Bochum. . Zum Sommerfest der Ruhr-Uni gehört traditionell ein Fußballspiel mit den Lehrenden. Die versuchen den Sieg mit einer 8-1-1-Aufstellung zu schaffen.

Dass so ein Professor auch nur ein Mensch ist, lässt sich im normalen Uni-Alltag nicht immer sofort erkennen. Da steht er in Anzug und Krawatte bisweilen weit weg vorne im Hörsaal, ist nur schwer und überhaupt nach Absprache zu erreichen. Private Dinge erzählt er selten bis gar nicht. Mein Professor, das unbekannte Wesen.

Einige Professoren aber werden an diesem Mittwoch etwas von ihrer besonderen Aura verlieren, werden menschlicher werden. Das Sommerfest an der Ruhr-Uni wird wieder ungewöhnliche Ein- und Ausblicke möglich machen: Professoren in kurzen Hosen, rennend, schwitzend, ja, auch fluchend, vielleicht jubelnd. An diesem Mittwoch gibt ein Professor der Sportwissenschaft den Abwehrchef, ein Professor der Elektrotechnik die Sturmhoffnung, ein Medizin-Professor den Torwart.

17 Uhr, Kunstrasenplatz

Das Fußballspiel zwischen Professoren der Ruhr-Uni – elf Professoren sollt ihr sein –, und einem Team der Uni-Verwaltung hat Tradition, ist einer der Höhepunkte des Sommerfestes – und ist durchaus eine ernste Sache. Davon werden sich die Zuschauer ab 17 Uhr auf dem Kunstrasenplatz ein Bild machen können. „Gefühlt steht es im ewigen Vergleich Unentschieden“, sagt Ulrich Kück (66), Professor der Biologie und Spielführer des Professoren-Teams. „Wir sind im Vergleich zur Verwaltung im Schnitt deutlich älter. Die bieten halt auch immer junge Burschen auf, die in den Werkstätten arbeiten.“ Dagegen hilft Erfahrung und eine besondere Ein- und Aufstellung. Wissenschaftlich basiert, versteht sich.

„Wir haben ein neues Spielsystem entwickelt“, sagt Kück. „Ein 8-1-1.“ Acht Verteidiger, ein Mittelfeldspieler, ein Stürmer. Wobei die Besetzung der Abwehrpositionen immer doppelt geschieht. „Es gibt“, sagt Kück, „zwei Innen-Innenverteidiger, zwei Innen-Außenverteidiger, zwei Außen-Außenverteidiger und zwei Außen-Innenverteidiger.“

Da muss man als Angreifer erst einmal durch, vorbei. Da werden die Räume eng, im besten Fall die Laufwege für die Verteidiger kurz, das Gedränge groß. Es ist quasi die Steigerung, die als Veredelung gedachte Form des italienischen Catenaccio oder des Betonfußballs, mit dem die Griechen unter Otto Rehagel 2004 Europameister wurden. Hinten dicht, vorne hilft der liebe Gott. Oder eben ein Professor der Elektrotechnik, in diesem Fall Aydin Sezgin, und ein Professor der Biologie, Klaus Gerwert. „Das sind zwei Bombenstürmer“, sagt Kück, der auch auf den Schiedsrichter setzt. „Da haben wir aber seit einiger Zeit einen von außerhalb. Ein Fachmann. Er hat das Auge, Aktionen von Professoren einzuordnen und die Situation auch im Griff zu haben, wenn so ein Uni-Professor mal austickt. Auch das passiert.“

Aber dann eben „nur“ auf dem Spielfeld. „Wir hatten mal einen Arbeitspsychologen im Team“, sagt Kück. „Der hat uns gesagt, dass so ein Spiel, auch das wöchentliche Training in so einer Mannschaft, die beste Burnout-Prophylaxe ist.“

Sommerfest bietet auch Musik vor dem Audimax 

Im vergangenen Jahr fiel das Sommerfest aus. Gefeiert wurde trotzdem: 50 Jahre Ruhr-Uni. Es gab einen Ball, einen Festakt mit Bundespräsident im Audimax und die Blaupause, bei der die Uni-Straße gesperrt wurde. In diesem Jahr gibt es wieder ein Sommerfest an der Ruhr-Universität. Es wartet mit einigen Neuerungen auf.

Wobei es nicht nur gute Nachrichten gibt. Ein schlechte ist, dass der Uni-Run ausfällt (die WAZ berichtete). Aufgrund der vielen Baustellen auf dem Campus bleibt nicht genug Strecke übrig. Sport gibt es daher nur beim Fußballspiel zwischen Professoren und Verwaltungsangestellten um 17 Uhr auf dem Kunstrasenplatz (siehe oben).

Im Kampf um die Publikumsgunst müssen sich die beiden Mannschaften gegen musikalische Konkurrenz behaupten.

Deutscher Pop vor dem Audimax

Das Programm auf der Bühne vor dem Audimax startet um 16.15 Uhr mit Elias Hadjeus. Mit zeitgemäßem deutschem Pop hat er als Support von Sarah Connor für Furore gesorgt. Ihm folgen auf der Hauptbühne fünf weitere Künstler, darunter Rapper Weekend (21.25 Uhr), dessen Alben zuletzt oben in den Charts platziert waren. Mehr Musik gibt es auf der Asta-Bühne auf dem Nordforum und im Audimax. Weitere Programmpunkte: Kino und die After-Show-Party im Kulturcafé. Erstmals wird es zudem ein Streetfood-Festival mit kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt geben, die Köche an elf Ständen frisch zubereiten. Das Campusfest beginnt um 15 Uhr mit Kinderschminken. Die letzten Bands auf der Hauptbühne und der Asta-Bühne beginnen etwa um 23.15 Uhr – direkt nach dem Feuerwerk.