Bochum. . Die Software Allegro bleibt in der Kritik. Späte Zahlungen seien aber nicht auf die Programmumstellung zurück zu führen, sagt das Jobcenter.

Knapp drei Monate bleiben noch. Dann muss das Jobcenter die Umstellung auf die neue Auszahlungssoftware abgeschlossen haben.

Kritik an dem im August 2014 bundesweit in 304 Jobcentern eingeführten Programm mit dem scheinbar irreführenden Namen „Allegro“, was so viel wie heiter oder fröhlich bedeutet, hat es reichlich gegeben.

Mitarbeiter fühlten sich überlastet, die bei der Politik nach Hilfe suchende Personalvertretung wurde von der Geschäftsführung wegen eines vermeintlichen Vertrauensbruchs verklagt und immer wieder beschwerten sich auch die Leistungsempfänger, dass die Umstellung vom alten aufs neue System nicht funktioniere.

Enorme Belastung für die Belegschaft

In diesen Tagen monierte eine WAZ-Leserin (der Name ist der Redaktion bekannt): „Ich weiß dass die Umstellung dieses Systems zu massiven Problemen für Harz IV-Empfänger geführt hat. Ich kenne einige Menschen, die immer noch auf ihr Geld aus dem Monat März warten.“

Dem widerspricht das Jobcenter. „Es gibt natürlich immer wieder Fälle von Beschwerden“, räumt Roland Bröge, stellvertretender Geschäftsführer und als Projektleiter verantwortlich für die Umstellung, ein. Aber einen Fall später oder ausbleibender Zahlung, „die auf die Umstellung zurück zu führen ist, haben wir nicht identifiziert.“ Die oberste Priorität habe immer die Auszahlung von Leistungen.

Gleichwohl räumt er ein, dass die zusätzliche Arbeit eine enorme Belastung für die Belegschaft ist, ohne deren großem Engagement sie nicht zu bewältigen gewesen wäre. „Am Anfang hatten wir großen Respekt vor der Aufgabe.“ Es habe sich bestätigt, dass der für die Umstellung gewählte Zeitraum von gut zehn Monaten richtig gewählt sei.

Jobcenter Bochum liegt im Mittelfeld

Die neuerliche Eingabe ins System von 23 200 Fällen, davon mehr als 3000 Neuanträge und knapp 20.000 weiter bewilligte Fälle, müsste neben der Routinearbeit erledigt werden. Bei 140 Beschäftigten in der Leistungsabteilung und einem Schlüssel von 110 Fällen pro Personen („den halten wir ein“) sei das nur mit Hilfe von Personal aus anderen Bereichen des Jobcenters wie etwa dem Archiv zu erledigen. Aber: „Der Berg ist längst geschafft, wir halten den Zeitplan ein“, so Bröge. Nach jetzigem Stand müsse jeder mit der Umstellung beschäftigte Mitarbeiter in den nächsten drei Monaten noch jeweils 15 Fälle auf das neue Programm umstellen. Damit liege das Jobcenter Bochum im Vergleich zu anderen Häusern in Nordrhein-Westfalen „im gehobenen Mittelfeld“. Im übrigen wisse er von keinem Haus, in dem es Probleme damit geben könnte, die für die Umstellung vorgegebene Frist bis Ende Juni einzuhalten.

Danach wird – abgesehen von der Aufarbeitung liegen gebliebener Arbeiten – wieder Routine einkehren. Noch weit am Horizont entfernt ist die nächste mögliche Sonderaufgabe: die Einführung der sogenannten E-Akte.