Bochum. . Kämmerer Manfred Busch ist zufrieden mit den Konditionen für die erste Bochum-Anleihe. Jeder Bürger hat umgerechnet 4896 Euro städtische Schulden zu schultern.

In der vergangenen Woche hat Bochum erstmals alleine eine Stadtanleihe aufgelegt. Sie hat ein Volumen von 115 Millionen Euro und eine Laufzeit von zehn Jahren, der Zinssatz beträgt 1 Prozent, d.h. es werden jährlich Zinsen in Höhe von 1,15 Millionen Euro fällig.

Warum legt Bochum eine Stadtanleihe auf?

Damit soll die Gläubigerstruktur breiter gestreut werden. Bislang leihen sich Städte vor allem Geld von Banken – als Kommunal- oder Kassenkredite. Da sich immer mehr Banken aus dem Kreditgeschäft mit Städten zurückziehen, müssen Alternativen für die Beschaffung von Krediten gefunden werden.

Was geschieht mit den 115 Millionen Euro?

„Damit lösen wir alte Kredite ab. Das ist eine Umschuldung“, sagt Kämmerer Manfred Busch. Diese Altkredite wurden einst zu höheren Zinssätzen abgeschlossen. Durch die Anleihe und den geringen Zinssatz von 1 Prozent sinken die Belastungen für den Haushalt.

Nutzen andere Städte dieses Instrumentarium auch?

Ja. Hannover, München, Ludwigshafen, Essen, Nürnberg, Mainz . . . Die Liste ist mittlerweile lang. 2013 hatten Nürnberg und Würzburg die erste gemeinschaftliche Kommunalanleihe ausgegeben.

Wie funktioniert die Platzierung einer Anleihe?

Theoretisch können Städte die Anleihe auch selbst auf dem Kapitalmarkt platzieren. Für einen kleinen Teil der Summe sei das auch geschehen, so Busch. Letztlich fehlten den Kommunen aber die Kontakte zu potenziellen Geldgebern. Drei Banken, die auf unterschiedliche Märkte spezialisiert sind, haben die Vermittlung zu den Kapitalgebern hergestellt: Commerzbank, Deutsche Bank und Hessische Landesbank.

Welche Kapitalgeber halten nun die Stadtanleihe Bochum?

Versicherungen, Sparkassen und Geldsammelstellen wie Fonds. Zehn Prozent der Summe kommt von ausländischen Geldgebern. Deutsche Kommunen haben eine große Kreditwürdigkeit, ihr Ranking ist hoch. Ein Vorteil für die Kreditgeber: Anders als Kredite oder Schuldscheindarlehen sind Anleihen handelbar, können also während der Laufzeit abgestoßen oder aufgekauft werden.

Wird es weitere Bochumer Stadtanleihen geben?

„Grundsätzlich ja“, sagt Kämmerer Busch. Das hänge vom Markt ab. Mit dem aktuellen Abschluss sei er sehr zufrieden. 2015 hatte Bochum bereits eine interkommunale Anleihe gemeinsam mit den Städten Essen, Herne, Remscheid, Solingen und Wuppertal im Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro aufgelegt. Der Bochumer Anteil daran beträgt 125 Millionen Euro, die Laufzeit zehn Jahre und der Nominalzins 1,125 Prozent pro Jahr.

Wie hoch ist Bochum momentan insgesamt verschuldet?

Ende März betrug der Schuldenstand 1,77 Milliarden Euro. 874 Millionen Euro entfielen auf Kommunalkredite – Kredite, mit denen investiert und Werte geschaffen werden. 897 Millionen Euro stehen für Kassenkredite, mit denen die Stadt laufende Ausgaben finanziert. Sie sind vergleichbar mit einem privaten Dispo. Die Pro-Kopf-Verschuldung beträgt 4896 Euro. Ende 2004 hatte sie 2681,27 Euro betragen.