Bochum. . Neue „Freie Liste“ stellt acht von elf Mitgliedern und löst Verdi als stärkste Gruppe in der Mitarbeitervertretung ab. Ratsfrau ist neue Vorsitzende.

Mit einem nie für möglich gehaltenen Ergebnis sind die Personalratswahlen im Jobcenter ausgegangen. Die erstmals überhaupt angetretene „Freie Liste“ hat einen überwältigenden Sieg eingefahren, während die bislang mehrheitlich im Personalrat vertretene Verdi-Liste eine empfindliche Schlappe hinnehmen musste.

„Wir haben eine Wechselstimmung gespürt und hatten auf ein oder zwei Mandate gehofft“, sagt die neue Personalratsvorsitzende Martina Schnell. „Aber dass sich alle acht Kandidaten durchsetzen, damit hätten wir niemals gerechnet. Das ist ein Erdrutschsieg“, so die 52-jährige Juristin, die der SPD-Fraktion im Stadtrat, aber auch der Verdi-Gewerkschaft angehört. Sie löst von heute an Karin Richter-Pietsch an der Spitze der Mitarbeitervertretung ab, ihr Stellvertreter ist Michael Ortmann. Neben den acht Mitarbeitern der „Freien Liste“ gehören noch zwei Verdi-Kandidaten zum Personalrat. Ein Platz entfiel auf die Gewerkschaften Vbba und Komba.

Hohe Wahlbeteiligung bei Personalratswahl

431 von 550 Jobcenter-Mitarbeitern haben an der Wahl teilgenommen und damit für eine außergewöhnliche hohe Wahlbeteiligung von 80 Prozent gesorgt. „Das zeigt das große Interesse aller Mitarbeiter an ihrem Jobcenter“, kommentiert Geschäftsführer Frank Böttcher.

Mehr als das könnte aber die Stimmung unter den Beschäftigten den Ausschlag für den regen Gang zur Wahlurne gegeben haben. Offenkundig herrschte eine ausgeprägte Unzufriedenheit – auch im nun abgelösten, einst neunköpfigen Mitarbeitergremium. Schnell und drei weitere Mitglieder des Personalrats waren im vergangenen Sommer ausgetreten. Dafür habe es viele unterschiedliche Gründe gegeben:„Ich habe eine andere Vorstellung von Personalratsarbeit“, erklärt die neue Vorsitzende. Und die wolle sie nun gemeinsam mit ihren Mitstreitern umsetzen.

Ihre oberste Zielsetzung: „Wir wollen eine offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Und wir suchen nicht Probleme, sondern Lösungen.“ Einiges sei in der Vergangenheit liegen geblieben, so etwa Dienstvereinbarungen, die angesichts der heterogenen Herkunft und Zugehörigkeit der Beschäftigten zu unterschiedlichen Arbeitgebern notwendig seien.

Neben organisatorischen Fragen kommt auf den neuen Personalrat vor allem die Aufgabe zu, die nächsten innerbetrieblichen Veränderungen zu begleiten. Nachdem die viel diskutierte und gerade auch wegen der hohen Arbeitsbelastung kritisierte Umstellung auf die Geldleistungs-Software Allegro mittlerweile abgeschlossen ist, soll nun im Sommer des nächsten Jahres die E-Akte eingeführt werden (Schnell: „Das geht aber nur, wenn wir bis dahin keine Aktenrückstände haben“). Für diese Umstellung beginnen bereits jetzt die Vorbereitungen. Und auch ein neues Arbeitsvermittlungskonzept soll im Jobcenter eingeführt werden.

Drei Listen sind angetreten

240 von insgesamt 431 abgegebenen und gültigen Stimmen entfielen auf die acht gewählten Kandidaten der Freien Liste, die damit allesamt in den neuen Personalrat gewählt wurden.

114 Stimmen fielen auf die Liste der Gewerkschaft Verdi, die im neuen Mitarbeitergremium mit zwei Personen vertreten ist. Einen Platz erhält die Gemeinschaftliste Vbba und Komba (73 Stimmen).