Bochum. Die Engel-Gruppe sorgt in ihren Bochumer Werken dafür, dass Stadtmobiliar, Zugfenster oder eben Taxischilder lange einen guten Eindruck hinterlassen.

Preisfrage: Was haben der Zentrale Omnibusbahnhof Velbert, das Bergbaumuseum in Bochum und die berühmten gelben New Yorker Taxis miteinander zu tun? Zugegeben, das ist eine Insiderfrage. Die richtige Antwort lautet: Alle drei verdanken ihrem Aussehen zum Teil Bochumer Unternehmen.

Bei der ESP-Pulverbeschichtung an der Carolinenglückstraße in Hamme und bei der Kühl Eloxal GmbH an der Herner Straße in Riemke haben Bänke, Schilder oder Mülleimer des ZOB Velbert, ein Teil der Fassade des Bergbaumuseums und die Schilder von Tausenden Yellow Cabs ihren optischen Schliff und Korrosionsschutz erhalten. Beide Unternehmen gehören zur Engel-Gruppe, die ihren Stammsitz im hessischen Pohlheim hat und die sich allmählich entlang der A45 Richtung Norden entwickelt.

Verbindung mit dem Nachbarn

Nach Bochum ist das Familienunternehmen 2008 gekommen. Damals übernahm es den Metallbau- und Eloxierbetrieb Kühl in Riemke. Und weil sich schon im siegerländischen Kreuztal die Zusammenarbeit mit einer Verzinkerei bewährt hat, war schnell klar, Ähnliches im Ruhrgebiet zu etablieren. „Was in Kreuztal gut funktioniert, könnte auch hier funktionieren, haben wir uns gedacht“, sagt Thomas Engel, Mitinhaber der Engel-Gruppe und ESP-Geschäftsführer. Gemeinsam mit dem unmittelbaren Nachbarn an der Carolinenglückstraße, der zum Coatinc-Company-Konzern gehörenden Verzinkerei Bochum, gründete er ESP und hält zwei Drittel der Anteile.

Das Geschäft geht so: Beim Nachbarn werden die Produkte für Metallbauer, Schlosser oder die Industrie verzinkt, bei ESP mit seinen 30 Beschäftigten dann beschichtet. „Gemeinsam auf dem Markt aufzutreten, also Verzinken und danach die Farbgebung, ist für Kunden gut, sie haben nur einen Ansprechpartner“, erklärt Engel. Und wirtschaftlicher ist die unmittelbare Nähe von Firmen zweier aneinanderliegender Wertschöpfungsbereiche auch. Lange Transporte bleiben aus, was sich angesichts der eher geringen Wertschöpfung („Sie bewegen viel Masse und machen ein bisschen Farbe drauf“) ohnehin verbietet.

© Andreas Rorowski

Vier Kilometer Luftlinie weiter können die Oberflächen von Aluminiumprodukten veredelt werden. Ein Verfahren, das zwischenzeitlich sein Alleinstellungsmerkmal verloren hatte und durch die aufkommenden Pulverbeschichtung ins Hintertreffen geriet. „Aber im Moment erfährt es eine Renaissance“, sagt Thomas Engel.

Beide Verfahren anbieten zu können, ist gut fürs Geschäft. Und tatsächlich ist dieses Geschäft mehr als „nur ein bisschen Farbe draufmachen“. Sonst würde etwa ein Kunde wie die Deutsche Bahn, deren Zugfenster zu einem erheblichen Anteil in Bochum veredelt werden, sich nach Alternativen umschauen. Die Verfahren sind bekannt. „Das A und O ist die Vorbehandlung“, so Engel. „Was mache ich mit dem Material, damit die Beschichtung lange hält und die Schicht darunter, Zink, Aluminium oder Stahl, nicht anfängt zu korrodieren. Das ist so wie bei Autos. Sie können eine Premiumklasse kaufen oder Massenware.“ Bei ESP haben sie den Anspruch, die Premiumklasse zu bedienen.

Oberstes Gebot ist die Flexibilität 

Wer die Produktionshalle an der Carolinenglückstraße betritt, dem fallen die peinliche Ordnung und Sauberkeit und das Transportsystem auf. Mit einer Power-&-Free-Förderanlagen werden Einzelteile an einem unter der Decke hängenden Schienensystem über die verschiedenen Arbeitsprozesse hinweg durch die gesamte Halle geschoben: angefangen von der mehrgängigen, 800.000 Euro teuren Vorbehandlung der Werkstücke über die automatische oder per Hand erledigte Farbbeschichtung und dem Einbrennofen bis hin zur Auslieferung.

„Die Anlage ist unser eigenes Kind. Wir haben die einzelnen Komponenten entworfen, herstellen lassen und zusammengefügt“ erklärt Geschäftsführer Bülent Sahin. In zwei Schichten wird an fünf Tagen gearbeitet, manchmal auf drei Schichten umgestellt und der Samstag hinzu genommen. „Wir sind Dienstleister und stehen am Ende der Kette“, so Thomas Engel. Was auf den Hof komme, müsse spätestens nach einer Woche ausgeliefert werden. Das erfordere viel Flexibilität. Gerade im Sommer ist die Auslastung groß, da ESP zum erheblichen Teil für die Baubranche arbeitet. Und die boomt zurzeit. Sich für den Standort Bochum entschieden zu haben, hat sich aus Sicht des Inhabers gelohnt. „Ich bin zufrieden.“ Das will bei Geschäftsleuten schon etwas heißen.