Bochum. An ein Reh im Stadtpark glaubt nicht jeder. Stadtförster Lothar Kühnen aber hält es keineswegs für abwegig, dass es das Tier dort wirklich gibt.

Das Reh im Stadtpark, von dem die Stadtverwaltung am Montagnachmittag berichtet hatte, ist auch am Dienstag wieder gesehen worden. Das berichtete am Dienstag eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Ursprünglich entdeckt hatte es ein Mitarbeiter des Technischen Betriebes der Stadt am Montag. Ein Foto von dem Tier gibt es aber bis heute nicht, zumindest ist davon nichts bekannt.

War es überhaupt wirklich ein Reh? Oder nicht ein ähnliches Tier? Andere wiederum sprachen vom „Problem-Reh“, wieder andere vom „Phantom-Reh“.

Auch innerhalb der Stadt scheint die Existenz des Stadtpark-Rehs umstritten zu sein. Thorsten Lumma, Leiter des Grünflächenamtes, sagte gestern der WAZ: „Ich kann nicht bestätigen, dass es das Reh überhaupt gibt. Ich vermute eine Verwechslung.“ Möglicherweise mit einem großen Hund.

Reh könnte in die Innenstadt gelaufen sein

Stadtförster Lothar Kühnen hat das Reh zwar auch nicht gesehen, hält es aber keineswegs für abwegig, dass sich eines in den Stadtpark verirrt hat. Es könne gut sein, sagte er der WAZ, dass es nachts im Bochumer Süden umhergestreift und durch irgendetwas aufgeschreckt worden sei. Bei der Flucht könne es „in die falsche Richtung“ weggelaufen sein. Bereits vor einigen Jahren sei ein Reh in einem Hinterhof der Innenstadt gefunden worden.

Der Stadtpark ist für ein Reh kein Problem. „Er bietet jede Menge Futter“, sagt Kühnen. Es gebe dort Kräuter, Blumen und Knospen. „Der Speisezettel ist riesengroß.“ Irgendwann würde das Tier auch wieder zurück in sein Revier finden. Allerdings nachts. Rehe sind nicht nur tag-, sondern auch dämmerungs- und nachtaktiv. Als gefährlich für Menschen gelten sie wegen ihrer Scheu nicht. Eher ist es andersherum. Kühnen: „Eine Panikflucht kann vor einem Auto enden.“

Auch der Waschbär lebt in Bochum

Auf Bochumer Stadtgebiet laufen mehr als 100 Rehe frei herum, schätzt der Förster. Die Masse halte sich im Bochumer Süden auf, in Grünstreifen und auf Waldflächen auf der Linie zwischen Sevinghausen und Querenburg, auch im Weitmarer Holz. Aber auch im Langendreerer Holz und im Zillertal liefen einige Exemplare herum. „Sie gehen auch in Vorgärten. Delikatessen sind für sie dicke Rosenknospen.“

Es gibt noch mehrere weitere wilde Tierarten in der Stadt, wenn auch meist nur in den Außenbezirken. Kühnen nennt Füchse, Dachse und Steinmarder, auch Hausmarder genannt. Diese könnten senkrecht eine Wand hochklettern, sich unter Dächern einquartieren und dort Rabatz machen. Und noch ein wildes Tier lebt nach Kühnens Überzeugung in Bochum: der Waschbär. „Vom Sauerland über die Ruhr kam er zu uns.“ Es gebe zweifelsfreie Zeugenbeschreibungen.

Um das Stadtpark-Reh zu schützen, appelliert die Stadtverwaltung an alle Autofahrer, besonders in der Dämmerung in der Umgebung des Stadtparks vorsichtig zu fahren.

Hundebesitzer sollten die Leinenpflicht, die im Bochumer Stadtpark gilt, beachten. Spaziergänger sollten sich dem Reh nicht nähern, da es sehr scheu ist.