Bochum. 43 Jahre lang hat er in verschiedenen Funktionen an der Hochschule gearbeitet. Unter anderem war er an der Automatisierung der Bibliothek beteiligt.
Die Umzugskartons in seinem Büro im dritten Stock des Verwaltungsgebäudes der Ruhr-Universität verwundern nicht. Das Dienstende steht an für Dr. Karl-Heinz Schloßer (68). Sein offiziell letzter Arbeitstag ist am 31. März. Da er aber noch Urlaub hat, ist sein echter letzter Arbeitstag bereits am kommenden Freitag. Er hat an der Ruhr-Uni ab dem Wintersemester 1966/1967 Mathematik studiert, im Dezember 1974 folgte die Promotion in Mathematik. Seit dem 1. April 1973 hat er in unterschiedlichen Funktionen an der Ruhr-Uni gearbeitet. Seit Mai 2014 war er, als es zunächst keinen Nachfolger für Kanzler Gerhard Möller gab, „mit der Wahrung der Geschäfte beauftragt“. Zuletzt war er Vertreter von Dr. Christina Reinhardt, der Kanzlerin der Ruhr-Uni.
Müssen Sie noch viel einpacken?
Karl-Heinz Schloßer: Das sind nicht meine Kartons. Den Großteil meiner Sachen habe ich bereits gepackt und mitgenommen. Den Rest erledigen in den nächsten Tag meine Mitarbeiterinnen.
Sie waren viele Jahre an der Ruhr-Uni . . .
Karl-Heinz Schloßer: Man kann das in vier Abschnitte einteilen. Im ersten Abschnitt war ich Student und junger Wissenschaftler. In den zweiten Abschnitt fällt meine Arbeit am Rechenzentrum und die Automatisierung der Bibliothek. Wir waren damit so gut, dass es danach Unis aus Halb-NRW übernommen haben. Der dritte Abschnitt ist die Super-Computer-Zeit. Die Ruhr-Uni war die erste Uni, die so einen Superrechner hatte. Dafür benötigten wir einen 40-Quadratmeterraum, er hat 20 Millionen D-Mark gekostet. Abschnitt vier war die Automatisierung der Verwaltung.
Das waren recht viele verschiedene Aufgaben in den vergangenen 43 Jahren.
Karl-Heinz Schloßer: Ich war immer neugierig, andere Dinge zu tun.
Als Chef der Verwaltung: kennen sie alle Mitarbeiter?
Karl-Heinz Schloßer: Nein. Gerade die nicht, die in den vergangenen drei, vier Jahren eingestellt worden sind. Aus dem ehemaligen Dezernat für Instandhaltung kenne ich noch viele. Als ich da gearbeitet habe, habe ich mit vielen gesprochen, um zu verstehen, wie das Imperium Ruhr-Uni funktioniert.
Sie sind fast ein Student/Mitarbeiter der ersten Stunde. Wie haben Sie die Entwicklung der Ruhr-Uni in den vergangenen 50 Jahren erlebt?
Karl-Heinz Schloßer: Auch als Baustelle. Als ich angefangen habe, war längst nicht alles fertig. Deswegen habe ich auch jetzt kein Problem damit, wenn an der Uni an verschiedenen Stellen gebaut wird. Bemerkenswert finde ich rückblickend allerdings die Fantasielosigkeit einiger Menschen, dass keiner sich vorstellen konnte, dass die Uni irgendwann weiterwächst. Das MB- und das MC-Gebäude standen länger leer. Sie wurden dann verkauft, sind sogar fast verschenkt worden. Die Planer der Uni hatten sie sich viel größer gedacht. Jetzt ist sie zugesiedelt mit Hochschule, Technologieparks, der Hochschule für Gesundheit. Das bedeutet, dass die Uni sich nicht entwickeln kann. Es ist daher ein notwendiger Prozess, dass die Uni vom Campus weggeht. Die Uni hat jetzt erst verstanden, dass sie eine lokale Verantwortung hat und die Stadt hat erkannt, dass sie eine Uni hat.
Sie können nicht mehr aktiv an der Entwicklung der Uni teilnehmen. Was denken Sie: was wird aus der Ruhr-Uni?
Karl-Heinz Schloßer: Ich bin sehr optimistisch, dass sie nicht zu einer reinen Bachelor-Uni wird. Die Ruhr-Uni ist an einem Punkt angekommen, wo sie Vertrauen haben muss und die handelnden Menschen etwas riskieren müssen. Wir haben mit Prof. Dr.-Ing. Andreas Ostendorf aber einen guten Prorektor, der wird das Thema treiben.
Katzenbild und Enkelkinder
Sie hat zuletzt das Thema die Ruhr-Uni unter Denkmalschutz bewegt. Wie sehen Sie da die Entwicklung?
Karl-Heinz Schloßer: Ich gehe davon aus, dass es eine außergerichtliche Einigung geben wird. Ich kann die Architekten verstehen, dass sie die Uni erhalten wollen. Aber wir hätten gerne einige Dinge genauer gewusst. Dass wir das musische Zentrum abreißen dürfen zum Beispiel, hätten wir gerne schriftlich. Denkmalschutz muss man auch in Euros ausdrücken und es stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, moderne Laboratorien in alte Gebäude zu bauen? Das ist es nicht.
Dieses Thema wird die Uni weiter beschäftigen. Womit beschäftigen Sie sich, wenn Sie jetzt mehr Zeit haben?
Karl-Heinz Schloßer: Ich mache jetzt 14 Tage Urlaub, dann räume ich zuhause auf und versuche mich um meine Familie zu kümmern. Sie hat in den vergangenen Jahren massiv gelitten, da versuche ich jetzt noch etwas Schadensbegrenzung zu betreiben. Ich habe vier Enkelkinder, um sie will ich mich kümmern. Ich werde mir aber die Entwicklung der Uni ansehen – und ein bisschen malen. Ich habe ein unvollendetes Bild geerbt. Mein Vater hat eine Katze angefangen. Das werde ich fertigmalen und meiner Frau schenken. Und ich würde gerne mal wieder lesen. Dafür hatte ich keine Zeit.