Bochum. Eine Entscheidung über den neuen Bochumer Stadionnamen soll laut VfL-Aufsichtsratschef Hans-Peter Villis in den nächsten Wochen fallen.

Wann präsentiert der VfL Bochum den seit Monaten mit Spannung erwarteten neuen Stadionnamen?

Hans-Peter Villis: Wir sind in intensiven Gesprächen. Es gibt Alternativen. Ein Konsortium würde für das Ruhrstadion Mittel bereitstellen. Es gibt aber auch Interessenten, die den gesamten Namen haben wollen. Der gesamte Name wäre für den VfL Bochum mehr wert. Der finanzielle Unterschied gegenüber dem Betrag eines Konsortiums ist derzeit noch signifikant.

Giibt es eine Tendenz - und einen Zeitrahmen? Im Januar sprachen Sie mal von Ende März.

Villis: Zum 30. Juni läuft der Vertrag mit den Stadtwerken aus. Und nein, es gibt keine Tendenzen. Ich sage ganz offen: Es ist uns im Winter ein potenzieller Partner abgesprungen, bei dem wir dachten, dass es funktioniert. Ich gehe jetzt davon aus, dass wir uns innerhalb der nächsten Wochen final entschieden haben werden.

Auch die Gespräche über den Partner für den Bierausschank ziehen sich hin. Gibt es im Stadion weiter Fiege-Pils?

Villis: Wir werden auch kommende Saison einen Premium-Partner für das Bier haben und dies vermutlich in der nächsten oder übernächsten Woche kommunizieren. Es ist gut, dass es auch hier einen Wettbewerb gibt. Wir werden dies auch unter Berücksichtigung der Vereinsverbundenheit entscheiden - wobei wir wissen, was der VfL wert ist.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es Mehreinnahmen im Pokal, TV-Geld, bei den Zuschauern, zudem bereits Transferlöse für Onur Bulut (ca. 1,2 Mio Euro) und voraussichtlich Ilkay Gündogan (ca. 1 Mio). Die Lizenz wurde ohne Bedingungen erteilt, beim Stadionpartner sind Sie optimistisch. Finanziell scheint es dem VfL immer besser zu gehen.

Villis: Wir sind unseren Weg, den wir eingeschlagen haben, weitergegangen. Wir haben uns sportlich und damit einhergehend wirtschaftlich weiter konsolidiert. Die höhere sportliche Attraktivität in der vergangenen Saison hat direkt positive Folgen auch für das Sponsoring, das Marketing, den Zuschauerschnitt. Mit rund 18 000 haben wir einen Zweitliga-Rekord für den VfL aufgestellt. Wobei wir die sportlich nicht so erfolgreichen Jahre zuvor leider immer noch in der Bilanz sehen.

War die vergangene Saison folglich eine Erfolgs-Saison?

Villis: Sie war erfolgreich. Aber ich würde sie nicht als sehr gut bezeichnen. Wir haben uns im Trainingslager im Januar intensiv ausgetauscht, das Ziel Aufstieg ausgegeben. Das haben wir nicht erreicht, der Kritik müssen wir uns stellen. Aber das ist eher ein Luxusproblem, verglichen mit der jüngeren Vergangenheit. Vor zwei, drei Jahren mussten wir befürchten, dass es in die Bedeutungslosigkeit der 3. Liga geht.

Nach Platz fünf will man in der kommenden Saison sicherlich nicht den Rückwärtsgang einlegen.

Villis: Wir wollen uns weiter verbessern. Auch von der sportlichen Führung höre ich diese Signale. Das ist der Anspruch, damit gehen wir an den Start.

Bei bisher neun Abgängen und erst einem externen Zugang werden Zweifel laut an hohen Zielen.

