Bochum. . Schauspielhaus Bochum legt Diskussions- und Aufführungsprojekt „Das eigene & das Fremde“ auf. Öffentlicher Diskurs zum Thema „Offene Gesellschaft“.

„Wir verstehen das Theater als Ort der Einmischung.“ – Mit diesem Satz bringt Schauspielhaus-Dramaturg Alexander Leiffheidt den Ansatz eines Themenmonats auf den Punkt, der in dieser Woche beginnt, und der sich bis Anfang April mit DEM Thema der aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussion beschäftigt, der Flüchtlingskrise. Diese wird, so die Schauspielhaus-Formulierung, mehr und mehr zum „Stresstest für die offene Gesellschaft“. „Mehr denn je stellt sich die Frage, wie wir in Zukunft zusammen leben wollen“, sagt Leiffheidt. Verschiedene Fragestellungen, die sich daraus ergeben, soll mit dem Themenmonat „Das Eigene & das Fremde“ nachgegangen werden. Streng öffentlich, natürlich. Und unter (hoffentlich) zahlreicher Beteiligung vieler Bochumer Bürger/innen.

Zwei Premieren

Das Anwachsen der Flüchtlingsströme in Europa beherrscht vom Parlament über den Arbeitsplatz bis zu den Stammtischen alle Gespräche. Das Diktum der Kanzlerin „Wir schaffen das“ hat eine Welle der Hilfsbereitschaft hervorgebracht, aber zunehmend auch Ablehnung. Können/wollen wir uns eine offene, von Freiheitsrechten geprägte Gesellschaft leisten? Wann schlägt die Verteidigung der Freiheit um in ihr Gegenteil? Das sind Fragen, auf die das Schauspielhaus wenn schon keine Lösungen, so doch Antworten finden will.

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Der Themenmonat „Das Eigene & das Fremde“ geht auf verschiedene Weise besagten Punkten nach. Im Zentrum steht die deutschsprachige Erstaufführung von Anders Lustgartens „Lampedusa“, die Chefdramaturg Olaf Kröck inszeniert. Der britische Autor stellt die Migrationswelle mithilfe zweier Einzelgeschichten in einen gesamteuropäischen Kontext; es ist ein eindringlicher zeitgenössischer Theatertext, der diesen Freitag (11.3.) in den Kammerspielen Premiere hat.

Umgang mit Sorgen, Ressentiments und Abwehrprozessen

Ein zweiter Bühnen-Schwerpunkt ist die Premiere des neuen Regieprojekts von Hermann Schmidt-Rahmer, der Elfriede Jelineks Werke zur Flüchtlingskrise „Die Schutzbefohlenen“ zum Ausgangspunkt seiner Inszenierung nehmen wird. Die weiteren Teile des Jelinek-Textkonvoluts, „Appendix“, „Coda“ und der erst im Januar 2016 entstandene Part „Epilog auf dem Boden“ werden ebenfalls Teil des Abends sein – kritische Bestandsaufnahme geo-politischer Zusammenhänge wie künstlerisch-ästhetisches Programm gleichermaßen (Premiere 9.4., Kammerspiele).

Weitere Veranstaltungen innerhalb des Themenmonats: Am 13. März wird als Teil der bundesweiten Initiative „Die offene Gesellschaft“ zu einer öffentlichen Diskussion in die Kammerspiele eingeladen. In der Matinee von „Die Schutzbefohlenen“ (3. April) geht es um den Umgang mit Sorgen, Ressentiments und Abwehrprozessen und um die Frage, ob wir einem Krieg der Welten entgegenblicken. Am 30. März lädt der Bochumer WorldBeatClub unter dem Titel „Musik verbindet“ zu einem Konzert in die Eve Bar ein und am 6. April wird mit einer Lesung im Tana’s Omar El-Saeidi Abbas Khiders „Ohrfeige“ präsentiert.

Ausführliche Informationen über das Gesamtprogramm des Themenmonats finden sich auf www.schauspielhausbochum.de