Bochum. Uschi Fechter arbeitet seit 40 Jahren mit Drogensüchtigen. Im Laufe der Zeit haben sich die Konzepte und der Umgang immer wieder geändert.

  • Vor 40 Jahren fusionierten die Beratungsstellen in Wattenscheid und Bochum
  • Von Beginn an dabei ist die 62-jährige Sozialpädagogin Uschi Fechter
  • Früher setzte man bei allen Süchtigen auf den völligen Drogenverzicht, heute wird jeder Fall individuell betreut

Zu Beginn gab es in den damals noch unabhängigen Städten Wattenscheid und Bochum nicht viel mehr als einen harten Kern engagierter Männer und Frauen, Lehrer darunter und Pfarrer. Sie erkannten, dass etwas getan werden musste, als Reaktion auf den Drogenkonsum von mehr und mehr jungen Menschen. Aus den beiden 1973 gegründeten Arbeitskreisen für Drogenprobleme wurde später die Krisenhilfe. Dieses Jahr besteht die Drogenberatungsstelle 40 Jahre und ist damit eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art in Nordrhein-Westfalen überhaupt.

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Von Beginn an dabei ist die Sozialpädagogin Uschi Fechter (62). Schon während ihres Studiums machte sie beim damaligen Wattenscheider Arbeitskreis für Drogenprobleme ein Praktikum. „Es gab eine Teestube in der Bochumer Straße mit Sperrmüllmöbeln und natürlich viel Engagement.“ Rund 60 junge Leute, so berichtete 1975 die WAZ, konsumierten Heroin. Dort in Wattenscheid wurde noch vor 1975 die erste hauptamtliche Sozialarbeiterstelle eingerichtet. Die Drogenberatung begann sich zu professionalisieren, ein langer Weg – bis heute gegen viele Vorurteile und Widerstände – nahm dort seinen Anfang.

Längst ist es mehr als die Arbeit mit Heroinabhängigen, die die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Krisenhilfe beschäftigt. In den vergangenen 40 Jahren kamen immer neue Drogen hinzu. Partydrogen, Kokain, Ecstasy, lebensgefährliche Cocktails, und Cannabis in all seinen verschiedenen Zusammensetzungen.

Drogenberatung im Wandel

Uschi Fechter, die für die Krisenhilfe 30 Jahre lang drogenabhängige Häftlinge betreute, sie bei der Suche nach einem Therapieplatz begleitete, erlebte selbst den Wandel in der Drogenberatung mit. Ging es zunächst um das Ziel, die Abhängigen zur Abstinenz, zum völligen Verzicht auf Drogen, zu bewegen, setzte sich bei den Fachleuten mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass es den Königsweg nicht gibt. Drogensucht zählt heute als Krankheit, mit einer Vielzahl von Möglichkeiten und Wegen, damit umzugehen. „Mir sind ganz unterschiedliche Menschen begegnet. Die Kunst ist es, den passenden Weg zu finden, dafür ist Beratung so wichtig.“

Was mit zwei kleinen Teestuben an der Viktoriastraße (bis heute Sitz der Krisenhilfe) und eben in Wattenscheid begonnen hat, zeigt sich heute als eine höchst kompetente Einrichtung. Mit dem Drogenkonsumraum vor zwölf Jahren wurde eine zunächst höchst umstrittene Einrichtung etabliert. Abhängige können dort ihre Drogen konsumieren.

Heute kämpft die Krisenhilfe gegen Mittelkürzungen, zuletzt wurden erhebliche städtische Zuwendungen gestrichen. Dies, obwohl die Bedeutung der Drogenhilfe von niemandem bezweifelt wird.