Werne. . Erstmals wird in Herz Jesu Werne die Fronleichnamsprozession vom Feiertag auf den Sonntag davor verlegt. Nicht alle Teilnehmer sehen das positiv.

„Wenn wir als Gemeinde überleben wollen, müssen wir etwas Ungewöhnliches machen. Ich glaube, die Kirche ist zu gewöhnlich geworden.“ So rechtfertigte Gemeindereferent Marcus Steiner die vorverlegte Fronleichnamsprozession am Sonntag. Eine derartige Terminverschiebung hat es in der Herz-Jesu-Gemeinde vorher noch nicht gegeben (wir berichteten).

Mehrere Gründe haben jedoch im Vorfeld dazu geführt, den traditionellen Marsch durch Werne nicht an Fronleichnam stattfinden zu lassen. Vor allem die Tatsache, dass viele Familien das lange Wochenende über Fronleichnam für einen Kurzurlaub nutzen und somit nicht an der Prozession teilnehmen können, habe Steiner dazu bewogen, den Vorschlag einer Vorverlegung der Prozession auf den diesjährigen Dreifaltigkeitssonntag im Gemeinderat einzubringen. Der Großteil der ca. 80 Stimmberechtigten nahm diesen Vorschlag nach langer Diskussion an.

Teilnehmerzahl generell eher gering

Doch die Resonanz der Gemeindemitglieder fiel erwartet verhalten aus: Zwar fanden sich zur Prozession und zum vorhergehenden Open-Air-Gottesdienst am Friedhof in Werne unter anderem auch viele Familien mit ihren Kommunionskindern ein, die über das lange Wochenende wohl auch verreisen werden, doch war die Teilnehmerzahl generell eher gering. Trotzdem sollen auch zukünftige Fronleichnamsprozessionen erst einmal vorverlegt werden. „Ich glaube, dass sich die Veränderung durchsetzen wird; dafür braucht es zunächst natürlich nur ein bisschen Zeit. Die Menschen müssen sich an die Neuerung gewöhnen“, meinte Steiner.

Das Prinzip als solches ist keineswegs neu: Viele Städte, etwa im Sauerland, haben bereits seit mehreren Jahren ihre Fronleichnamsprozessionen vorverlegt. „Wir werden ja auch weiterhin am Donnerstag einen Gottesdienst haben. Nur der Lauf findet jetzt an einem anderen Tag statt“, erklärte ein Gemeinderatsmitglied.

Steiner gibt keine Prognose ab

„Letztendlich zählt doch auch nicht der Tag, sondern die Bedeutung des Festes. An Fronleichnam tragen wir unseren Glauben nach draußen, verlassen die schützenden Mauern unserer Kirchengebäude. Ob das nun an einem Donnerstag ist oder an einem Sonntag stattfindet, ist dafür doch gar nicht so wichtig“, fasste Gemeindereferent Steiner zusammen.

Ob sich dieser kontroverse Traditionsbruch in Zukunft wirklich durchsetzen kann, ist fraglich. Selbst Steiner wollte keine Prognose abgeben. Sicher scheint nur, dass in der Werner Kirchengemeinde noch fleißig weiter diskutiert werden dürfte.