Bochum. ISG Bermudadreieck sieht die mit der Stadt vereinbarte Entwicklung des Kreativquartiers gefährdet. Angst vor Konflikt um Partylärm und Schallschutz.
Die von der Bochumer Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) und der Stadtverwaltung eingebrachten Überlegungen zu einem Hotelneubau im Eingangsbereich des City-Tor-Süd-Geländes an der Viktoriastraße (die WAZ berichtete) sorgt im Bermudadreieck für großes Unverständnis. „Wir befürchten, die Leidtragenden eines solchen Hotelbaus zu sein“, sagt Dirk Steinbrecher, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (ISG) Bermudadreieck.
Hauptknackpunkt ist der Lärm
Die ISG lehnt die Pläne ab, weil sie die mit der Stadt vereinbarte gemeinsame Entwicklung eines Kreativquartiers am City-Tor-Süd gefährdet sieht. Dass die ISG als Sachverwalter und wesentlicher Motor der Quartiersentwicklung Ende 2015 plötzlich mit der Idee vom Hotelbau konfrontiert wurde, habe sie überrascht und enttäuscht, wie es in einem Brief an die WEG heißt.
Treffen am 23. Juni
Am 23. Juni trifft sich die ISG-Spitze mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und Stadtbaurat Markus Bradtke. Leo Bauer: „Dann wird es vor allem um den Hotelneubau gehen.“
Die ISG hofft nach wie vor, dass es bei den bislang im B-Plan Nr. 777 aufgeführten Nutzungsausschlüssen bleibt. „Wir wollen den Kreativ-Nimbus erhalten“, so Dirk Steinbrecher.
Der Hauptknackpunkt aus Sicht der ISG ist aber das Thema Lärm. Die Geräuschkulisse rund um den Konrad-Adenauer-Platz und vor allem der Geräuschpegel, den die Passanten auf dem Weg zum und von den Veranstaltungsorten Rotunde und Riff in direkter Nachbarschaft des geplanten Hotels erzeugen, würde nach Einschätzung der ISG zum großen Interessenkonflikt werden; an Wochenenden seien dort jede Nacht einige Tausend Menschen unterwegs. Dass nun erwogen werde, den Bebauungsplan Nr. 777 zu ändern, „mit dem wir jetzt sehr glücklich sind“, so Steinbrecher, und der an der betreffenden Stelle einen Beherbergungsbetrieb ausdrücklich ausschließt, sei schwer nachzuvollziehen; zumal der Passus auf einem Schallschutzgutachten basiere. „Und dieses Gutachten kann man doch nicht einfach ignorieren.“
Wie ein Hohn klingt aus Sicht der Interessengemeinschaft ein Satz in der Verwaltungsmitteilung zur angedachten Änderung des Bebauungsplans. Dort heißt es, „eine Beeinträchtigung nachbarlicher Belange ist nicht erkennbar“. Tatsächlich sieht die ISG ihre Interessen massiv beeinträchtigt.
Zweifel am Schallschutz
Zumal sie bezweifelt, so Bermudadreieck-Erfinder und Immobilienbesitzer Leo Bauer, „dass ein Investor die notwendigen Schallschutzmaßnahmen tatsächlich für ein Zwei- oder Drei-Sterne-Hotel vornimmt, um Lärmbelästigungen der Gäste auszuschließen“.
Einfluss könnte der angedachte Hotelbau am City-Tor-Süd auch auf die weitere Entwicklung des Areals als Kreativstandort haben. Leo Bauer als Inhaber der Kulturgleis Bochum GmbH, die Eigentümerin eines 300 Meter langen Geländestreifens am Citytor Süd inklusive der dort stehenden Immobilien ist, überlegt nach eigenem Bekunden nun, ob er die derzeit geschlossene „Rotunde“, den früheren Katholikentags-Bahnhof, tatsächlich für weitere 1 Million Euro saniert, um ihn wieder betriebsfähig machen zu können. In einem Brief an die Bochumer Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft schrieb er Ende 2015, sollte der B-Plan Nr. 777 geändert und ein Hotelbau ermöglicht werden, „sehen wir uns gezwungen, auch unsere Planungen, z.B. also auch die beabsichtigte Nutzung des Alten Bochumer Hauptbahnhofs, zu überdenken“.
Skizzen für ein Hotel am City-Tor-Süd liegen von einem Mönchengladbacher Architekturbüro vor. Für die Entwicklung des Areals an der Viktoriastraße zwischen Abelliobahn-Linie und DB-Hauptstrecke als Kreativstandort haben die Bochumer Architekten Rübsamen + Partner bereits Pläne ausgearbeitet.