Bochum. Architekturprojekt „Bloon“ der Hochschule endete am Sonntag. Studenten entwickelten neue Konzepte und testeten zwei Wochen das Wohnen in einer Blase.
- Zwei Wochen lang hing ein etwa 15 Quadratmeter großer Ballon in einer Baulücke zwischen zwei Häusern
- Studenten wollten damit ein neues Wohnkonzept testen
- Unter anderem der Eingang durch eine umgebaute Telefonzelle müsse optimiert werden
Ausgerechnet kurz vor der letzten Nacht scheint das Projekt Bloon seinen Zauber zu verlieren. Zwei Wochen lang hing ein etwa 15 Quadratmeter großer Ballon in einer Baulücke zwischen zwei Häusern in der Hugo-Schultz-Straße im Ehrenfeld. Allabendlich kam es in dieser Zeit vor dem Ballon, den Studenten als neues Wohnkonzept testeten und in dem in jeder Nacht Studierende schliefen, zu spontanen Treffen.
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Architektin Agnes Brigida Giannone, die mit einer Gruppe von 20 Studierenden an der Hochschule die Idee entwickelt und umgesetzt hatte, stellte dabei immer fest, „dass der Ballon wie ein sozialer Magnet funktioniert. Es kamen eben nicht nur die Studierenden der Projektgruppe, sondern auch immer wieder Nachbarn, Passanten blieben stehen, fragten nach. Und die Menschen, die bisweilen mit schlechter Laune kamen, gingen immer mit guter Laune. Das Projekt und es anzusehen, hebt die Laune“. Aber nicht bei allen.
Schlaflos im Ehrenfeld
Sonntagabend, 19.12 Uhr, die Studierenden der Hochschule Kim Stolfik (23) und David Keuer (26) – er hatte die Grundidee zum Ballon-Projekt – bereiten sich gerade auf ihre Übernachtung im Ballon vor, da schaut Dr. Beate Schneidereit vorbei. Sie ist schlaflos im Ehrenfeld. Sie kommt mit schlechter Laune und geht mit noch schlechterer Laune. „Ich bin am Donnerstag aus dem Urlaub gekommen“, sagt sie. Ihr ist anzusehen und vor allem anzuhören, wie angesäuert sie ist. „Seitdem habe ich nicht geschlafen. Das ist unmöglich. Wann stellen sie diese lauten Lüfter ab? Ich würde gerne wieder schlafen. Und vor allem wäre ich gerne darüber informiert worden, dass dieses Projekt hier durchgeführt wird.“ Giannone bleibt nicht viel übrig, als sich mehrmals zu entschuldigen und darauf zu verweisen, „dass es die letzte Nacht sein wird und dass wir zwar die Nachbarn hier in der Straße informiert haben, aber eben nicht die in der weiteren Nachbarschaft. Das tut mir ehrlich leid. Das hätte besser laufen müssen“.
Der Ärger der schlaflosen Doktorin aber hinterlässt nur einen kleinen Kratzer bei einem ansonsten bundesweit sehr wohlwollend aufgenommenen Projekt, in dem es um die Weiterentwicklung des verfügbaren Wohnraumes geht. Giannone notiert für sich in Gedanken, dass sie, wenn es an anderer Stelle erneut zur Umsetzung so eines Architektur-Projektes in der Öffentlichkeit kommt, noch mehr Anwohner informiert werden müssen.
Optmierungsbedarf am Bloon
„Auch sonst gibt es viel Optimierungsbedarf. Die Lüfter müssen wirklich leiser sein.“ Das mit dem Eingang über eine Telefonzelle, die gleichzeitig Toilette und Dusche ist, sei auch nicht optimal. „Da müsste eine richtige Schleuse her. Und der Deckel, der den Ballon von der Telefonzelle trennt und der die Einstiegsluke ist, müsste auch wesentlich lässiger aufgehen. So wie in einem Raumschiff. Aber dafür, dass es ein Prototyp ist, der an der Hochschule in der Holzwerkstatt entstanden ist, funktioniert es ganz gut.“
Das Projekt „studentisches Leben in einem Ballon“ sei gut angenommen worden. „Es hat sich zu einem sehr schönen Projekt entwickelt“, sagt Giannone. „Es ist ja immer ein langer Weg von der ersten Idee hin zur Umsetzung. Wir haben mit diesem Projekt viele Menschen glücklich gemacht.“ Nur Dr. Beate Schneidereit nicht.