Bochum. Das Bestehende soll aber ebenso kontinuierlich verbessert werden. Und auch die Forschung soll weiter ausgebaut werden.
Seit März ist Dr. Jürgen Bock Präsident der Hochschule. Der Betriebswirt hat während seiner Amtszeit, sie endet im Februar 2022, viel vor.
Herr Professor Bock, Sie haben ganz viele Mitgliedschaften. Sie sind unter anderem Vorsitzender des Kuratoriums der qed-Stiftung (quality in education), Mitglied des Hochschulrates der EBZ Business School und Mitglied des Mittelstandsausschusses der Industrie- und Handelskammer. Ruhen die jetzt alle, oder für welche nehmen sie sich noch Zeit?
Dr. Jürgen Bock: Viele dieser Mitgliedschaften sind Teil von Netzwerken, die der Hochschule und mir gute Dienste leisten können. Und viele damit verbundene Veranstaltungen sind zumeist abends. Ich führe diese Ehrenämter also weiter. Ich finde es auch wichtig zu zeigen, dass das Präsidium der Hochschule sich einbringt und präsent ist. Und, was das Netzwerken angeht: Ich bin ja auch selbst Ansprechpartner und kann Kontakte vermitteln. Es geht darum, Brücken zu bauen. Und die sind nie Einbahnstraßen. Das Präsidium der Hochschule ist zudem ein Team; Termine und Aufgaben können wir aufteilen.
Haben Sie sich selbst eine Überschrift, oder ein übergeordnetes Thema für Ihre Amtszeit gegeben?
Dr. Jürgen Bock: Ich bin von Hause aus Betriebswirt und habe Unternehmensführung, Organisation, strategisches Management gelehrt. Unternehmensführung ist dabei ein spannendes Thema. Zwei Dimensionen sind dabei zu gestalten: Zum einen geht es darum, das, was man macht, kontinuierlich zu verbessern. Die zweite Dimension ist: Neues gestalten. Die Kunst, eine Organisation zu steuern, besteht für mich darin, zwischen beiden Bereichen eine Balance, ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen. Die Akzente, die ich setzen möchte, spiegeln sich in der Zusammensetzung des neuen Präsidiums wieder: Professorin Dr. Eva Waller vom Fachbereich Wirtschaft steht für das Ressort Studium, Lehre und Internationales. Im Bereich Studium werden wir uns insbesondere mit dem Thema der Digitalisierung intensiver auseinandersetzen. Ein weiteres Stichwort ist die Internationalisierung. Hier bieten wir unseren Studierenden bereits ein vielfältiges Angebot an, das es aber gilt, weiter zu optimieren. Michael Schugt vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik, der selbst Gründer ist, kümmert sich um Forschung, Entwicklung und Entrepreneurship: Das Thema Gründung und Transfer wollen wir noch weiter ausbauen. Blaupause hierfür sind unsere Ausgründungen aus dem Forschungsfeld Elektromobilität. Andrea Mohnert vom Fachbereich Architektur trägt die Verantwortung für ein neues Ressort, das sich mit den wichtigen Themen wissenschaftliche Weiterbildung, Alumni und Vielfalt beschäftigt. Hier sehen wir wesentliche Handlungsnotwendigkeiten.
Quo vadis Hochschule Bochum?
Dr. Jürgen Bock: Im Landesentwicklungsplan steht unter anderem, dass sich die Aufnahmekapazitäten der Fachhochschulen und Universitäten zukünftig in Richtung 40:60 entwickeln sollen – derzeitig liegen wir bei circa 30:70. Eine Überlegung in diesem Kontext ist, unsere dualen Studiengänge, die Studium und berufliche Ausbildung verbinden, zu stärken. Wir werden aber auch die Ausbildung von Berufsschullehren ausbauen, die wir in Zusammenarbeit mit der Universität Wuppertal anbieten. Ausbauen werden wir zudem unsere Studienangebote zur Nachhaltigkeit. Wir sehen auch noch erhebliche Synergien zwischen unserer international ausgerichteten Lehre und der Forschung. Nicht zuletzt werden wir unser Augenmerk auf das Thema „Studienerfolg“ richten und unseren Studierenden flankierende Hilfestellungen anbieten.
Die Forschung an Hochschulen kann, nein, soll weiter ausgebaut werden.
