Bochum. Die Ping Pong Gallery in der „Trinkhalle“ zeigt ab dem Wochenende sehenswerte Schwarzweiß-Aufnahmen von Reinhard Krause.

  • In den 1980er Jahren fotografierte Reinhard Krause den Alltag im „Ruhrpott“.
  • 30 Jahre waren die Aufnahmen so gut wie vergessen, nun werden sie wieder gezeigt.
  • Eine versunke Welt und Zeit lebt wieder auf.

Die 80er Jahre sind noch gar nicht sooo lange vorbei, aber wie sehr sich alles verändert hat seit der Zeit vor 30, 35 Jahren, das belegt eine sehenswerte Fotoausstellung, die ab dem Wochenende in der Ping Pong Gallery geboten wird. Sie versammelt authentische s/w-Fotografien von Reinhard Krause, die belegen, was den „Ruhrpott“ einst ausmachte. Und damit sind nicht bloß rauchende Schlote gemeint.

Motive „umme Ecke“ gefunden

Krauses Fotografien geistern schon geraume Zeit durchs Internet und stoßen dort auf lebhaftes Interesse. Dabei war die Wiederentdeckung der eindrücklichen Aufnahmen eher Zufall. Längst lebt der international ausgezeichnete Reuters-Fotograf Krause, ein Kind des Ruhrgebiets, in London. Zu Beginn seiner Laufbahn fotografierte er überall in seinem Lebensumfeld und stieß in dabei in unbekannte Gefilde vor, die doch gleich „umme Ecke“ lagen. Seine Ruhrpott-Fotos entwickelte Krause vor Jahrzehnten in seinem Essener Badezimmer, danach verschwanden sie samt der Negative in Umzugskartons und wurden vergessen.

Ausstellungseröffnung am Samstag

Vernissage am Samstag (23.7.) um 19 Uhr in der Ping Pong Gallery/Trinkhalle, Herner Str. 8. Einführung von Stephan Strsembski (Kunsthistoriker). Der Fotograf Reinhard Krause wird anwesend sein.

Die Ausstellung wird bis zum 4. September gezeigt. Öffnungszeiten Mo.-Do., 17-22 Uhr, Fr.-So., 15-22 Uhr.

Eine halbe Ewigkeit später entdeckte Krause die Fotos neu. Fasziniert von den persönlichen Erinnerungen und doch mit professioneller Distanz, stellte der inzwischen 57-jährige seine Fotos ins Internet – und war verwundert, auf welch’ großes Interesse sie stießen.

Alltagsszenen

Tausende erkannten sich, verstorbene Verwandte oder einfach ihre eigene Geschichte wieder. Das alte Ruhrgebiet, so schien es auf einmal, ist doch nicht vergangen, auf Krauses Fotos ist es konserviert. Da steht die Riesenkulisse der Thyssen-Hütte schwarz und bedrohlich in der Landschaft, da sieht man Alltagszenen zwischen Frust & Lust aus der Kneipe und vonne Kirmes. Oder man blickt immer wieder auf schreckliche Wohnklötze und Einkaufszentren, die sogleich den Sponti-Spruch von damals ins Gedächtnis rufen: „Schade, dass Beton nicht brennt!“

Der herbe Charme des Ungezähmten

Dabei sind Krauses Aufnahmen weder alt noch nostalgisch. Sie wirken vielmehr vertraut und zeigen doch eine Welt, die es nicht mehr gibt. Der eigentümliche Charme des Ruhrpotts, seine Menschen und ihre Lebensart, sie sind eben doch nicht auszurotten: Typen, Kulissen, bauliche Verwerfungen, der herbe Charme des Ungezähmten. „Meine Fotos sind subjektiv, aber sie sind keine Abrechnung mit dem Ruhrgebiet, eher eine Liebeserklärung“, sagt Krause.