Bochum. . Hier lohnt der genaue Blick: Im Kunstmuseum sind Werke des chinesischen Malers Chen Ruo Bing zu sehen, die streng aussehen und doch verspielt sind.
- Chen Ruo Bing wuchs mitten in der chinesischen Kulturrevolution (1966-1976) auf
- Später studierte er in Deutschland bei dem legendären Künstler Gotthard Graubner
- Ausstellungseröffnung wird am Sonntag, 31. Juli, von einem großen Sommerfest begleitet
Die größte Überraschung wartet gleich zu Beginn: Das so interessant gelb-orange schimmernde Ei des Malers Chen Ruo Bing, das seit einigen Wochen großformatig die Litfaßsäulen der Stadt ziert, ist in Wahrheit viel kleiner als gedacht. Das Original, das den Besucher direkt am Eingang der Ausstellung empfängt, hat höchstens das Format eines Taschenbuchs.
Ansonsten bestimmen großflächige, farblich eindrucksvolle Bilder die Werkschau, die das Kunstmuseum ab Sonntag (31. Juli) dem chinesischen Maler widmet. Wer sich darauf einlässt, Zeit und Muße mitbringt, kann sich in den beinahe meditativ anmutenden Farbspielen fast verlieren.
Chen Ruo Bing ist ein „Farbmaler“, so betont es Museumsleiter Hans Günter Golinski. Als „Farbmagier“ könnte man den Künstler auch bezeichnen. Chen Ruo Bing wurde 1970 in Nantong geboren. Obwohl er mitten in der chinesischen Kulturrevolution (1966-1976) aufwuchs, war sein Elternhaus ganz der Tradition verpflichtet. Im Alter von sieben Jahren begann er mit dem Anfertigen unzähliger Kalligrafien: „Ich habe Tag für Tag geübt“, sagt Chen Ruo Bing, der ausgezeichnet Deutsch spricht. „Da hat man mit der Zeit einen guten Stapel beisammen.“
Schüler von Gotthard Graubner
Mit 18 Jahren studierte er traditionelle Malerei, wobei es ihm besonders die Landschaftsmalerei angetan hatte, und zog später nach Deutschland: Zur Finanzierung seines Studiums arbeitete er bei der Documenta in Kassel als Aufsicht. „Mir wurde damals geraten: Wenn ich hier studieren möchte, dann bei Gotthard Graubner und bei sonst niemandem.“
Graubner (1930-2013) gilt als einer der bekanntesten deutschen Maler der Nachkriegszeit, seine „Kissenbilder“ sind weltberühmt. Eines davon hängt auch in der Ausstellung von Chen Ruo Bing, denn ein Teil der Schau ist seinen Inspirationsquellen und Lehrmeistern gewidmet. Ein Film zeigt daneben Beispiele klassischer chinesischer Tuschemalerei aus vielen Jahrhunderten.
Bildern bleibt Platz zum Atmen
In der großen Halle sind die Bilder von Chen Ruo Bing genau so gehängt, dass viel Platz zum Atmen bleibt. Sie sind farbenfroh und anmutig zugleich, streng in der Form und doch verspielt. Zu sehen sind Kreise und Quadrate, die zwar eine Form haben, daraus bei genauem Hinsehen aber immer wieder ausbrechen. „Es sieht rund aus, doch es ist nicht rund“, so bezeichnet es der Künstler. Kleine, gewollte Farbspritzer innerhalb der exakt gewählten Formen sorgen immer wieder für Irritationen.
„Chen Ruo Bing arbeitet langsam und sehr konzentriert“, sagt Golinski. Seine Inspirationen findet er immer wieder in der Natur. Wer die nötige Ruhe mitbringt, erlebt eine sehenswerte Werkschau.
Zu sehen bis 3. Oktober. Di. bis So. von 10 bis 17 Uhr, Mi. von 10 bis 20 Uhr. Katalog: 18 Euro
Sommerfest im Kunstmuseum steigt am 31. Juli
Eröffnet wird die Ausstellung von Chen Ruo Bing am Sonntag, 31. Juli, ab 11 Uhr mit einem Sommerfest. Museumschef Hans Günter Golinski und der Künstler selbst laden um 13.30 zu einem Rundgang ein. Die beliebten Schnupperführungen gibt’s um 14.30 und 15.30 Uhr. Schauspieler Maximilian Strestik liest chinesische Lyrik (14 Uhr). Es gibt eine Performance (15 Uhr) und improvisierte Musik (16 Uhr). Kinder erwartet draußen eine Installation. „Das wird ein farbenfrohes Fest“, verspricht Kerstin Kuklinski vom Kunstmuseum. Eintritt frei.