Villis: Es gibt doch überhaupt keinen Grund zur Panikmache. Man darf nicht nur über externe Neue sprechen und über Abgänge, von denen einige Spieler nicht zum Stamm zählten. Man muss auch unsere Jugend sehen. Unsere Philosophie, Nachwuchsspieler früh zu integrieren, hat absolut gefruchtet. Die U19 hat gerade gegen Schalke 04 überzeugend den Westfalenpokal gewonnen. Wir setzen auch auf unsere Talente. Spieler wie Gökhan Gül, Görkem Saglam und Vangelis Pavlidis haben einen Riesensprung gemacht. Natürlich werden wir noch weitere Neuzugänge holen. Aber das brechen wir nicht übers Knie, wir entscheiden das in Ruhe. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Vergleich zur abgelaufenen Saison einen verbesserten Kader aufstellen werden.

Onur Bulut ist auch einer aus dem eigenen Stall, er wechselt schon mit 22 Jahren nach Freiburg. Ist auch das ein Weg, den der VfL weitergehen muss: erst ausbilden, dann veräußern?

Villis: Es ist grundsätzlich schön, wenn andere Vereine auf die Qualität der von uns ausgebildeten Spieler aufmerksam werden. Wenn diese Spieler wechseln möchten, können wir das zwar zulassen, wollen dies aber entsprechend honoriert wissen. Ein Geschäftsmodell des VfL ist das aber nicht. Wir wollen mit unseren selbst ausgebildeten Spielern grundsätzlich auch selbst erfolgreich sein. Wir sind keine Talentschmiede für Dritte.

Neben Bulut zählt auch Simon Terodde zu den Fan-Lieblingen. Und zu den Umworbenen.

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  Villis: Es gibt für ihn nach wie vor kein Angebot. Ich freue mich, dass er in den beiden Spielzeiten bei uns so erfolgreich war. Simon Terodde weiß, was er am VfL und dem Umfeld hat. Wir haben ihm signalisiert, dass wir gerne mit ihm weitermachen wollen, sein Vertrag läuft ja noch bis 2017. Wenn er wechseln sollte, wäre das schade. Aber auch dann jammern wir nicht, sondern werden eine Lösung finden.

Stichwort Identifikation. Vom Stadionnamen über die Wurst bis zum Bier. Von Spielertypen wie die nun wechselnden Andi Luthe über Bulut bis - vielleicht - Terodde. Ist das Wort „Identifikation“ im Profi-Fußball überhaupt noch zeitgemäß?

Villis: Beim VfL spielt Identifikation eine ganz große Rolle. Deswegen haben wir als einer der wenigen Vereine überhaupt ein Leitbild, in dem dies verankert ist. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Wir freuen uns riesig, dass wir heute die 8000er Marke bei der Mitgliederzahl geknackt haben, nachdem wir vor dieser Saison bei rund 5500 lagen. Das ist ein signifikanter Anstieg. Auch der höhere Zuschauerschnitt trägt zur besseren Identifikation mit dem VfL in unserer Stadt bei, wobei es unser Ziel sein muss, immer 17000 bis 18000 Fans im Stadion zu haben - auch gegen Fürth oder Sandhausen.

Felix Bastians zählt zu den Führungsspielern. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2017, er hat zuletzt aber offen gelassen, ob er bleibt.

Villis: Für ihn liegen keine Angebote anderer Vereine vor. Es hat vielmehr von uns klare Signale gegeben, dass wir möchten, dass er bleibt.

Der VfL steht rein finanziell nicht mehr unter Verkaufsdruck. Ist denn Geld übrig für Ablösesummen?

Villis: Wir haben ein Gesamtkonzept. Es ist nicht so, dass wir Transfererlöse 1:1 in eine Ablösesumme stecken; zum Beispiel, wenn der Transfer von Ilkay Gündogan zustande kommt, an dem wir beteiligt wären. Aber wir sind nicht mehr so eng auf Kante genäht wie noch vor zwei Jahren. Damals hatten wir nicht die Flexibilität, auch mal außerordentlich zu investieren. Durch die Ertragsverbesserung, die im Wesentlichen auf den sportlichen Erfolgen und der höheren Attraktivität beruht, haben wir nun finanziell einen größeren Handlungsspielraum. Wir wollen auch das Budget für den Kader weiter stärken.