Bochum. Immer mehr Bürger beantragen einen „kleinen Waffenschein“. Die Anzahl der Anträge im Bochumer Polizeibezirk ist in diesem Jahr geradezu explodiert.

Immer mehr Menschen im Bereich der Bochumer Polizeibehörde versorgen sich mit Waffen. In den Städten Bochum, Herne und Witten wurden in diesem Jahr bereits 1267 Anträge für den so genannten „kleinen Waffenschein“ bei der Polizei gestellt, teilte die Polizei auf Anfrage mit. Damit sind die Zahlen geradezu explodiert. Im ganzen Jahr 2015 gab es im ganzen Polizeibezirk gerade einmal 212 entsprechende Anträge, im Jahr 2014 sogar nur 152. Von den 1267 neuen Anträgen sind bereits 651 bewilligt worden.

Der „kleine Waffenschein“ berechtigt die Inhaber dazu, eine Gas- oder Schreckschusspistole in der Öffentlichkeit zu tragen, ebenso eine Signalwaffe. Diese Erlaubnis gilt aber nicht für Veranstaltungen, Gaststätten oder Ähnliches. Außerdem weist die Polizei darauf hin: „Eine Schussabgabe ist nur in tatsächlichen Notwehrsituationen erlaubt.“

Polizei macht Hausbesuche

Die Polizei weist die Bürger „aufgrund der derzeit hohen Nachfrage“ extra darauf hin, dass die Bearbeitung des Antrages voraussichtlich länger als die ansonsten üblichen sechs bis acht Wochen betragen.

Ende 2015 hatten im Bochumer Polizeibezirk rund 2800 Menschen einen „kleinen Waffenschein“ besessen. Diese Anzahl hat sich nun mit den 1267 Neuanträgen in diesem Jahr völlig verändert.

Allerdings erhält längst nicht jeder so eine Waffenerlaubnis: Man darf nicht erheblich vorbestraft und nicht drogensüchtig sein. Die Polizei besucht Bürger auch zu Hause, um zu prüfen, ob sie „geeignet“ wirken. Zu begründen brauchen sie einen solchen Antrag aber nicht.

Waffenhändler verteidigt beunruhigte Menschen

Die Bochumer Polizei sieht die Entwicklung nicht gern. „Wir beobachten das mit Besorgnis, wenn sich die Bürger mit echt aussehenden Schusswaffen aufrüsten.“ Das könne Situationen eskalieren lassen. Ihre Waffen könnten auch falsch benutzt oder gar gegen sie selbst gerichtet werden. Die Soziale Liste im Rat hält den Anstieg der Anträge für „beängstigend“ und „alarmierend“: „Die große Anzahl von Waffen in privater Hand sind kein Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit in unseren Städten, im Gegenteil drohen US-amerikanische Verhältnisse.“

Ein Bochumer Waffenhändler hatte hingegen vor einigen Wochen zur WAZ gesagt: Mit dem Kauf einer Waffe würden sich die Menschen „ein Ventil“ schaffen wollen, um sich zu verteidigen, weil die Polizei oft nicht helfen könne. „Die Psyche wird ruhiger.“