Bochum. . Am Konrad-Adenauer-Platz steht Bochums erstes „Street Piano“, auf dem jeder spielen kann, der es sich zutraut. In anderen Städten längst Kult.
Sie stehen in New York, Sydney oder Paris – und sie wollen nur eins: gespielt werden. Sogenannte „Street Pianos“ sind ein weltweites Phänomen. Ob am Times Square oder an der St.-Pauls-Kathedrale in London: Überall stehen Klaviere, die nur darauf warten, dass sich jemand dran setzt und beherzt in die Tasten greift. Gekonnt oder nicht gekonnt: Das ist nicht so wichtig.
Auch in Bochum gibt es jetzt das erste Straßenklavier. Es steht an prominenter Stelle im Bermuda-Dreieck direkt am Konrad-Adenauer-Platz jedem zur Verfügung, der sich das Klavierspielen zutraut.
„Ich habe zwei Jahre in London gelebt, da finden sich solche Straßenklaviere praktisch an jeder Ecke“, sagt Cornelius Gloria, Bruder des BO-Total-Chefs Marcus Gloria, der die Idee nach Bochum brachte. „Dies ist einfach die coolste Stelle im ganzen Bermuda-Dreieck. Hier passt ein Klavier genau hin.“
Britischer Künstler kam auf die Idee
Die Idee geht zurück auf die weltweite Aktion des britischen Künstlers Luke Jerram, dessen Straßenklaviere unter dem Motto „Play me, I’m yours“ (Spiel auf mir, ich gehöre dir) in mehr als 50 Großstädten zu finden sind. Einzige Bedingung: Die Klaviere müssen künstlerisch gestaltet und jedem bei schönem Wetter frei zugänglich sein. Damit auch Bochum offiziell an dieser Aktion teilnehmen kann, müssten allerdings mindestens zehn Pianos im ganzen Stadtgebiet aufgestellt werden. „Wir hoffen, dass sich viele Nachahmer finden, die ebenfalls Klaviere gestalten und aufstellen wollen“, sagt Gloria.
Angeschafft wurde das Klavier vom Mandragora. Nachts und bei schlechtem Wetter soll es sicher verwahrt werden. Für die Wartung und Stimmung konnte der Bochumer Klavierbauer Daniel Leveringhaus gewonnen werden. „Das ist doch das Schöne in Bochum“, meint Geschäftsführer Dirk Steinbrecher. „Einer hat eine Idee, und schon finden sich viele andere, die sich daran beteiligen wollen.“
Klasse der Rudolf-Steiner-Schule machte kräftig mit
Entscheidenden Anteil am ersten Straßenklavier hat auch die Klasse 7c der Rudolf-Steiner-Schule, die das Instrument gemeinsam mit Klassenlehrer Johannes Benkhofer künstlerisch gestaltet hat. „Passend zum Bermuda-Dreieck haben wir es mit vielen Dreiecken bemalt“, erzählt Schülerin Güllü (13). Etwas traurig seien die Schüler gewesen, als sie das so schön verzierte Klavier schließlich abgeben mussten, erzählt ihre Mitschülerin Tayyibe (13). Dafür spendierte das „Mandra“ jedem Schüler als Dank einen Crêpes.
Und was sagen die Passanten dazu? „Für die Fußgänger ist das toll, das gibt bestimmt ein schönes Flair“, meint eine Frau. Selber spielen möchte sie aber nicht: „Um Gottes Willen, da würde ich mir die Finger brechen . . .“