Witten. . Immer mehr Einzelhändler führen die Bezahlpflicht ein: ab 1. April die Mayersche und Gassmann, ab 1. Juli Galeria Kaufhof. Mit gutem Grund.

„Möchten Sie ein Tütchen dazu?“ Die freundliche Frage der Verkäuferin werden in Zukunft vermutlich immer mehr Kunden mit „Nein“ beantworten. Denn in immer mehr Geschäften kostet die Plastiktüte Geld. Ab 1. April zum Beispiel auch in der Mayerschen Buchhandlung und bei Gassmann an der Bahnhofstraße. Und das ist keineswegs ein Scherz.

Die Einzelhändler reagieren damit auf eine neue EU-Richtlinie, mit der die Flut der Plastiktüten eingedämmt werden soll. „Das ist freiwillig und kein Gesetz“, sagt Monika Mebs, Filialleiterin der Mayerschen in Witten. In der Buchhandlung kostet eine Plastiktüte dann 20 Cent. Dadurch solle sich der Verbrauch reduzieren. Außerdem werden die Tüten nach und nach auf ein recyceltes Material umgestellt. „Die alten Plastiktüten brauchen wir natürlich erst auf“, so Mebs. An der Kasse weisen Schilder und Flyer bereits auf das neue System hin. „Das wird auch Zeit“: So positiv hätten bislang viele Kunden reagiert.

Tauschbeutel als Alternative

Als Alternative zur kostenpflichtigen Tüte führt der Buchhändler einen Tauschbeutel ein, der zwei Euro kostet und umgetauscht wird, wenn er kaputt ist. Eine einfache Papiertüte ohne Henkel wird es bei Bedarf kostenlos zum Schutz der Bücher geben. Langfristig ganz abgeschafft werden die kleinen Knistertüten, die es auch in Drogeriemärkten nicht mehr gibt. „Ich bin gespannt, wie die Kunden das annehmen“, sagt Monika Mebs. Sie, die selbst nie ohne Stofftasche aus dem Haus geht, hofft da auf ein großes Umdenken zugunsten unserer Umwelt.

Die kleinen Tüten fünf Cent, die großen 20 Cent – so ist der Kurs ab 1. April bei Gassmann. Auch bei Saturn sind die Preise entsprechend gestaffelt. Allerdings schon seit mehreren Monaten. Eine wiederverwendbare Tasche bietet der Elektronikhändler in der Stadtgalerie ebenfalls an: für einen Euro, egal in welcher Größe. Schuh Klauser nimmt bereits seit 1. Januar Geld für Plastiktüten: „Damit die Kunden sich daran gewöhnen können“, sagt Filialleiterin Martina Kühne. Die kleinen gibt’s für zehn, die großen für 20 Cent. „Viele haben tatsächlich schon einen Beutel dabei.“ Diese Erfahrung hat die 58-Jährige gemacht. Aber auch diese: Manch einer wolle zunächst eine Tüte, doch wenn sie auf die Kosten aufmerksam mache, gebe es Rückzieher. „Aber jeder sieht ein, dass das notwendig ist.“

Die meisten Tüten werden nur einmal genutzt

Immerhin bringt laut einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK jeder Durchschnittsbürger 71 Plastiktüten pro Jahr aus Geschäften mit nach Hause. Eine solche Tüte werde meist nur einmal für im Schnitt 30 Minuten genutzt, es kann aber bis zu 400 Jahre dauern, bis sie vollständig zersetzt ist.

Tragetaschen seien ein wichtiger Service für die Kunden, um die Ware sicher, trocken und bequem nach Hause zu transportieren, so Sprecherin Sophie Lasos von der Galeria Kaufhof GmbH. Allerdings wolle man diesen Service trotzdem umweltfreundlich gestalten. „Wir führen zum 1. Juli eine Bezahlpflicht für Plastiktüten ein.“ Kleine und mittlere Plastiktüten, allesamt mit dem Blauen Engel für Umweltfreundlichkeit ausgezeichnet, werden ab dem Sommer zehn Cent kosten, die großen – etwa für Bettwaren – 25 Cent. Darüber hinaus wird es Mehrwegtragetaschen aus recycelten PET-Flaschen für 1,50 Euro geben sowie in begrenztem Ausmaß kostenlose Papiertüten, deren Material aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.

Übrigens: Viele Bürger, die über die Bahnhofstraße bummeln, haben tatsächlich einen umweltfreundlichen Stoffbeutel dabei. Achten Sie mal darauf.