Bochum.. Vorbereitungen für die Kassen-Ausweise stehen vor dem Abschluss. 2500 Männer und Frauen wurden bereits fotografiert. Kliniken beobachten keinen Anstieg der Behandlungen in den Notaufnahmen.
Die Vorbereitungen für die Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte für Flüchtlinge in Bochum stehen vor dem Abschluss. Ein Anstieg der ärztlichen Behandlungen ist zumindest in den heimischen Kliniken bisher nicht zu beobachten.
Als eine der ersten Städte in NRW hatte Bochum im Januar die Gesundheitskarte für Flüchtlinge eingeführt. Sie sei „ein wichtiges Signal“, so OB Eiskirch (SPD): für die Asylbewerber, die Würde und Selbstbestimmung bei der Gesundheitsversorgung erlangten; gleichsam für die Mitarbeiter des Sozialamtes, die spürbar entlastet würden.
3000 Anmeldungen sind erfolgt
Die – in vielen Kommunen umstrittene – Vereinbarung zwischen Land und gesetzlichen Krankenkassen ermöglicht es den Städten, Flüchtlinge mit der Versichertenkarte auszustatten. Musste zuvor jede ärztliche Behandlung vom Sozialamt genehmigt werden, können die Flüchtlinge damit direkt eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsuchen und die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung nutzen (mit Einschränkungen u.a. beim Zahnersatz und bei Kuren).
In Bochum kooperiert die Stadt mit der Knappschaft. 3000 Anmeldungen sind bislang erfolgt. Dafür wurden seit Januar 2500 Frauen und Männer fotografiert (Kinder bis 14 Jahren brauchen für die Karte kein Lichtbild). „Damit sind wir mit mehr als der Hälfte durch“, erklärte eine Knappschafts-Sprecherin am Freitag auf WAZ-Anfrage.
Bis es zur Ausgabe der Karten kommt, kann beim Arztbesuch ein Abrechnungsschein vorgelegt werden. In welchem Maße und für welche Krankheiten die Flüchtlinge von dem einfacheren System Gebrauch machen, vermag die Knappschaft noch nicht zu sagen: „Die Abrechnung erfolgt quartalsweise. Deshalb sind aktuell keine Daten verfügbar“, teilt die Sprecherin mit.
Kein wesentlicher Anstieg der Behandlungen
Die Landesregierung geht beim Einsatz der Gesundheitskarte nicht von einem generellen Anstieg der Leistungsausgaben aus. Das bestätigen erste Erfahrungen in Bochumer Krankenhäusern. In der Kinderklinik sind es täglich drei Flüchtlingskinder, die – meist mit typischen Kinderkrankheiten und Symptomen wie grippalen Infekten, Bauchschmerzen und Erbrechen – behandelt werden. Mit täglich jeweils ein bis zwei Patienten ist auch die Zahl der Flüchtlinge in den Zentralen Notaufnahmen des St. Josef-Hospitals und im St. Elisabeth-Hospital überschaubar, teilt Kliniksprecher Dr. Jürgen Frech mit. Hier sind ebenfalls grippale Infekte sowie Hauterkrankungen und Rückenbeschwerden besonders häufig.
Zunehmend Probleme bereiten indes die Sprachhürden. Im Katholischen Klinikum, in dem Beschäftigte aus 50 Nationen arbeiten, sind einzelne Mitarbeiter als Dolmetscher benannt. Im Bergmannsheils sei „es mitunter schwer, mit den Flüchtlingen, die in die Notaufnahme kommen, zu kommunizieren. Man behilft sich halt irgendwie“, schildert Chefarzt Prof. Tegenthoff.
Abschlagszahlung gestoppt: Knappschaft tritt in Vorleistung
8,4 Millionen Euro hat die Stadtverwaltung für die Übernahme sämtlicher Behandlungskosten für die Flüchtlinge im Haushalt 2016 bereit gestellt.
Ursprünglich war ab Januar eine Abschlagszahlung an die Knappschaft von monatlich 200 Euro pro Flüchtling vereinbart worden.
Darauf verzichtet die Krankenkasse „bis auf Weiteres“, hieß es in dieser Woche im Fachausschuss. Die Knappschaft tritt nun komplett in Vorleistung.