Bochum. . Seit dem 1. April gilt die freiwillige Selbstverpflichtung für kostenpflichtige Taschen aus Plastik. Auch in einigen Bochumer Geschäften kosten sie jetzt Geld.

Kunden müssen auch in immer mehr Bochumer Geschäften Geld für Plastiktüten zahlen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) und das Bundesumweltministerium haben sich schon vor einiger Zeit auf eine freiwillige Gebühr für die umweltschädlichen Tragetaschen geeinigt.

Der HDE habe sich dafür starkgemacht, in puncto Plastiktüten „keine gesetzliche Regelung“, sondern eine „freiwillige Entscheidung“ in Kraft treten zu lassen, so Marion Runge, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbands Bochum. Diese Selbstverpflichtung des Handels, Tüten nicht mehr kostenlos anzubieten, verzögert sich zwar voraussichtlich um wenige Wochen, wie Donnerstag bekannt wurde. Dennoch gilt sie in einigen Geschäften in Bochum bereits seit dem ursprünglich geplanten Startdatum am 1. April.

20 Cent für Plastiktüte

„Bei der Selbstverpflichtung sind erst einmal die großen Firmen dabei“, so Runge. So verlangt beispielsweise das Bekleidungsunternehmen C&A deutschlandweit und seit Freitag 20 Cent für alle Tragetaschen aus Plastik – unabhängig von ihrer Größe, wie Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes auf WAZ-Anfrage mitteilt. „Wir bieten ab sofort stabilere Plastiktüten an, die mehrfach verwendet werden können.“ Als Alternative gebe es Stofftaschen aus Bio-Baumwolle. Auf Papiertaschen verzichte man aus Umweltgründen.

Auch die Mayersche Buchhandlung hat am Freitag ihr System deutschlandweit umgerüstet. „Alle Plastiktüten kosten bei uns ab sofort 20 Cent“, berichtet Friederike Krimpert, Leiterin der Filiale in der Kortumstraße. Nach und nach sollen die Tragetaschen auf ein Material aus recyceltem PET umgestellt werden. Als Alternative gibt es einen Tauschbeutel (mehrfach verwendbar, ebenfalls aus PET) zum Preis von zwei Euro. Papiertaschen werden nicht angeboten. Friederike Krimpert rechnet mit Verständnis bei den Kunden. „Viele waren sogar eher irritiert, dass es die Tüten aus Plastik bislang noch umsonst gab.“

Auch die Bäckerei Wickenburg mit drei Filialen in Bochum will Plastiktüten voraussichtlich ab der nächsten Woche nur noch kostenpflichtig abgeben. „Durch eine Gebühr von zehn Cent wollen wir die umweltschädlichen Tüten weiter zurückdrängen“, teilt Geschäftsführer Lars Wickenburg mit. Bei der Bäckerei Schmidtmeier ändert sich durch die neue Regelung nichts. In den Filialen kostet jede Plastiktüte bereits seit Oktober fünf Cent.

Spendenbox aufgestellt

Das Spielzeug-Paradies Wagner in der Innenstadt geht einen besonderen Weg und setzt auf eine freiwillige Abgabe. „Wir stellen dafür an der Kasse eine Spendenbox auf, in die Kunden einen Betrag ihrer Wahl werfen können“, sagt Inhaber Tobias Wagner. Der Erlös könne beispielsweise einem Umweltprojekt zugute kommen. Zusätzlich werde man in einigen Wochen einen Leinenbeutel für zwei Euro im Angebot haben. „Durch eine freiwillige Abgabe vermeidet man, dass der Kunde das Geschäft mit einem schlechten Gefühl verlässt, weil er für die Plastiktüte zahlen muss“, erklärt Tobias Wagner.

Aus diesem Grund hat Marcel Janz, Filialleiter des Fanshops Respekt, die Gebühr von fünf Cent pro Tüte vor Jahren bereits wieder abgeschafft. „Einige Kunden haben sich beschwert, weil es ja vorher immer umsonst gewesen sei“, sagt er. Er befürwortet eine gesetzlich geregelte Gebühr, um „Wettbewerbsverzerrung“ zu verhindern. „Das wäre auch am besten für den Umweltschutz“, sagt er.

Bei der Werbegemeinschaft Boulevard & Brück4tel Bochum mit 68 Mitgliedern in der Innenstadt gibt es zu den Plastiktüten kein einheitliches Bild. „Wir haben das im Vorstand diskutiert und jeder handhabt das individuell“, so Quartiersmanager Jürgen in der Beeck. Bei der Werbegemeinschaft Linden stand das Thema noch nicht auf der Agenda, berichtet der Vorsitzende Stefan Rodemann. „Wir überlegen aber, unseren 100 Mitgliedern ab Herbst eine einheitliche Tragetasche aus Papier anzubieten.“

Händler denken bei Plastiktüten um

Der Handelsverband Deutschland rechnet damit, dass mit Inkrafttreten der freiwilligen Selbstverpflichtung rund 60 Prozent der Plastiktüten künftig bezahlt werden müssen. In zwei Jahren soll sich dieser Anteil auf 80 Prozent erhöhen.

Die Geschäfte können allerdings weiterhin selbst entscheiden, ob und wie viel Geld sie für Plastiktüten verlangen.

Hintergrund der Aktion ist ein Vorstoß der Europäischen Union. Sie will den Verbrauch von Plastiktüten bis zum Jahr 2025 auf 40 pro Kopf und pro Jahr senken. Jeder Deutsche verbraucht derzeit im Jahr durchschnittlich 71 Tüten.