Bochum. Das Rewirpowerstadion ist in wenigen Tagen Geschichte. Der VfL Bochum sucht immer noch einen neuen Sponsor. Stadt legt Politiker-Tickets auf Eis.

Aufmerksamen Beobachtern wird es nicht entgangen sein: Die Stadtwerke Bochum haben Mitte vergangener Woche die „Rewirpower-Lounge“ des Stadions an der Castroper Straße umbenannt in „Stadtwerke Bochum Lounge“. Anlass ist das Auslaufen der Namensrechte für das ehemalige Ruhrstadion zum 30. Juni. Rewirpower soll dann im und am Stadion nur noch Geschichte sein.

Verhandlungen mit potenziellen Namensgebern laufen noch

„Die Umgestaltung wird sich auf das Austauschen der Leuchtreklamen und einzelner Gestaltungselemente beschränken“, sagt Stadtwerkesprecher Kai Krischnak. „Wir haben uns aus Gründen der Vertriebsstrategie entschieden, künftig alle Werbemaßnahmen auf die Marke Stadtwerke Bochum zu konzentrieren.“ Wie die WAZ berichtete, überweisen die Stadtwerke für die Fußballsaison 2016/17 rund 1,4 Millionen Euro an den VfL Bochum – für die Premium-Partnerschaft und die Namensrechte am VIP-Bereich.

Die Demontage des Stadionnamens „Rewirpower“ indes sei Sache des VfL, so Krischnak. Der Verein selbst steckt immer noch in Verhandlungen mit, so heißt es jedenfalls, mehreren potenziellen Namensgebern. Die Stadtwerke zahlten zuletzt 900.000 Euro pro Saison für die Rechte. Nach WAZ-Informationen könnte der alte und bei den Fans beliebte Name Ruhrstadion Bestandteil des neuen Stadionnamens werden. Frei nach dem Motto: XY-Ruhrstadion Bochum. Diese Variante jedenfalls wird ernsthaft verhandelt. Vom Tisch ist ein Vorschlag, mehrere lokale Partner in einen Pool einzubinden, um den Namen Ruhrstadion möglich zu machen. „Was habe ich davon, wenn ich eine große Summe überweise und mein Name gar nicht in der Öffentlichkeit auftaucht?“, zeigte ein Bochumer Geschäftsmann gegenüber der WAZ den Pferdefuß dieser Idee auf.

Finanzamt prüft Ticketvergabe

Mit einer ganz anderen Baustelle beschäftigt sich derweil Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Im Ältestenrat führte er am vergangenen Mittwoch, 22. Juni, einen Beschluss herbei, der die Vergabe von 50 VfL-Tickets der Stadt für die Ehrentribüne im Stadion an städtische Repräsentanten vorerst auf Eis legt. Ursache sind Briefe von Bürgern, die das Procedere sowohl unter steuerrechtlichen Gesichtspunkten als auch mit Blick auf das Korruptionsgesetz NRW bedenklich finden. Eiskirch hat das Finanzamt um eine Stellungnahme gebeten.

Auch die Bezirksregierung ist am Ball, wie ein Sprecher der Behörde in Arnberg gegenüber der WAZ bestätigte. Anlass ist ein anonymes Schreiben, das am 22. Juni einging – auch bei WAZ, Finanzamt, VfL und OB. „Wir haben aber bereits Anfang Mai ein fast gleich lautendes Schreiben erhalten und sind bereits am 17. Juni aktiv geworden“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Eiskirch hätte dies am 14. Juni so entschieden.

VIP-Tickets sind 115 Euro wert

Im Pachtvertrag zwischen Stadt und VfL Bochum ist geregelt, dass die Stadt pro Spiel 50 Karten für die Haupttribüne frei vergeben darf. Nutznießer bislang waren Politiker und Mitglieder der Verwaltung.

Der VfL gewährte den Repräsentanten zudem freien Eintritt in einen VIP-Bereich. Vergleichbare Tickets kosten 115 Euro plus Mehrwertsteuer. Weil die Nutznießer zugleich auch übers Sponsoring befinden, sehen einige Bürger in der Ticketvergabe einen Verstoß gegen das Korruptionsgesetz. Außerdem wollen sie wissen, ob die Ticketnutzer ihre Karten ordentlich versteuern.