Bochum. . Die Nachfrage nach Waffen sei „gewaltig angestiegen“, sagt ein Waffenverkäufer aus Wattenscheid. Immer mehr beantragen einen „kleinen Waffenschein“.

Immer mehr Bochumer verschaffen sich Waffen. Die Nachfrage, sagte am Montag der Wattenscheider Waffenverkäufer Wolfgang Stabe auf Anfrage dieser Zeitung, sei „gewaltig angestiegen“. Schon Anfang Dezember sei das losgegangen, nach den Gewalttaten von Köln habe sich das noch gesteigert. „Die Leute haben Angst“, sagt er. Einige Waffen seien ausverkauft. Und die Großhändler kämen nicht nach. Es gebe „Vorbestellungen ohne Ende“.

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In der Kundenschlange seines Geschäftes standen am Montagmittag vier Männer. Nach dem Grund gefragt, nannten drei „Selbstverteidigung“. Einer wurde konkreter: „Die Ereignisse in Köln.“

Unter den Kunden seien Männer wie Frauen, so Stabe. 90 Prozent würden Pfefferspray kaufen, die übrigen Gassignalwaffen mit Gaspatronen, Platzpatronen oder Reizstoffen, aber auch Elektroschocker und Schrillalarme.

Mehr Anträge für den „kleinen Waffenschein“

Auch die Polizei bestätigt, dass sich immer mehr Menschen bewaffnen. 2014 haben noch 151 Menschen im Polizeibezirk Bochum (mit Herne und Witten) einen „kleinen Waffenschein“ beantragt. Damit wird das Tragen einer Gas- oder Schreckschusspistole in der Öffentlichkeit erlaubt. Im Jahr 2015 haben aber bereits 212 Menschen diese Erlaubnis beantragt. Zurzeit besitzen im Polizeibezirk 2789 Menschen einen „kleinen Waffenschein“. Längst nicht jeder erhält ihn: Man darf nicht erheblich vorbestraft und nicht drogensüchtig sein. Die Polizei besucht Bürger auch zu Hause, um zu prüfen, ob sie „geeignet“ wirken. Zu begründen brauchen sie einen solchen Antrag aber nicht.

Waffen-Verkäufer Stabe legt sich in dieser Frage aber fest: Die Menschen würden sich eine Waffe aus Angst vor Übergriffen und aus einer „Ohnmacht“ heraus besorgen. Auch vor dem Hintergrund der steigenden Flüchtlingszahlen. „Aber keiner spricht das aus“. Mit dem Kauf einer Waffe, glaubt Stabe, würden sich die Menschen „ein Ventil“ schaffen wollen, um sich zu verteidigen, weil die Polizei oft nicht helfen könne. „Die Psyche wird ruhiger.“

Polizei ist besorgt über Aufrüstung

Allerdings sieht der Kaufmann in der wachsenden Nachfrage nach Waffen auch ein Problem: „Gesamt gesehen macht uns das auch Angst, wenn aufgerüstet wird.“ Ähnlich scheint dies die Polizei zu beurteilen. Sprecher Guido Meng: „Wir beobachten das mit Besorgnis, wenn sich die Bürger mit echt aussehenden Schusswaffen aufrüsten.“ Das könne Situationen eskalieren lassen. Ihre Waffen könnten auch falsch benutzt oder gar gegen sie selbst gerichtet werden.

Neben dem „kleinen Waffenschein“ gibt es auch einen Waffenschein für das Tragen einer scharfen Schusswaffe. Aber den besitzen im Polizeibezirk nur zwei Personen. Sie gelten als besonders gefährdet. Jäger und Sportschützen brauchen nur eine „Waffenbesitzkarte“, davon gibt es hier rund 3900.