Bochum. Lange ärgerte sich Dieter Welzel darüber, dass seine WAZ gestohlen wurde. Nun hat er eine Zeitungsbox so umgebaut, dass Langfinger keine Chance haben.
Ein Morgen ohne die WAZ ist für Dieter Welzel ein Grauen. Umso wütender war der 79-Jährige, dass seine angestammte Lektüre immer wieder aus dem Einwurfschlitz der Haustür geklaut wurde. Jetzt hat der langjährige WAZ-Leser die Lösung nicht nur gefunden, sondern sogleich in Heimarbeit umgesetzt. Eine Zeitungsbox, ein Wasserrohr, ein Holzaufsatz, ein Schloss: Fertig ist der WAZ-Diebstahl-Schutz.
Seit über 40 Jahren lebt Dieter Welzel mit seiner Frau Irmgard (80) an der Emscherstraße 21. Die WAZ gehört selbstverständlich dazu. Deshalb grübelte der Rentner lange darüber nach, wie man verhindern könnte, dass seine Zeitung so häufig verschwindet.
Als gelernter Schlosser ist Welzel handwerklich versiert. So kam er auf die Idee, ein handelsübliches Abflussrohr zur WAZ-Röhre umzufunktionieren. Entscheidend sei dabei „das Prinzip der Verjüngung“, sagt der Profi. Die Zeitung wird gerollt in die Rohröffnung gesteckt. Selbst schmalen Kinderhänden gelingt es nicht, das innen entrollte Blatt aus der Röhre zu fischen. Das kann nur Dieter Welzel: Er hat den Stutzen mit einem Schließmechanismus versehen.
Auch die Samstag-Ausgabe passt
Die Erfindung funktionierte zwar, stieß beim Vermieter aber auf wenig Gefallen: Ein olles Abflussrohr an der Hauswand war nicht eben nach seinem Geschmack. Dieter Welzel machte sich an die Fortentwicklung. Schnell war klar: Eine Zeitungsbox musste her, um das Werk zu vollenden. „Ich rief bei der WAZ an. Drei Tage später hatte ich die kostenlose Box bei mir.“ Fortan bewährte sich der Schlosser auch als Schreiner. Millimetergenau fertigt er einen Holzaufsatz, der exakt in die Box-Öffnung passt. Vorn am Klotz befindet sich der Rohr-Aufsatz samt Schloss: ein Arrangement, das nicht nur zweckmäßig, sondern dank der weißen Box auch formschön ist. Platz in der Röhre ist reichlich: „Ich hab’s probiert. Auch die dicke Samstag-Ausgabe kann hineingeschoben werden.“
Am Montag schraubte Dieter Welzel seinen Prototypen (der nun auch dem Hauswirt gefällt) neben der Haustür an. Der Zeitungs-Klau, glaubt er, gehört endgültig der Vergangenheit an. Der Handwerker ist dabei sicher, dass seine Erfindung auch viele andere Leserinnen und Leser interessiert. Er empfiehlt den Schutz vor Langfingern daher ausdrücklich zur Nachahmung.
Prototyp mit geringen Kosten
Noch mehr würde es ihn freuen, wenn sich ein Hersteller für eine Serienfertigung findet. „Ich habe mich informiert. Es gibt tausende Zeitungsboxen – aber kein Modell, das mit meinem Mechanismus ausgestattet ist. Die Materialkosten halten sich dabei in Grenzen.“
Interessierte Firmenvertreter könnten auch mal einen Blick auf den hölzernen Diebstahlschutz werfen, den Dieter Welzel für seine Bierkästen im Flur produziert hat. Aber das ist eine andere Baustelle...
Mit Aufsatz könnten Boxen nachgerüstet werden
Ursprünglich wollte Dieter Welzel seine umgebaute Zeitungsbox als Patent anmelden. „Ich war bei einem Fachanwalt. Bei dem Verfahren kämen aber Kosten von über 3000 Euro auf mich zu – ohne zu wissen, ob man tatsächlich einen Hersteller findet.“
Der Tüftler könnte sich vorstellen, dass nur der verschließbare Aufsatz in Serie geht – „dann nicht aus Holz, sondern aus Kunststoff. Damit könnten die meisten handelsüblichen Zeitungsboxen problemlos und zuverlässig nachgerüstet werden.“
Besonders freuen würde er sich über ein Interesse der WAZ. „Viele Leser klagen über geklaute Zeitungen. Ihnen wäre geholfen.“