Bochum/Wattenscheid. Seit den Silvester-Übergriffen in Köln fühlten sich viele Bochumer unsicher. Podiumsdiskussion zum Thema „Menschen in Angst – Polizei in Not.“

Wie sicher fühlen sich die Bürger in dieser Stadt? Wie beschützt, etwa von der Polizei? Doch wie steht es um den Freund und Helfer? Um das Thema „Menschen in Angst – Polizei in Not. Gerät unsere freie Gesellschaft aus den Fugen?“ ging es am Donnerstagabend in der Gesprächsreihe „Gott und die Welt“ in der mit ca. 200 Zuhörern gut besuchten Wattenscheider Friedenskirche.

Auf dem Podium vertreten: Bochums neue Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier, der Essener Jugendrichter a.D., Gerd Richter, der stellvertende Vorsitzende der Bochumer Polizeigewerkschaft (GdP) und Leiter der Polizeiwache Wattenscheid, Uwe Danz, sowie Serdar Yüksel (SPD), Wattenscheider Landtagsabgeordneter. Grund und Anlass dieser Diskussion gaben den Veranstaltern die Silvesterübergriffe in Köln.

"Viele Menschen fühlen sich ängstlich"

Eingangsstatements: „Die Stimmung auf der Straße ist wie folgt: Viele Menschen fühlen sich ängstlich“, so Danz. Dieses Gefühl sei subjektiv. „Ich fühle mich nicht unsicher auf Wattenscheids Straßen.“

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Jugendrichter a.D. Richter ärgert sich darüber, dass derzeit keine sachliche Diskussion stattfinde, sondern die Menschen verunsichert würden – auch verursacht durch die Medien. Die schwierige Problematik, die sich durch die Zuwanderung von Flüchtlingen ergebe, müsse sachlich diskutiert werden. Er sagt: „Nicht jeder Flüchtling, der zu uns kommt, ist kriminell.“ Und: „Doch hat der Auslöser Köln die Diskussion in der Öffentlichkeit verändert.“

Polizeipräsidentin Wittmeier: „Bochum hatte in der Silvesternacht kaum Übergriffe. Die kann man an einer Hand abzählen.“ Sie nennt Fakten: „3,5 Prozent aller Straftaten in Bochum sind Gewalttaten, Körperverletzung, 23 Prozent sind Straßenraub.“ Vielmehr aber würden Polizeikollegen Respektlosigkeit beklagen.

Mehr Polizisten für NRW

Ist die Polizei überfordert? Kerstin Wittmeier: „Wir haben rund 1900 Mitarbeiter in Bochum, Herne, Witten. Natürlich können wir noch mehr Polizisten gebrauchen. Doch durch die sehr gute Ausbildung der jungen Polizisten kann viel aufgefangen werden.“ Serdar Yüksel (SPD/MdL) merkte an, dass in NRW jetzt zusätzlich rund 2000 Polizisten ausgebildet würden.

Zum Thema „Nordafrikaner“ sagte die Polizeipräsidentin: „Die Antänzer unter ihnen beobachten wir schon längere Zeit, etwa am Hauptbahnhof. Und auch hier können wir nicht alle Nordafrikaner über einen Kamm scheren. Es gibt viele, die gut integriert sind.“

Die Beantragung des „kleinen Waffenscheins“ sei nach Köln drastisch gestiegen. Wittmeier: „In Bochum gab es sonst 200 Anträge pro Jahr. Seit Anfang des Jahres haben wir im Polizeibezirk Bochum 980 Anträge erhalten.“ Sie warnt: „Eine Waffe animiert aber auch zu mehr Gewalt.“

Podiumsrunde ist in Wattenscheid etabliert

Die Gesprächsreihe „Gott und die Welt“ wird seit vielen Jahren zu aktuellen Themen in der Friedenskirche durchgeführt. Veranstalter sind die ev. Kirchengemeinde Wattenscheid, die Bezirksvertretung und die Werbegemeinschaft. Gesponsert haben diese Folge die Stadtwerke.

Respektlosigkeit, etwa vor der Polizei? Dazu der Jugendrichter a.D. Gerd Richter: „Viele Eltern sind kein Vorbild mehr, leben wenig Positives vor. Die Kinder lernen keine Konsequenzen kennen. Erst dann, wenn sie als Strafmündige vor Gericht stehen und Jugendarrest bekommen.“