Bochum. . Der Unterrichtsausfall an der Heinrich-Böll-Gesamtschule nimmt zu. Die Integration von Flüchtlingskinder könnte zur neuen Komponente werden.
Nicht für die Schule lernt ihr, sondern für das Leben. Wenn denn die Stunden dazu stattfinden und nicht immer mehr Unterricht ausfällt.
Zwei Bochumer Eltern wollen an der Heinrich-Böll-Gesamtschule folgende Zahlen dokumentiert haben: Die EF5 (Einführungsklasse 5 des 11. Schuljahrgangs) habe pro Woche 25 volle Schulstunden (60-Minuten-Unterrichtsstunden).
Davon sollen im letzten halben Jahr bis zu einem Drittel ausgefallen sein. Exakter: In der Schulzeit nach den Herbstferien – 19. Oktober 2015, bis hin zum letzten Tag vor den Weihnachtsferien, 17. Dezember 2015 – sollen von regulär 216 Unterrichtsstunden 52 nicht stattgefunden haben.
Keine Stellungnahme der Schule
Im neuen Jahr soll die Statistik gar noch schlechter sein: 25 ausgebliebene Stunden allein im Januar – von 75 vorgesehenen. Die Eltern sorgen sich sowohl um die schulische Ausbildung ihrer Kinder als auch um deren Zukunft.
Dass seitens der Schule für ausfallende Stunden vorgesehene eigenverantwortliche Arbeiten der Schüler anhand zuvor gestellter Aufgaben sei in diesem Umfang nicht mehr realisierbar. „Die schulische Ausbildung läge schließlich in den Händen der Schule und nicht in denen der Kinder“, sagt die anonym bleiben wollende Mutter.
Die Schule war für eine Stellungnahme wiederholt nicht zu erreichen. Auch die Bezirksregierung Arnsberg, die für die weiterführenden Schulen Bochums zuständig ist, lieferte keinerlei Zahlen oder Informationen auf Nachfrage dieser Zeitung. Womöglich ebenfalls eine Art von Ausfall.
Erhebung nur stichprobenartig
Auch über die Art, wie Unterrichtsausfall überhaupt erfasst wird, haben Schulministerium und Landesrechnungshof unterschiedliche Auffassungen. Das Schulministerium seinerseits kommt auf niedrigere Prozentwerte, da Vertretungsstunden dort mit in die Statistik einfließen. Eine Gemeinsamkeit gibt es dennoch: Die Erhebung erfolgt stichprobenartig.
Zu differenzieren sei auch zwischen Quantität und Qualität des Unterrichts. „Es gibt keinen linearen Zusammenhang zwischen der Anzahl an ausgefallenen Stunden und dem Unterrichtserfolg“, sagt Gabriele Bellenberg, Leiterin des Instituts für Erziehungswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum.
Neue Auffangklassen
Eine neue Komponente könnte durch die Integration von Flüchtlingskindern nun hinzukommen. Das Einrichten von vier Containerklassen an der Heinrich-Böll sei notwendig um entsprechende Auffangklassen zu bilden. Mehr Klassen bräuchten aber auch mehr Lehrer. „Pro neuer Auffangklasse wird in der Regel eine halbe Integrationslehrstelle geschaffen“, sagt Anette Eichler, Leiterin der Abteilung Bildung der Stadt Bochum.
Bleibt zu hoffen, dass die Regel nicht zur Ausnahme wird, schließlich soll es nicht heißen: Nichts in der Schule lernt ihr für das Leben.