vormittags nehmen sie am Unterricht teil, am Nachmittag der folgt der Besuch von Sehenswürdigkeiten. Es ist Teil zwei des Kennenlernens der Kulturen.

Im vergangenen Jahr waren die Bochumer Gesamtschüler in China. Sie lernten Sitten und Gebräuche kennen, erprobten ihre Chinesisch-Kenntnisse und lernten auch den Unterricht an einer chinesischen Schule kennen. Maurice Müller war dabei. Jetzt freut er sich, dass er sich um zwei Austausch-Schülerinnen kümmern kann. „Sie wohnen im Zimmer meiner Schwester. Sie ist gerade ausgezogen, weil sie eine Ausbildung begonnen hat. Das passt ganz gut.“ Genau wie sein Driveboard, das Herr Wang ausprobiert.

Schadenfreude ist international

Kurz zuvor hatte Maurice Müller noch einer chinesischen Schülerin die Hand beim Versuch gehalten, das Driveboard zu bändigen. Auch wenn die Schüler recht unbefangen und vor allem sehr freundlich miteinander umgehen, kommt so ein kleines Fahrzeug als Eisbrecher ziemlich gut – wie das allgemeine Gelächter immer wieder bestätigt. Schadenfreude ist international.

Ansonsten funktioniert die Verständigung zumeist auf Englisch. Und wenn das nicht hilft, hilft Herr Wang. Ein zweiter Herr Wang: Xuebo Wang, Germanistik-Student aus Köln. Er ist Dolmetscher, muss aber gar nicht so viel machen. „Unsere Schüler versuchen sich auch am Chinesischen“, sagt Chinesisch-Lehrerin Carina Rossi. Sie unterrichtet die Schüler, war auch im vergangenen Jahr mit in China. Für sie ist der Besuch aus China zwar auch Neuland, völlig neu sind ihr bestimmte Dinge aber nicht. „Was auffällt, ist die Disziplin der chinesischen Schüler. Das gibt es bei uns nicht so. Aber da passen sich die Schülergruppen immer recht schnell an.“

Nora Richter kann das nur bestätigen. Auch sie war mit in China. Da sie gerade ihr Abitur gemacht hat, „ein Fach war Chinesisch“, hätte sie gar nicht bei diesem Austausch dabei sein können. „Aber ich wollte unbedingt. Deshalb kümmere ich mich jetzt auch um zwei Schülerinnen.“ Sie schult damit ihr Chinesisch. Das wiederum soll ihr helfen, wenn sie Ostasienwirtschaft studiert. „Ich bin damals nur wegen Chinesisch auf die Heinrich-Böll-Schule gegangen.“

Interessant für Arbeitgeber

Sie ist damit ein gutes Beispiel dafür, was der Gesamtschule mit diesen Angebot gelingen kann. „Wir bereiten Schüler gezielt auf Arbeitsfelder in Asien vor“, sagt Helmut Berg, Koordinator für Fremdsprachen und Schüleraustausch an der Gesamtschule. „Das macht sie für bestimmte Arbeitgeber interessant. Und wir wollen gerne unser Fahrtenkonzept noch ausbauen.“ Bald soll es auch einen Austausch mit den USA geben.