Bochum. . Die Stadt Bochum hat für Sprachkurse für Flüchtlingskinder nach neuen Mitarbeitern gesucht. Die Gewerkschaft befürchtet Lohndumping und prekäre Beschäftigung.
In einem Punkt sind sich fast alle einig: Damit die in den letzten Monaten nach Bochum gekommenen Flüchtlinge ein Teil unserer Gesellschaft werden können, müssen sie schnellstmöglich die Sprache lernen.
Um diese Aufgabe zu stemmen, hat die Stadt jüngst nach neuen Mitarbeitern gesucht, die bei Deutschkursen für Flüchtlingskinder helfen können. Mit einer Stellenausschreibung suchte sie online „Lehramtsstudierende mit der DaZ/DaF-Qualifikation (Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache, Anm. d. Red.), Lehrerinnen, Lehrer und auch pensionierte Lehrerinnen und Lehrer“. Diese sollten befristet eingestellt und nach der Entgeltgruppe 4 des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) entlohnt werden.
Keine Lehrer, sondern Hilfskräfte
Das hat die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf den Plan gerufen. Sie befürchtet, dass angesichts der angespannten Finanzsituation der Stadt Lohndumping betrieben würde. „Ein Lehrer verdient um die Hälfte mehr als hier angeboten wird“, kritisiert der Vorsitzende Ulrich Kriegesmann. Laut Sprecherin Tanja Wißing habe die Stadt allerdings zu keiner Zeit Lehrer gesucht, sondern Hilfskräfte. 20 Lehramtsstudenten, die in ihrem Studium eine Ausbildung zum DAF-Lehrer machen, sind nun seit Januar und Februar geringfügig bei der Stadt beschäftigt und erhalten dabei einen Stundenlohn von 13 Euro. „Das ist die Summe, die die Ruhr-Universität ihren studentischen Hilfskräften zahlt“, sagt Wißing.
Die 20 eingestellten Studenten unterstützten im Rahmen ihres Nebenjobs an 16 Grundschulen und 21 weiterführenden Schulen DAF-Lehrer bei der Vermittlung von Deutschkenntnissen. Dabei würden sie Hilfstätigkeiten ausführen, sie unterrichteten also nicht eigenverantwortlich und leiteten keine Klasse. Die Schulleiter würden mit den Studierenden die Einsatztage absprechen, die Stundeninhalte konzipierte der jeweilige DAF-Lehrer.
GEW: Viele Dozenten haben sich umorientiert
Dennoch sieht die GEW die Situation kritisch. „Studenten erhalten im Landesdienst, etwa bei Vertretungstätigkeiten in öffentlichen Schulen, ein um 25 Prozent höheres Gehalt“, sagt Ulrich Kriegesmann. Dies würde der Entgeltgruppe 9 des TVöD entsprechen.
Zu bedenken sei auch, dass jetzt schon ein großer Mangel an qualifizierten Fachkräften für Deutsch bestehe. Ein Großteil der Dozenten habe sich wegen der prekären Beschäftigungsverhältnisse in diesem Bereich bereits umorientiert. „Es ist nicht akzeptabel, dass – angesichts einer zugegeben schwierigen Situation – die Lohnschraube im Bildungsbereich nach unten gedreht wird“, so Kriegesmann.