Dr. Jürgen Bock: Als Fachhochschule wird bei uns die angewandte Forschung groß geschrieben. Nachhaltiges Bauen, Geothermie oder Elektromobilität mit den Flaggschiffen Solarcar und Elektroauto sind unter anderem Forschungsschwerpunkte. Ebenfalls anwendungsorientiert stark geforscht wird an unserem zweiten Standort in Velbert/Heiligenhaus. Dort arbeiten wir in Lehre und Forschung eng mit dem Verein „Schlüsselregion“ zusammen, in dem sich mittelständische Unternehmen der sogenannten .„Schlüsseltechnologie“ zusammen gefunden haben.
Entwicklung mit Wachstum und Kooperation
Wie wird sich die Hochschule baulich verändern?
Dr. Jürgen Bock: Wir haben im Moment drei Bauvorhaben, die uns beschäftigen. Ich fange mit dem am weitesten entfernten Bauvorhaben an. Das ist unser Campus in Velbert/Heiligenhaus. Die Gebäude sollten jetzt im Mai übergeben werden – jetzt gibt es eine Verzögerung von zwei Monaten. Das heißt aber für uns, dass wir den Hochschulbetrieb nicht wie geplant im Herbst aufnehmen können, sondern erst im nächsten Frühjahr. Aber dann haben wir einen wunderschönen Campus. Das zweite Bauvorhaben ist ein kleineres hier auf dem Campus, hinter der Bibliothek Technik. Da entsteht ein Hörsaal für knapp 400 Personen; hier bauen wir selbst. Es ist ein Gebäude, bei dem wir Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen; zum Beispiel durch Verwendung von Holz bei der Außenverkleidung. Die Baugenehmigung ist da, wir können jetzt anfangen. Das dritte Bauvorhaben, das wir wieder mit dem BLB durchführen, ist der sogenannte Rotationsbau. Er soll neben der Blue Box entstehen. Dort werden zunächst die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen einziehen. Der Baubeginn soll jetzt Anfang 2017 sein. Es ist wichtig, dass das Gebäude 2018 fertig wird, damit wir mit der Renovierung unserer Gebäude C und A beginnen können. Den Zeitplan müssen wir einhalten, weil die Sanierung zu einem Programm des Landes gehört, dessen Finanzierung sonst ausläuft. Ob wir für unsere Aktivitäten noch ein weiteres Gebäude benötigen und ob wir dann selbst bauen oder Räume anmieten – das ist noch Zukunftsmusik.
Die Hochschule kooperiert bereits mit anderen Fachhochschulen. Wie ist da der Entwicklungsstand?
Dr. Jürgen Bock: Interessant ist in diesem Zusammenhang eine hochschulübergreifende Projektinitiative im vom Bund geförderten Wettbewerb FH-Impuls. Das ist für die Fachhochschulen so etwas wie eine kleine Exzellenzinitiative. In Kooperation mit der FH Dortmund und der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen haben wir es mit unserer Projektidee „RuhrValley“ unter die besten 20 geschafft – nur zwei Projektansätze kommen aus NRW; die besten zehn werden über einen Zeitraum von acht Jahren mit je circa zehn Millionen Euro gefördert. Profilbildung und regionale Vernetzung im Kontext von Energieeffizienz, Mobilität und IT-Sicherheit bilden hier einen synergetischen Dreiklang. Zu nennen ist in diesem Kontext die Ruhr-Masterschool of Engineering – gemeinsam mit den oben genannten Hochschulen – die über die Mercator-Stiftung bis zum Sommer gefördert wird. Hier hat die Stiftung bereits eine Anschlussförderung zugesagt und wir werden diese gemeinsame Plattform um den Bereich der Wirtschaftswissenschaften ergänzen. Wir legen Wert auf die regionale Zusammenarbeit!
Die in Bochum mit Univercity, dem Verbund der acht Hochschulen, schon einen Namen hat.
Dr. Jürgen Bock: Stimmt, damit sind wir im Deutschlandvergleich sehr gut aufgestellt. Was wir dort gemeinsam machen, wie wir uns abstimmen, dass wir uns auf Projekte einigen, ist bundesweit nahezu einmalig. Nachholbedarf besteht sicherlich noch bei der Außendarstellung der „Wissenschaftsstadt Bochum“. Im Rahmen von Univercity arbeiten wir auf Augenhöhe zusammen. Wir haben eine Kultur der kurzen Wege und können relativ schnell Entscheidungen treffen.