Bochum. . Großformatige Fotos werden bis September rund um das Industriemuseum Zeche Hannover gezeigt.
Nein, ausgestorben ist es nicht, das Büdchen an der Ecke. Trinkhalle sagte eigentlich früher kaum jemand, vielleicht eher noch Kiosk. Das spielt ja auch keine Rolle, denn die Bilder von Büdchen, Trinkhallen oder Kiosken, die auf 36 großformatigen Folien gezogen wurden und seit Sonntag rund um das Industriemuseum Hannover zu sehen sind, begeistern. Manchmal erst auf den zweiten Blick, aber sie begeistern.
Die Ausstellung „Revierkultur. Trinkhallen im Ruhrgebiet“ an der Günnigfelder Straße wäre eigentlich so nicht entstanden, wenn nicht der historische Malakow-Turm derzeit renoviert würde. Museumsleiter Dietmar Osses erklärt: „Wir können den Raum innerhalb des Turms wegen der Arbeiten nicht nutzen, also sind wir nach draußen gegangen.“
Ansichtskarten aus dem 19. Jahrhundert
Anwesend ist die Fotografin Brigitte Kramer, die viele der Trinkhallen fotografiert und deren Pächter oder Besitzer ins Bild gesetzt hat. Die Ausstellung gerät zur Zeitreise. Da sind vergrößerte Ansichtskarten aus dem 19. Jahrhundert, die eine untergegangene Welt auferstehen lassen. Die Verkaufsstellen finden sich mitten im Stadtbild: Etwa die Aufnahme des Gelsenkirchener Neumarktes von 1910 oder der Bochumer Kaiser-Friedrich-Platz (heute Imbusch-Platz) aus dem gleichen Jahr. Der Betrachter schaut auf das pittoreske Büdchen mit Zwiebelturm, ein Unikum. Dazu die Fotos aus dem Ruhrgebiet von heute.
„Entstanden sind die Trinkhallen Mitte des 19. Jahrhunderts als Ausschank für wohltuendes Mineralwasser aus der Eifel – daher stammt auch die Bezeichnung, die es so nur im Ruhrgebiet gibt“, erklärt Osses. Im Lauf der Jahre haben die kleinen Läden ihr Sortiment erweitert. Mit der Einführung des Flaschenbiers wurden die Trinkhallen zur Jahrhundertwende eine echte Konkurrenz zu den Kneipen. Schließlich wurde zwar der Verkauf von Bier und Schnaps gestattet. Der Verzehr alkoholischer Getränke ist an der Trinkhalle bis heute untersagt.