Bochum. . Der zivile Einsatztrupp der Bochumer Schutzpolizei ist rund um die Uhr unterwegs. Dort bekämpfen die Kräfte die Straßenkriminalität.

Die beiden jungen Haupt- und Oberkommissare sind freundliche Menschen mit guten Umgangsformen. Sie können aber auch äußerst direkt und zupackend sein, weil sie sonst in der Klientel, in der sie verkehren, sofort untergehen würden. „Man muss bestimmt auftreten, nicht so larifari“, sagen sie. Sie gehören zum „zivilen Einsatztrupp“ der Bochumer Schutzpolizei.

Dort bekommen sie es mit allen Arten der Straßenkriminalität zu tun: mit Drogen, mit Räubereien und Verstößen im Rotlichtgewerbe, mit Einbrechern, Hooligans, Dieben, Taschenräubern, Schlägern, Stänkerern, Respektlosigkeiten und jeder Menge Alltagselend. „Mit normalen Leuten haben wir eher selten zu tun“, sagen sie.

Geld für Informationen

Die zwei tragen locker-legere Jacken und Outdoorhosen. Unauffällige Allerweltskleidung. Darunter steckt aber eine Pistole am Gürtel. Manchmal gehören auch ein Fernglas und ein „Einsatzmehrzweckstock“, der Nachfolger des Gummiknüppels, zur Ausrüstung. Handschellen sind immer dabei, falls jemand mit einer Personenkontrolle mal nicht einverstanden sein sollte wie der Heroinsüchtige, der sich der Dealerei hinterm Hauptbahnhof verdächtig gemacht hat. Außer einer Spritze und einem Krümel Marihuana finden sie nichts, aber vielleicht hat der Mann ja Lust, für eine Strafbefreiung oder für eine paar kleine Euro-Scheine nützliche Tipps aus der Szene mitzuteilen, vielleicht ein paar Einbrecher zu benennen? Die Beamten wissen, wie Drogenabhängige ticken. Und umgekehrt.

Wer im „ET“ arbeitet, wie der Einsatztrupp polizeiintern heißt, ist sportlich, im Schnitt 30 bis 35 Jahre und immer auf der Suche nach neuen Informationen von der Straße. Sie sind Aufklärer, Observierer und Zugreifer. „Das A & O im ganzen Polizeibereich sind aufmerksame Bürger“, sagt einer der Zivil-Polizisten. Mit möglichst genauen und schnellen Angaben zu Tatort und Tatverdächtigen seien sie als „Hilfspolizisten“ eine enorme Hilfe, „die Augen und Ohren der Polizei“. Ruft ein Bürger die 110 an mit dem Hinweis auf etwas Verdächtiges, werden die ET-Kräfte blitzschnell informiert – und sausen los. Weil sie optisch nicht auffallen, scheuchen sie auch die Täter nicht sofort auf. So kann man sie besser auf frischer Tat festnehmen.

„Hoher Kontrolldruck“

ET-Kräfte sind rund um die Uhr operativ im Einsatz, auf Plätzen, im Bermuda-Dreieck, auf Straßen, am Hauptbahnhof, auf Demos, vor, bei und nach VfL-Spielen, in den Fußgängerzonen, an Rockerheimen und im Rotlichtviertel an der Gussstahlstraße. Teilweise sind die Zivilkräfte dort bekannt. Trotzdem wissen sie, dass allein ihre Präsenz einen „hohen Kontrolldruck“ auslöst. „Wenn wir hier zwei bis drei Monate mal nicht kontrollieren, wäre die Kriminalität höher“, sagen die Beamten, als sie gerade aus den Bordellbetrieben kommen. Schon spätnachmittags stehen dort mehr als 50 Prostituierte in den Fenstern und bieten sich aufreizend im Bikini den bereits vielen Besuchern an. Die Zivilkräfte gehen daran mit professioneller Routine vorbei. Außer einer Marihuana-Wolke entdecken sie diesmal nichts Verbotenes. Wer da kifft, bleibt unbekannt.

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Vieles kann die Polizei nicht aufklären, vor allem die viel wichtigeren Wohnungseinbrüche nur selten. Der ET ist aber ein wichtiges Instrument, das zu ändern.

Denn die Erfolgsquote des ET ist insgesamt relativ hoch. „Es kommt kein Tag vor, an dem wir keine Strafanzeigen zu den unterschiedlichsten Delikten fertigen müssen.“ Ständig gibt es auch Festnahmen. Aber das löst bei der ET auch manchmal Verdruss aus. Hauptkommissar Heiko Heppner, Leiter des Trupps: „Es ist für uns oft problematisch, wenn Straftäter festgenommen werden und am nächsten Tag an gleicher Stelle wieder angetroffen werden, weil sie von der Justiz wieder entlassen wurden.“

„Gewalt gegen uns ist gestiegen“

Heppner, 47 Jahre und ein athletischer Mann, mischt bei den Einsätzen selbst mit, etwa beim Kampf gegen die „Antänzer“, die Taschentrickdiebe. Dabei müssen die Beamten auch einstecken. „Die Gewalt gegen uns ist definitiv gestiegen“, sagt Heppner. Es gebe weniger Respekt. Er habe in dem Trupp „viele junge Leute, die sehr stark motiviert sind“. Trotzdem müsse man „immer aufpassen, besonders wegen Messern. Messer sind so gefährlich“. „Wir alle wollen gesund nach Hause kommen“.

Streife fahren gegen Wohnungseinbrecher

Zum Hauptziel des Einsatztrupps gehört die Bekämpfung der Wohnungseinbrecher. Die Anzahl der Fälle lag im Stadtgebiet im vorigen Jahr bei 1809 – ein Anstieg um 23 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.

Der ET fährt deshalb auch in reinen Wohngebieten Streife. Er weiß aber, wie schwierig dieser Kampf ist. „Wir können nicht alles abdecken.“