An der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule sind zurzeit 23 Austauschschüler aus Qingdao, einer Hafenstadt in der Provinz Shandong im Osten Chinas, zu Gast.
Die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Haßlinghausen und die Middle School No. 37 in Qingdao – das ist eine Hafenstadt in der Provinz Shandong im Osten Chinas – trennen gut und gerne 10 000 Kilometer oder eine 131-stündige Autofahrt. Dennoch besteht zwischen den beiden Schulen seit vier Jahren eine Partnerschaft mit regelmäßigem Schüleraustausch.
Dieses Mal sind die Chinesen an der Reihe. Eine Gruppe von 23 Austauschschülern inklusive Begleitpersonen reist erst am kommenden Montag wieder ab. In der Zwischenzeit steht viel auf dem Programm. Die Besucher, die bei den Familien der Haßlinghauser Schüler untergebracht sind, wohnen dem Unterricht an der Gesamtschule bei, machen einen Abstecher in das Wuppertaler Engelsmuseum oder besuchen in Oberhausen das Sealife. Da darf die Shoppingtour im Centro natürlich nicht fehlen. Dazwischen findet sich genug Zeit, auch mal in kleinen Gruppen oder mit der Gastfamilie etwas zu unternehmen. Als letzter Programmpunkt findet ein gemeinsames Abschlussgrillen auf dem Hof Eierding statt.
Bei der Familie von Marie-Claire wohnen mit Liu Chenxi und Li Mufei gleich zwei Austauschschülerinnen. Liu Chenxi und Marie-Claire kennen sich bereits. „Ich habe bei ihrer Familie gewohnt, als ich in China war“, erzählt die 16-jährige Marie-Claire. Sie habe dort eine komplett andere Kultur erlebt. „Alle sind dort höflich und zuvorkommend“, erzählt sie. Ihre Wünsche wurden ihr buchstäblich von den Augen abgelesen und erfüllt – bis zum Überdruss. „Ich habe einmal gesagt, dass ich Salat mag“, erinnert sie sich. Von da an wurde ihr nur noch Salat serviert.
Beim Essen habe es dann auch tatsächlich die größten Unterschiede gegeben. „Vieles vertrug ich nicht und ich fand es anfangs schwer, mit den Stäbchen zu essen“, sagt die Gesamtschülerin. Andersrum sei es aber genauso: Messer und Gabel sind für die chinesischen Austauschschüler ungewohnt. Nach der Rückkehr in die Heimat habe sie die Freundlichkeit der Chinesen erst richtig zu schätzen gelernt. „Manchen ist hier ja selbst ein Bitte und ein Danke zu viel.“ In diesem Jahr werde sie nicht nach China fahren. „Ich muss mich auf meinen Abschluss konzentrieren.“
Sprachlich gibt es zwischen Li Mufei, Liu Chenxi und Marie-Claire kaum Probleme. „Wir unterhalten uns auf Englisch oder gestikulieren mit Händen und Füßen.“ Der Gesamtschullehrer Helmut Twellmann begleitet den Austausch. „Wir bereiten die Schüler vor und bringen ihnen die kulturellen Besonderheiten des Landes ein wenig näher“, erklärt er. Schulleiter Christoph Uessem freut sich über das Gastgeschenk, eine lange Schriftrolle mit chinesische Kalligraphie, die die erst 14-jährige Jiang Yi Fan angefertigt hat. Sie ist zum ersten Mal in Deutschland.