Bochum. . Die Bochumer Friedhofsverwaltung sucht Ansprechpartner zu rund 60.000 Gräbern. Wenn es etwas mit dem Grab zu klären gilt, weiß sie nicht, mit wem.

Erst vor wenigen Tagen hat die städtische Friedhofsverwaltung zahlreiche Gräber kontrolliert, denen ganz akut die zwangsweise Einebnung droht. Sie sind viel zu ungepflegt oder gar verwildert. Allerdings kann die Stadt die Angehörigen nicht informieren, weil ihr kein Hinterbliebener bekannt ist. Insgesamt schätzt die Stadt die Anzahl der Gräber, zu denen kein Ansprechpartner registriert ist oder deren Kontaktdaten nicht mehr korrekt sind, auf rund 60.000.

Das kann für die Gräber bzw. die Angehörigen Folgen haben. Allein im vorigen Jahr wurden auf den 24 kommunalen Friedhöfen die „Nutzungsrechte“ von rund 420 Grabstätten vor Ablauf der üblichen Laufzeit von 25 Jahren entzogen, darunter 350 Reihengräber. Weil auch hier Ansprechpartner fehlten, hatte die Stadt vorher kleine Hinweisschilder ins Erdreich gesteckt. Tenor: Bitte das Grab ordentlich herrichten, sonst kassiert die Stadt die Rechte an diesem Grab ein. Die Hinterbliebenen hatten ein Jahr lang Zeit, zu Schaufel, Harke und Eimer zu greifen, aber nicht reagiert. Die Stadt entzieht am Ende nicht nur die Rechte, sondern räumt auch den Grabstein und andere persönliche Dinge ab und entsorgt sie. Danach wird das Grab erst einmal zu einer Wiese.

Auf ungepflegte Gräber stellt die Stadt Schilder: Bitte sauber machen!
Auf ungepflegte Gräber stellt die Stadt Schilder: Bitte sauber machen! © Funke Foto Services

Diebstahl und Vandalismus

Das Fehlen von Ansprechpartnern erschwert die Arbeit der Friedhofsverwaltung aber auch in anderer Hinsicht. Denn neben dem Pflege- gibt es auch ein Sicherheitsproblem, um das sich Angehörige kümmern müssen. Es geht um die rund 13 000 stehenden Grabmale. 56 sind aktuell so schief und wackelig, dass sie umzustürzen drohen. Die Stadt macht regelmäßig eine „Druckprobe“. 56 klingt nicht viel, doch die Anzahl könnte sich deutlich erhöhen, weil der Untergrund oft spürbar nachgibt. Auch hier müssten die Angehörigen benachrichtigt werden, damit sie den Stein stabilisieren oder entfernen. Die Stadt sichert die Steine nur notdürftig mit Holzpflöcken und stellt ein Hinweisschild in die Graberde. Reagiert niemand, wird der Stein flachgelegt. „Dies ist für die Angehörigen bei einem späteren Grabbesuch gegebenenfalls überraschend und unerfreulich“, sagt Roland Wrobel (34), Leiter der Friedhofsverwaltung.

Auch bei Fällen von Diebstahl und Vandalismus braucht die Stadt Ansprechpartner. Nur so kann sie über die Schäden informieren. Und auch kurz bevor die Nutzungsdauer von 25 Jahren endet, will die Stadt mit den Hinterbliebenen in Kontakt treten. Denn eventuell ist eine Verlängerung möglich.

Adressen von Hinterbliebenen nimmt die Stadt persönlich an der Verwaltung des Hauptfriedhofes, Immanuel-Kant-Str. 52, sowie telefonisch entgegen: 0234/910 9622, - 9623, - 9614 oder -3586.