Bochum. Die Ausgleichsmaßnahmen von Vonovia für den Neubau der Konzernzentrale reichen nach Ansicht des Landschaftsbeirats nicht aus.

  • Bochums Landschaftsbeirat kritisiert die Pläne für den Vonovia-Neubau
  • Von einem „erheblichen Eingriff in Natur und Landschaft“ ist die Rede
  • Das Unternehmen solle zumindest auf einen Parkplatz verzichten und stattdessen ein Parkhaus bauen

Anfang 2017 soll mit dem Bau der neuen Vonovia-Zentrale an der Universitätsstraße begonnen werden. Schon ein Jahr später will Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen dort mit 1000 Mitarbeitern einziehen. Nun meldet der Landschaftsbeirat erhebliche Bedenken gegen die Pläne an. In einer Stellungnahme heißt es, die vorliegende Planung stelle „einen erheblichen Eingriff in Natur und Landschaft dar – mit negativen Folgen für das Innenstadtklima –, der nur bedingt ausgeglichen werden kann“.

Kritisiert wird unter anderem, dass die vorgesehenen Ausgleichs- und Kompensationsmaßnahmen für das 53.300 qm große Sondergebiet, von dem Vonovia zunächst 30 000 qm für seine Zentrale plus Parkplatz nutzt, nicht ausreichen. Das Unternehmen wird auf zwei eigenen landwirtschaftlichen Flächen in Munscheid und Weitmar für 25 Jahre Streuobstwiesen anlegen und mit Hecken säumen, eine Ersatzaufforstung ist an der Etterseide in Linden geplant. Da die Eingriffe in die Natur aber größer sind als die Kompensation, wird das Unternehmen für ein Defizit von 2084 Biotop-Wertpunkten eine Ersatzgeldzahlung von 12.000 Euro leisten. „Wir halten alle Auflagen des Natur- und Umweltschutzes ein“, so Vonovia-Sprecherin Nina Henckel. Dazu gehöre auch, auf dem Gelände lebende Fledermäuse umzusiedeln.

Verkehrsproblematik könnte sich verschärfen

Zu wenig, befindet der Beirat. Er kritisiert auch, dass für die bisherigen Mieter des Bauernhofs, der für den Vonovia-Neubau weichen muss, eine Ausnahmegenehmigung erwirkt wurde und sich deren neue Bleibe in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. „Wo bleibt der Schutz, wenn Landschaftsschutzgebiete als Reservebaufläche dienen?“, heißt es in der Stellungnahme des Beirats.

Aufgaben und Ziele des Landschaftsbeirats

Der Landschaftsbeirat ist ein 16-köpfiges Gremium ehrenamtlicher Mitglieder. Sie vertreten Organisationen wie den Landesverband Gartenbau, die Landesvereinigung der Jäger oder des Fischereiverbandes.

Der Beirat soll bei Schutz, Pflege und Entwicklung der Landschaft mitwirken. Er unterbreitet Behörden Vorschläge und soll Fehlentwicklungen in der Landschaft entgegenwirken.

Neben der sich möglicherweise verschärfenden Verkehrsproblematik an der Kreuzung Universitätsstraße/Wasserstraße moniert der Landschaftsbeirat mit seiner Vorsitzenden Heidi Hopkins die drohenden Auswirkungen des Neubaus auf das Klima, bei der Fläche handele es sich bis jetzt „um einen kühleren Bereich innerhalb der Stadt Bochum“. Statt eine Fläche für 500 Parkplätze zu versiegeln, solle das Unternehme ein Parkhaus bauen. „Vonovia, allein in NRW Eigentümer von über 100.000 Wohnungen, dürfte finanziell in der Lage sein, ein Parkhaus zu bauen“, heißt es.

B-Plan wird öffentlich ausgelegt

Erstaunen hat die öffentliche Stellungnahme in der Stadtverwaltung ausgelöst. „Die Pläne wurden im Landschaftsbeirat vorgestellt. Da hat es keine Fragen und Anmerkungen gegeben“, sagt Stadt-Sprecherin Annika Vößing. Behandelt werde die Stellungnahme des Beirats wie jede andere Einwendung, die Bürger zum Bebauungsplan Nr. 890 Wasserstraße/Paulstraße/Universitätsstraße machen können. Der Plan liegt derzeit im Erdgeschoss des Technischen Rathauses an der Hans-Böckler-Straße 19 aus und kann dort eingesehen werden.