Bochum. Es kann in Krisenregionen oder für Flüchtlinge eingesetzt werden. Junge Frau aus Weitmar ging zum Studium in die Niederlande und ist nun Industriedesignerin.

Dass sie schon länger in den Niederlanden lebt, hört man Elena Findeisen (25) an. Ihr Deutsch hat diesen warmen niederländischen Klang. Das hört sich ein bisschen an nach Rudi Carell und Marejke Amado. Das bleibt nicht aus, wenn man seinen Lebensmittelpunkt zu den Nachbarn verlegt. Der Weg dahin war für sie fast zwangsläufig. Aufgewachsen in Weitmar, wollte sie 2009 nach dem Abitur am Schiller-Gymnasium durchaus in Deutschland bleiben. „Hier konnte ich aber nicht das studieren, was ich wollte.“ An der Universität Twente in Enschede schon. Jetzt ist sie fertige Industriedesignerin, hat einen Ingenieurabschluss und ist auch schon an einem wichtigen Projekt beteiligt. Sie half und hilft bei der Entwicklung von Solarzelten für Flüchtlinge.

Nach Katastrophen und in Krisenzeiten kommt es auf schnelle Hilfe an. Stromversorgung ist da ein Problem. „Notleidende erhalten mit diesem Zelt nicht nur ein Dach über den Kopf“, sagt sie. „Sondern sie werden auch gleich mit Strom versorgt.“

Aufblasbares Zelt

Acht Solarpaneelen, die auf ein aufblasbares Zelt montiert werden, sollen nun das bieten, was bei Katastrophen verloren geht: Strom für Beleuchtung und Laptops sowie zum Aufladen von Handys. Die Möglichkeit der Kommunikation bleibt erhalten, die Koordinierung der Flüchtlingshilfe wird verbessert. Die Verteilung der Zelte in Krisengebieten übernehmen Hilfsorganisationen.

Wobei Findeisen die Idee natürlich nicht alleine umsetzt. Der niederländische Vermarkter und Designer des Zeltes O&H Concepts und der Hersteller Airquee sind die Firmen, die die Zelte auf den Markt bringen, das Projekt finanzieren – und zusammen die Idee Wirklichkeit werden lassen. „Seit Beginn meines Studiums hatte ich den Wunsch, etwas Nützliches zu entwickeln. Hinzu kam mein Interesse an erneuerbaren Energien“, sagt sie. Daraus wurde: eine Masterarbeit zu Zelten mit Solarpaneelen. „Zu Beginn des Projektes war allerdings die Flüchtlingskrise noch nicht so groß wie jetzt. Ich hatte Notsituationen nach Überschwemmungen wie in Pakistan oder das Erdbeben in Nepal vor Augen.“

Bei einem Solar-Unternehmen untersuchte sie, wie extrem dünne und flexible Sonnenpaneelen am Zelt anzubringen sind. Hauptaugenmerk ihrer Master-Arbeit war es, die sehr empfindlichen Paneelen sicher auf dem Zeltdach zu integrieren, damit sie beim Zeltaufbau und -abbau nicht beschädigt werden. „Die größte Herausforderung war, dass die zerbrechlichen Paneele aufrollbar bleiben bei Transport und Verpackung.“ Das sei ihr durch eine „Sandwich-Konstruktion gelungen, die als unterste Schicht über eine gewebte Matte von Strohhalmen verfügt“. Es war ihr entscheidender Beitrag zum Projekt.

Rückkehr ins Ruhrgebiet

Einer, der ihr zwar nicht Millionen auf das Konto bringt, aber immerhin einen sehr guten Ruf. Der wiederum kann bei der künftigen Arbeitsplatzsuche hilfreich sein – und die wird nicht zwingend in den Niederlanden stattfinden. „Enschede ist schön, aber zu klein. Ich kann mir gut vorstellen, ins Ruhrgebiet zurückzukehren.“ Bei „Bochum total“ wird sie hier sein. Und wer weiß, vielleicht findet sich ihre Idee mit den Solarzellen auf einem Zeltdach auch irgendwann dort wieder. Festivalgeeignet wären die Solarzelte jedenfalls.