Bochum. Im Kunstmuseum wird am Samstag, 21. Mai, die sehenswerte Übersichtsausstellung „Das autonome Bild“ mit fünf Beispielen zeitgenössischer Fotografie eröffnet.

Zur neuen Ausstellung „Das autonome Bild. Fünf Konzepte aktueller Fotografie“ lädt das Kunstmuseum ein. Gezeigt werden Arbeiten von Miriam Böhm, Jan Paul Evers, Christiane Feser, Stefan Heyne und Gottfried Jäger.

Gleich der erste Eindruck ist überwältigend: Wenn man die Schau im 1. Obergeschoss betritt, ist man als Kunstfreund froh, dass bei der Hängung so viel Platz gelassen wurde. Obwohl drei Dutzend Arbeiten zu sehen sind, haben die Bilder genügend Raum zum Atmen. Den brauchen sie auch, um sich zu entfalten. Und der Besucher braucht den Platz, um sich vollständig einnehmen zu lassen von der starken suggestiven Kraft dieser oftmals großformatig angelegten Fotografien. Das Sehen muss/kann hier neu gelernt werden. Auch, weil die Kunstwerke wenig mit dem zu tun haben, was man gemeinhin unter „Fotos“ versteht.

Verschiedene Herangehensweisen

Das ist umso interessanter in Zeiten von Facebook, Instagram & Co. – soziale Netzwerke, die (fast) nur von Fotos leben, wobei die Flut der schnell geschossenen Aufnahmen die Wahrnehmung eher lähmt als erweitert. Das ist im Museum anders. Hier werden Fotografien gezeigt, deren Produzenten – also die Künstlerinnen und Künstler – beständig auf der Suche sind. Ihnen geht es nicht um gepixelte Statements, also festgelegte Bild-Aussagen. Nicht erst seit der Erfindung von Photoshop lassen sich fotografische Bilder nicht allein darauf festlegen, die sichtbare Welt abzubilden. Eine Neubestimmung des medialen Charakters von Fotografie scheint vonnöten. Und damit einer Neubestimmung dessen, was wir für „Wirklichkeit“ halten.

Vernissage und Ausstellungsdauer

Vernissage Samstag (21. Mai) um 17 Uhr im Kunstmuseum, Kortumstraße 147. Miriam Böhm, Jan Paul Evers, Christiane Feser, Stefan Heyne und Gottfried Jäger stehen für Künstlergespräche zur Verfügung.

Die Ausstellung läuft bis zum 17. Juli. Es gibt ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Künstlerbegegnungen. Infos: kunstmuseumbochum.de.

Neuerdings verstärkt auch in Deutschland, schon länger in den USA, widmen sich Fotografen daher einem Bildverständnis, das die Realität (fast) komplett ausblendet und dafür die Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten des Technischen erkunden. Es geht nicht mehr um die Abbildung der Welt, sondern um deren fotografische Überhöhung; zwangsläufig läuft das auf Abstraktionen hinaus.

Dabei sind die Herangehensweisen so verschieden wie die Künstler selbst. Gottfried Jäger gestaltet in der Dunkelkammer verspielte „Lichtgemälde“, die auf die Tradition der Konstruktivisten der 1930er Jahre verweisen. Stefan Heyne stellt große Tafeln aus, die wie Farbfeldmalerei der 50er Jahre wirken, und die doch Fotos sind. Heynes fließende Lichtschichtungen haben eine flirrende Aura; dass der Ausgangspunkt dieser Bilder eine Aufnahme des leuchtenden Stratosphärenhimmels aus einem Flugzeug heraus war, sieht man ihnen nicht an. Und soll es auch nicht.

Kleinste Eingriffe verändern die Wahrnehmung

Sehr einnehmend sind die ins Objekthafte veränderten Fotografien von Christiane Feser. Die Künstlerin betreibt in ihren betörenden Arbeiten eine gezielte Verunsicherung des Betrachters: Was ist Fotografie, was gestaltetes Objekt? Kleinste Eingriffe verändern die Wahrnehmung: Allzu schnelle Gewissheiten und Sehgewohnheiten im Zusammenhang mit dem fotografischen Medium geraten ins Trudeln.

Dass all diese Foto-Experimente nicht bedrücken, vielmehr wunderbar poetisch daher kommen, macht einen weiteren Reiz dieser sehenswerten Kunst-Schau aus.