Bochum. . Hirnschrittmacher befreit immer mehr Menschen von einer jahrzehntelangen Tortur. Über den Einsatz der High-Tech-Therapie informierte das WAZ-Nachtforum.

„Wenn Sie betroffen sind: Lassen Sie sich operieren! Es hilft!“ Ein Hirnschrittmacher hat Rita Elftmann „ein neues Leben geschenkt“. Wie gut es der 70-Jährigen heute geht, hörten und sahen 130 Leser am Donnerstag beim WAZ-Nachtforum im Knappschaftskrankenhaus Langendreer. Fachärzte der Uni-Klinik informierten über die Behandlung neurologischer Störungen.

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Der Kopf und die Gliedmaßen zittern ohne Unterlass. Die Hände sind kaum mehr in der Lage, ein Glas Wasser zu halten: Erschreckend sind die Filmsequenzen, die Rita Elftmann vor ihrer OP im vergangenen November zeigen. Ein Häufchen Elend. Von chronischen Schmerzen geplagt. Kurz davor, jeglichen Lebensmut zu verlieren. Ganz anders als die starke Frau, die das Medizinforum mit einem Patientengespräch mit Prof. Dr. Uwe Schlegel, Direktor der Neurologischen Klinik, eröffnet. Das Zittern ist fast verschwunden. Nach über vier Jahrzehnten, in denen sie an einem Essenziellen Tremor leidet, kann die Hernerin endlich ein normales, glückliches Leben führen.

Das hat sie der Tiefen Hirnstimulation zu verdanken, die ein so erfahrener Mediziner und Praktiker wie Uwe Schlegel noch immer als zutiefst faszinierend empfindet. Es gebe kein komplexeres System auf der Welt als das menschliche Gehirn; umso erstaunlicher, dass ein kleines elektronisches Gerät derart heilsame Effekte erzielen könne.

Netzwerke werden in Takt gebracht

„Die Zukunft bei der Tiefen Hirnstimulation hat bereits begonnen“, bekräftigt die Leitende Oberärztin Dr. Sabine Skodda. Der Einsatz von Hirnschrittmachern habe sich bei fortschreitenden Zitter-Erkrankungen wie Parkinson und Essenziellem Tremor hervorragend bewährt. Die Technologie sei um so segensreicher, als dass Medikamente nach fünf bis zehn Jahren ihre Wirkung verlieren. Zwei Elektroden, per Kabel verbunden mit einem im Brust- oder Bauchbereich implantierten Schrittmacher, werden im Gehirn platziert. Die dauerhaften, exakt dosierten Stromimpulse „reparieren“ die Störungen im Oberstübchen. „Die Netzwerke“, schildert Sabine Skodda, „ werden in Takt gebracht.“

Auf die High-Tech-Therapie hat als Kassenleistung jeder Versicherte Anspruch. Leider ist sie nicht für alle Patienten geeignet – insbesondere nicht für Hochbetagte und Menschen, die an weiteren schweren Krankheiten (etwa am Herzen) leiden. „Hier wäre das Risiko höher als der Nutzen“, schränkt Skodda ein.

Rita Elftmann hatte das Glück, nach den aufwendigen Voruntersuchungen als OP-Patientin infrage zu kommen. „Ich bin“, strahlt sie beim WAZ-Forum zitterfrei, „der Klinik zu allergrößtem Dank verpflichtet.“