Bochum-Stiepel. Stadt plant, auf zwei Weideflächen an der Gräfin-Imma-Straße rund 450 Flüchtlinge unterzubringen. Bezirksvertretung bringt neue Standorte ins Rennen.

So ruhig, so still, so friedlich: Die Gräfin-Imma-Straße nahe der Dorfkirche gehört gewiss zu den beschaulichsten Ecken dieser Stadt. Doch mit der Ruhe könnte es hier bald vorbei sein, so fürchten einige Stiepeler.

Denn die Stadt plant, zwei Weideflächen gegenüber des Reiterhofs Monstadt als Großunterkunft für Flüchtlinge herzurichten. 450 Asylsuchende könnten demnächst auf dem Acker mitten im Grünen in Containern untergebracht werden. Die Anwohner sind in Sorge, der Reiterhof fürchtet gar um seine Existenz.

„Wir haben überhaupt nichts gegen die Unterbringung von Flüchtlingen hier in Stiepel“, meint Anwohner Heinz-Jürgen Hensing. „Doch diesen Standort halten wir dafür für gänzlich ungeeignet.“

Kein Bus, kein Bürgersteig

Hensing zählt eine Reihe von Gründen auf, die aus seiner Sicht gegen ein Containerdorf just an dieser Stelle sprechen. So seien die Flüchtlinge hier „praktisch abgeschoben“, sagt er. „Hier fährt kein Bus, es gibt keine Geschäfte, keinen Spielplatz, kein Sportplatz, wir haben nicht mal einen Bürgersteig.“

Auch die Erschließung des Geländes halten die Anwohner für problematisch. Eine Abwasserleitung sei nicht vorhanden, das öffentliche Kanalnetz weit entfernt. Hensing warnt zudem vor möglichen Überflutungen des Geländes bei Starkregen im Sommer. „Das kommt immer wieder vor.“

Reiterhof in Sorge

Dunkle Wolken sieht der Reiterhof Monstadt auf sich zukommen, der eine Hälfte der fraglichen Fläche von der Stadt gepachtet hat. Allerdings könne die Stadt den Pachtvertrag innerhalb von nur drei Monaten kündigen, erzählt Inhaberin Janine Frielinghaus. „Seit über 20 Jahren nutzen wir diese Fläche als Weide für die artgerechte Haltung unserer Pferde“, sagt sie. „Da aber in naher Umgebung keine Alternative für eine Weidefläche besteht, wäre dies für uns ein existenzvernichtender Eingriff.“

Denn ohne ausreichend Weidefläche würden viele Kunden ihre Pferde woanders unterstellen. Auch sehen die Reiter die Gefahr, dass ihre Tiere durch die ansteigende Lärmkulisse bei über 400 Menschen in nächster Nähe schnell panisch werden könnten. „Dies widerspricht völlig den Richtlinien der Landwirtschaftskammer NRW zur Pferdehaltung“, sagt Frielinghaus.

Ältestenrat schlägt neue Standorte vor

Die Anwohner haben ihre Sorgen nun gebündelt an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch geschickt und planen die Einrichtung einer Bürgerinitiative. Als weitaus geeigneteren Standort einer Flüchtlingsunterkunft in Stiepel schlagen sie die Straße Im Sonderfeld vor.

Während einer Sondersitzung des Ältestenrats der Bezirksvertretung Süd wurden gestern zwei neue Standorte ins Spiel gebracht: In der Hei und Unterfeldstraße. „Diese hätten den Vorteil, längst nicht so abgelegen zu sein wie die Gräfin-Imma-Straße“, sagt Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD). Der Auftrag an die Fachverwaltung lautet nun, diese Standorte zu prüfen und dem Bezirk bei der Sitzung am 15. März vorzustellen. Am 17. März will der Rat abschließend urteilen.

Townsend: „Wahl der Standorte ist flexibel“

Stadtdirektor Michael Townsend erklärt auf Nachfrage, bei der Wahl der Standorte „flexibel“ zu sein. „Wenn uns von der Bezirksvertretung gleichwertige Alternativen genannt werden, wird die Verwaltung sie prüfen.“ Im Süden würden derzeit rund 1000 Flüchtlinge leben. „Dies ist stadtweit gerecht verteilt“, so Townsend. „Das Gerücht, im Süden würden weniger Flüchtlinge wohnen als in anderen Bezirken, stimmt nicht.“