Bochum. Im hessischen Obertshausen ist das erste DHL-Megapaketzentrum in Betrieb gegangen. Das zweite Zentrum soll nahezu baugleich 2019 in Bochum stehen.

Noch existiert das DHL-Megapaketzentrum in Laer nur auf dem Papier. Und ehe in gut einem Jahr mit dem Bau des 280 Meter langen, U-förmigen Gebäudes begonnen wird, muss erst einmal der südliche Teil des Opel-Werks abgerissen werden. Aber wie es aussehen wird, das dann erst zweite DHL-Paketzentrum dieser neuen Generation in Deutschland, davon lässt sich nun buchstäblich auch ein Bild machen. Das nahezu baugleiche Referenzgebäude der DHL im hessischen Obertshausen – sozusagen die Blaupause für Bochum – ist vor einigen Tagen in Betrieb gegangen.

Die Zahlen imponieren: Auf einer Fläche von etwa 40.000 Quadratmetern, die Größe von fünf Fußballfeldern, steht ein Gebäude mit einer Fassadenlänge von 1,4 Kilometern, mit 330 Toren und sechs Kilometern Sortier- und Förderstrecken. Gebaut wurde es allein für die Tragetechnik der Anlagentechnik mit mehr als 2000 Tonnen Stahl – ein Drittel der Stahlmenge des Eiffelturms.

2000 Tonnen Stahl verbaut

„Unser Paketzentrum in Bochum wird die gleichen Ausmaße haben“, sagt Rainer Ernzer, Pressesprecher der DHL-Group in Düsseldorf. Ob es ebenso wie in Obertshausen auch mit einem eigenen Gasblockheizkraftwerk und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet wird, sei noch unklar. „Das hängt von der Energieversorgung vor Ort ab.“

Neue Produkte und Leistungen

Bis zu 400 000 Pakete pro Tag sollen in Obertshausen sortiert werden. Ein ähnliches Volumen ist für Bochum vorgesehen.

Möglich machen sollen die Paketzentren der neuesten Generation mit ihren innovativen technischen Lösungen eine noch flexiblere Zustellung, eine noch detailliertere Sendungsverfolgung und zusätzliche Sendungsinformationen.

Von den 600 sozialversicherungspflichtigen Jobs, die voraussichtlich von 2019 an in dem Paketzentrum besetzt werden und die, so DHL, nach Tariflohn dotiert werden, wird ein großer Teil von Beschäftigten „ohne besondere Vorkenntnisse“ ausgeübt werden können, so DHL-Sprecher Erzner. Eine Ausbildung zur Logistikfachkraft sei dafür nicht nötig.

Wie schon in Obertshausen wird DHL das Paketzentrum auf dem Gewerbegebiet Mark 51-7 nicht von einem Generalunternehmer errichten lassen und stattdessen die einzelnen Gewerke selbst in Auftrag geben. „Wir sind jetzt selbst Generalunternehmer. Das hat den Vorteil, dass wir jede Schraube in der Anlage kennen“, sagte Karsten Schwarz, Sprecher der Geschäftsführung von DHL Sorting Center, bei der Eröffnung in Hessen.

50.000 Pakete pro Stunde

Dieses Wissen werde auch in den Bau anderer großer Paketzentren einfließen, die DHL in Ballungsräumen plant. Das nächste mit einer Kapazität von 50.000 Paketen pro Stunde – bislang werden in den größten Anlagen 30.000 bis 40.000 Pakete pro Stunde verarbeitet – werde in Bochum entstehen, so Schwarz. Die Verzögerung des Baus in Laer um etwa sechs Monate, hervorgerufen durch einen Gerichtsentscheid über die Vergabe der Abrissarbeiten auf dem Opel-Gelände, nahm der Logistiker zähneknirschend zur Kenntnis. Er möchte sein zweites Megapaketzentrum schnellstmöglich in Betrieb nehmen, da sich die Logistikbranche schnell verändere und ein enormer Wettbewerb herrsche.

Obertshausen sollte eigentlich schon vor einem Jahr ans Netz gehen. Doch weil sich aus Sicht der Post keine geeigneter Anbieter für die Anlagentechnik gefunden hatte, nahm der Logistiker den Aufbau selbst in die Hand.