Bochum. Der Bochumer Brillenhändler Philipp Niermann hat gemeinsam mit einem Winzer ein neues Brillenmodell entwickelt. Das Besondere: Der Holzrahmen wird aus alten Weinfässern gefertigt.

Die Idee entstand – wie sollte es anders sein – aus einer Weinlaune heraus. Der Bochumer Optiker Philipp Niermann und der Pfälzer Winzer Jürgen Graf hatten eine Bude auf dem Weihnachtsmarkt und tranken nach Feierabend noch den einen oder anderen Glühwein zusammen. Sie fragten sich, wie man die Themen Wein und Brillen miteinander verknüpfen könnte. Da kam es Philipp Niermann in den Sinn: Warum nicht Brillengestelle aus alten Weinfässern herstellen?

Etwas mehr als ein Jahr später liegen drei Holzbrillen auf dem Tisch von Niermanns Laden „Briloro“ am Nordring. „Die ersten Modelle haben tatsächlich noch etwas blumig geduftet“, sagt Niermann und lacht. Alkohol sei aber nicht zu riechen gewesen.

Patent für Deutschland

In den vergangenen zwölf Monaten haben die beiden Jungunternehmer hin- und herprobiert, verschiedene Hölzer getestet und sich intensiv Gedanken über die Preisgestaltung und die Zielgruppe gemacht. „Es ist gar nicht so leicht, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen“, berichtet Niermann. Endlich hält er das Endergebnis in den Händen. Ein deutschlandweites Patent garantiert, dass es die sogenannten Barrique-Brillen nirgendwo anders zu kaufen geben wird.

Die Premiere gab es vor zwei Wochen auf der „ProWein“-Messe in Düsseldorf. „Wir sind alle hundert Brillen losgeworden“, freut sich Niermann über einen guten Start. „Der Trend zur Holzbrille ist schon seit Jahren zu beobachten“, sagt der 33-Jährige. „Mit der Barrique-Brille wollen wir dieses Segment weiterentwickeln.“

Von Bochum nach Barcelona und zurück

Bis die Brille beim Kunden ankommt, hat sie einen weiten Weg hinter sich. Die teilnehmenden Winzer zerlegen ihre Fässer in einzelne Streben und schicken diese nach Bochum. Niermann und sein Team picken die besten Stücke heraus und schicken sie weiter nach Barcelona, wo sie von einem Designer in Form gebracht werden. Die fertigen Brillen kommen dann zurück in den Laden nach Bochum. „Der ökologische Gedanke macht das Produkt attraktiv“, sagt Jürgen Graf. „Die Weinfässer wären sonst im Müll gelandet. So werden sie sinnvoll wiederverwertet.“

Der Winzer verweist zudem auf die Möglichkeit, die Brillen mit dem Siegel des jeweiligen Weinguts zu „branden“. Dadurch könnten sich Weinfans noch stärker mit ihrem jeweiligen Lieblingswein identifizieren. „So haben sie den Wein nicht nur im Glas, sondern auch auf der Nase“, fasst der 25-Jährige das Prinzip zusammen. Philipp Niermann ist zudem davon überzeugt, mit den Barrique-Brillen den Zeitgeist zu treffen. „Der Trend geht zur Individualisierung.“ Da jede Brille ein speziell angefertigtes Unikat sei, habe das Produkt Charakter, nicht zuletzt durch das vorherige Leben als Weinfass.

Aus diesen Gründen sind Niermann und Graf optimistisch, was den Absatz ihrer Erfindung angeht. „Die Community der Weinfans wird immer größer“, glaubt Niermann. „Das Tragen der Barrique-Brillen kann letztlich auch einen Lifestyle ausdrücken.“