Bochum-Süd. Mehrheit in der Bezirksvertretung Süd winkt ab: Eine Flüchtlingsunterkunft an der Gräfin-Imma-Straße komme nicht in Betracht. Neue Prioritätenliste liegt vor.

Den Plänen der Stadtverwaltung, an der Gräfin-Imma-Straße 450 Flüchtlinge unterzubringen, erteilt die Bezirksvertretung Süd eine Absage. Mit rot-grüner Mehrheit (bei sieben Gegenstimmen) bringen die Bezirksvertreter bei ihrer Sitzung in der Verwaltungsstelle im Uni-Center eine neue Prioritätenliste auf den Weg. Demnach soll geprüft werden, ob die Standorte In der Hei, Unterfeldstraße und Im Sonderfeld als Flüchtlingsunterkünfte in Frage kommen.

Voraus geht dieser Entscheidung eine lange, teils energisch geführte Diskussion auch mit vielen Anwohnern, für die Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) immer wieder die Sitzung unterbricht, um die Betroffenen zu Wort kommen zu lassen. Dass die Wortbeiträge zumeist sachlich fair bleiben, ist ein großes Plus dieser Veranstaltung. „Ich danke für die vielen, konstruktiven Hinweise“, freut sich Franz Kochanek, Leiter des Liegenschaftsmanagements der Stadt.

Bergbauprobleme beheben

Dabei tun sich die Bezirksvertreter sichtlich schwer, auf eine gemeinsame, tragfähige Lösung zu kommen. Allein: Die Zeit drängt, denn bis zur entscheidenden Ratssitzung am Donnerstag will die Bezirksvertretung dringend eine Prioritätenliste beschließen. „Wir haben Druck in der Sache“, nennt es Amtsleiter Peter Sennin. So findet am Ende der über zweistündigen Debatte ein Vorstoß der CDU, vorerst keine Prioritätenliste zu erstellen und sämtliche Standorte (außer Im Sonderfeld) abzulehnen, keine Mehrheit. Auch der Einwurf des FDP-Vertreters Manfred Baldschus, weitere Standorte etwa an der Königsallee/Haarstraße zu prüfen, kommt wegen des Zeitdrucks nicht zur Abstimmung.

Die Vor- und Nachteile bislang geprüfter Standorte bringt die Verwaltung auf den Tisch. So sei die südliche Fläche an der Gräfin-Imma-Straße für eine Unterbringung von Flüchtlingen nicht geeignet, der nördliche Teil aber durchaus. Abwasserleitungen müssten allerdings gelegt und Bergbauprobleme behoben werden.

Die Nutzung einer Fläche an der Semperstraße sei wegen erheblicher Bergschäden nicht zu empfehlen. Dies gelte auch für ein Gelände an der Brockhauser Straße, das kaum zu erschließen sei.

Ungewisse Zahlen

Eine ca. 55.000 qm große Fläche Im Sonderfeld käme allerdings sehr wohl in Betracht. Dies gelte auch für die beiden Alternativ-Standorte In der Hei (26.000 qm) und Unterfeldstraße (28.000 qm). „Diese Standorte sind für eine Unterbringung gut geeignet“, schildert die Verwaltung.

Gegen all diese Standorte gibt es hartnäckige Einwände der Besucher. So käme eine Unterbringung an der Unterfeldstraße einem „Massenlager“ gleich, sagt eine Frau. „Das passt zur dörflichen Struktur in Stiepel überhaupt nicht.“ Andere machen sich Sorgen wegen mangelnder Bürgersteige an der Kemnader Straße („Wenn da 600 Leute hoch marschieren, dann gute Nacht“) oder ärgern sich über die Pläne der Stadt, die Unterkünfte ausgerechnet in Landschaftsschutzgebieten zu errichten. „Die Stadt bewegt sich rechtlich auf dünnem Eis“, meint eine Teilnehmerin und avisiert, dass einige Anwohner dagegen klagen könnten.

Wie viele neue Flüchtlinge in nächster Zeit den Bochumer Süden erreichen werden, weiß keiner. Dennoch sei die Errichtung dieser Standorte wichtig, betont Ratsmitglied Wolfgang Horneck (CDU): „Vorderes Ziel muss sein, die Turnhallen frei zu bekommen“, sagt er, „damit die Vereine endlich wieder mit dem Sport beginnen können.“