Bochum. Nach Gewalt in der Rocker-Szene steht ein Bochumer vor Gericht. Als Präsident des MC Gremium Duisburg soll er bei einem Raub mitgemacht haben.
Nach einer brutalen Gewaltattacke auf einen „Freeway-Rider’s“-Rocker (51) im Rheinland steht seit Freitag der Ex-Präsident des Rockerclubs „Gremium MC Duisburg“ vor dem Bochumer Landgericht. Der 37-jährige Bochumer gab zu, bei dem Raubüberfall dabei gewesen zu sein. Beteiligt habe er sich aber nicht.
Zusammen mit 22 weiteren Gremium-Rockern war der Angeklagte am Abend des 5. Februar 2014 zum Clubhaus der Freeway-Rider’s in Alpen bei Rheinberg gefahren. Nicht mit dem Motorrad, sondern mit mindestens fünf Autos. Man wollte, sagte der Angeklagte zum Prozessauftakt, dortige Schilder mit dem Vereinsemblem abschrauben. Es habe vorher „verbale Anfeindungen uns gegenüber“ gegeben, damit sich kein Gremium-Club in der dortigen Gegend niederlassen solle. Dann aber ist vor dem Clubhaus alles eskaliert.
Rockerkutte geraubt
Mehrere Gremium-Rocker haben laut Anklage auf dem Parkplatz vor dem Clubhaus einen Freeway-Rider aus der Beifahrertür seines Autos gezerrt, ihn verprügelt und ausgeraubt. Beute: Ein Navigationsgerät, ein Handy, eine Geldbörse, eine Krankenkassenkarte – und auch eine Rockerkutte. Gerade dieses Teil zu rauben, gilt in Rockerkreisen als schlimmer Affront. Das Opfer, ein Kranführer, wurde damals schwer verletzt und lag drei Tage im Krankenhaus.
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Der Angeklagte, ein mehrfacher Familienvater, sagt, dass der Überfall nicht geplant gewesen sei. „Das war nicht in meinem Sinne.“ Mit so vielen Leuten auf nur eine Person draufgehen – „das macht man einfach nicht“. Als er am Tatabend gesehen habe, dass jemand verprügelt worden sei, habe er gerufen: „Aufhören! Das reicht!“ Die Gewalt sei dann beendet worden. Erst einige Tage später habe er erfahren, dass eine Kutte erbeutet worden ist. Sie sei später „verbrannt“ worden. Das Opfer war am Freitag als Zeuge geladen, verweigerte dort aber die Aussage.
Anklage nach Verwüstung einer Bochumer Gaststätte
Der Angeklagte, der mehrere Monate in U-Haft gesessen hatte, aber längst wieder auf freiem Fuß ist, war wenige Monate nach dem Überfall aus dem Gremium-Club ausgetreten - wegen „interner Streitigkeiten“. Nach einer Zeit in einem anderen Rockerclub habe er sich mittlerweile aus dem Rocker-Milieu gelöst. Heute arbeitet er in einer Spielhalle.
Der Angeklagte ist möglicherweise selbst Opfer von Freeway-Rider’s-Mitgliedern geworden. Im Mai 2014 war eine Gaststätte in Bochum-Werne, die er damals betrieben hatte, von mehreren Männern gestürmt und sehr schwer verwüstet worden, unter anderem mit Baseballschlägern. Der Koch erlitt einen Schock. Wegen dieser Randale hat die Staatsanwaltschaft zwei Herner (41, 50), einen Castrop-Rauxeler (50), einen Wittener (45) und einen Gelsenkirchener (53) angeklagt. Alle sollen Mitglieder der Freeway Rider’s sein. In dieser Sache gibt es noch keinen Gerichtstermin. Hinzu kommt, dass Anfang 2015 ein Unbekannter auf das Haus des jetzt Angeklagten geschossen worden sein soll. Es ist gibt klare Einschüsse.
Jetzt aber wird erst einmal gegen ihn selbst verhandelt. Wann ein Urteil ergeht, ist noch unklar.
Zum Prozessauftakt gab er einmal einen Einblick in die Gewaltbereitschaft von bestimmten Rockern: „Generell ist es so, dass wenn man sich trifft sich auch schlägt. Wie beim Fußball auch.“ Er fügte hinzu: „Es soll aber schon im Rahmen der Fairness sein.“
Weitere (Ex-)Gremium-Rocker sind jetzt nicht angeklagt. Es gibt zwar ein Video vom Clubhaus, aber die Qualität ist zu schlecht, um darauf andere Täter zu identifizieren.