Bochum. . Nach vielen Verzögerungen soll die sozialtherapeutische Anstalt für Sexual- und Gewalttäter erst Ende 2018 fertig werden. 74 Millionen Euro für 80 Haftplätze.

„Bau der Anstalt für Sextäter kommt langsam voran.“ So betitelte die WAZ einen Artikel vom 2. Januar 2012. Darin heißt es, dass die „sozialtherapeutische Anstalt für Sexual- und Gewalttäter“ (SothA) „offenbar erst im Jahr 2015 errichtet sein“ werde – „und damit wesentlich später als geplant“. Mittlerweile steht der umstrittene Bau aber immer noch nicht; noch nicht einmal der Grundstein ist gelegt, weil sich die Planungen erneut mehrfach verzögert haben. Wie die WAZ jetzt erfuhr, plant das Land die Eröffnung nun erst im November 2018. Damit würde das ganze Projekt mehr als zehn Jahre gedauert haben.

Der zuständige landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) Münster teilte auf Anfrage auch erstmals die geplanten Gesamtkosten mit. Sie belaufen sich auf 74 Millionen Euro. Rund 80 Sexual- und Gewalttäter sollen in dem Bau direkt neben der JVA untergebracht und therapiert werden.

Ärger über Zwangsumzüge

Beschlossen wurde die SothA bereits unter der schwarz-gelben Landesregierung. Das Vorhaben stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Anstalt stieß auf Widerstand in der Bevölkerung, in der Politik und in Teilen der JVA-Belegschaft: Um das Baufeld freizubekommen, mussten zwölf Häuser mit 68 mit Wohnungen abgerissen werden, in denen JVA-Bedienstete mit ihren Familien lebten. Dagegen gab es starken Protest, der letztlich aber ohne Erfolg blieb.

Der Zwangsumzug und der Abriss erfolgten dann 2010 und 2011 – aber der Neubau existiert immer noch nicht. JVA-Personalratschef Wolfgang Paßmann sagte am Donnerstag auf Anfrage: „Wie ich gehört habe, sollen viele Kollegen, die 2011 ihre Wohnungen verlassen mussten, sehr unzufrieden darüber sein, dass sich der Neubau so lange verzögert.“

Zu der jüngsten Verzögerung kam es, weil zusätzlich Pläne für den neuen Besucherbereich der JVA mitberücksichtigt werden mussten, wie der BLB erklärt. Die SothA und die JVA werden einen gemeinsamen Eingangsbereich erhalten. Die neue JVA-Pforte wird zeitgleich mit der SothA gebaut werden.

Parkhaus ist schon fertig

Und damit soll es nun im kommenden August endlich losgehen. Momentan wertet der BLB die Angebote von Baufirmen und des Generalunternehmers aus, die eingegangen sind. Ein dazugehöriges Parkhaus mit rund 240 Plätzen ist bereits im vergangenen April fertiggestellt worden. Er wird schon genutzt.

In der SothA sollen Strafgefangene, die wegen Sexual- und Gewalttaten einsitzen und therapiewillig sind, auf „ein Leben in sozialer Verantwortung“ vorbereitet werden, so die Justiz. Anders als Insassen einer forensischen Einrichtung wurden sie von Gerichten für schuldfähig erklärt. Die SothA in Bochum soll das bisherige Gebäude der sozialtherapeutischen Anstalt in Gelsenkirchen ersetzen, weil es marode ist.